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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 55.1939-1940

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Hellwag, Fritz: Meister der Plastik: Ausstellung im Künstlerhaus zu Berlin. Veranstaltet von der Hauptstelle "Bildende Kunst" des Beauftragten des Führers
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https://doi.org/10.11588/diglit.16488#0303

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B Kunstbibliothek
Staatliche Museen

Foto Schzcartzkopff, Berlin-Spandau

Georg Kolbe. Die Hüterin

Aufgaben mit großer Wucht an-
packt. Die Aufgaben sind an sich
wahrlich äußerlich schon groß ge-
nug, so daß diese selbst nicht mehr
übersteigert zu werden brauchten.
Thorak, in seiner verständlichen Lei-
denschaft, tut es aber zuweilen und
behindert sich dabei in der künstle-
rischen Ausführung, was ihn dann
leicht zur Anhäufung von charakte-
ristischen Einzelmerkmalen führt.
Die Wirkung der großen Umriß-
linien leidet gelegentlich hierunter.
Das muß offen gesagt werden, um
dieser starken Begabung bei der Bän-
digung seiner Leidenschaft ratend
zur Seite zu stehen. Gewiß ist die
Willensausprägung seines Kopfes
Friedrichs des Großen außerordent-
lich, und die starre Kraft des weit-
schauenden Schlachtendenkers steckt
darin, und doch scheinen manche
Einzelheiten nicht absolut notwen-
dig zu sein zur Erreichung des künst-
lerischen Zieles.

Arno Breker geht ganz auf die Be-
herrschung des Körpers durch den
heroischen Willen aus, der seine ge-
horsame bedingungslose Hingabe
fordert. Die Entschlossenheit zu sol-
cher Hingabe kommt, besonders im
Kopf seiner doppelt lebensgroßen
Figur, die er „Bereitschaft" nennt
und die für die künftige „Soldaten-
halle" in Berlin bestimmt ist, gut
zum Ausdruck. Mit großer Konzen-
tration erwartet der Krieger den
Angriff des Gegners, man fühlt das
leise Beben der Nasenflügel, der ge-
kniffenen Augenlider um den scharf
aufs Ziel gerichteten Blick, w7ährend
der Mund hochgemut der nahenden
Gefahr zu trotzen scheint. Das ist
eine gut physiognomische Leistung,
die sagt, was sie wollte.
Aber Breker fühlt voraus, daß die
Verkörperung des Kriegerischen
keine ewige Aufgabe sein wird, und
so versucht er sich in einer Groß-
figur des „Dionysos". Wenn auch
traditionell dieser Weingott anders
gesehen wird, so interessiert sie uns
doch als eine Überleitung zu Mög-
lichkeiten friedlicherer, lebensfroher
Gestaltung. Es ist diese, wenn man
sie so bezeichnen darf, „Entspan-
nung", die die Freude am eigenen
kraftvollen Körper nicht beeinträch-
tigt, symbolisch dargestellt in der
einen noch geballten und in der an-
deren schon geöffneten Hand. So ist
eine Brücke angedeutet, die wirklich
die Jungen mit den Älteren, mit
Kolbe und Scheibe verbindet.

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