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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 55.1939-1940

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Christoffel, Ulrich: Friedrich Loos (1797-1890)
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https://doi.org/10.11588/diglit.16488#0111

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Friedrich Loos. Am Neusiedler See in Ungarn

Friedrich Loos (1797—1890). Von Ulrich Christoffel

Der Grazer Maler Friedrich Loos erlebte eine eigen-
artige kurze Blüte seiner künstlerischen Tätigkeit in
den Jahren, als er mit dem Künstlerkreis im Salz-
kammergut in Berührung trat und empfangend und
anregend seine Geschicke teilte. Man kann sich
heute kaum mehr oder nur nach literarischen Quel-
len vorstellen, welchen Eindruck die Berge in ihren
Farben und Beleuchtungen, ihren "Wasserfällen.
Schluchten und Wäldern und vor allem in ihrem
gotischen Emporstreben über alles menschliche Maß
hinaus auf die romantischenMalerdesNordens mach-
ten, denn das Salzkammergut ist zuerst von Schinkel.
Olivier, Beinhold. Richter entdeckt worden. Die
barocke Raumanschauung erhielt durch den Anblick
des Gebirges Form. Ordnung und Flalt. und die Blick-
richtung wechselte allmählich von der Breite nach
der Tiefe und Höhe, die dem romantischen und
heroischen Bildideal entsprachen. Die Bilder vom
Watzmarrn von Olivier. Beinhold und Richter lösten
die eigentümliche Femwirkung aus. daß Caspar Da-
vid Friedrich, ohne das Gebirge je gesehen zu haben,
allein aus einer melancholischen Sehnsucht nach
geistiger Überhöhung eine Landschaft mit denWatz-

mannspitzen malte. Das Hochgebirge wurde somit
zu einer Quelle der neuen Landschaftsauffassung des
19. Jahrhunderts, und seine Entdeckung diente be-
sonders der Münchner Schule, die das künstlerische
Erbe der Salzburger antrat, bis heute zur unerschöpf-
lichen, noch immer fortwirkenden Förderung.
Die österreichischen Maler, die von Y\ ien her ins
Salzkammergut kamen, wurden weniger von der
romantischen und heroischen Größe der Berge als
von dem Beichtuni der feinen malerischen Einzel-
heiten berührt. Auch Friedrich Loos brachte vor
allem ein sensibles Empfinden für Licht und Ton
und das Stiftersche Behagen am Kleinen und Nahen
nach Salzburg, wo sich seine Bildanschauung erst an
den Vorbildern der Norddeutschen kräftigen sollte.
Friedrich Loos wurde im Jahre 1797 in Graz ge-
boren, zog aber mit seinen Eltern schon als Kind
nach Wien und besuchte in Wien Schule und Aka-
demie. Eine Beise zu dem Kunstsammler Speck von
Sternburg in Lützschena bei Leipzig und von dort
über Dresden und Prag nach Wien zurück brachte
ihn im Jahre 1825 mit der mitteldeutschen Kunst
in Beziehung. Ein Jahr später kam er nach Salz-

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