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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 55.1939-1940

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Theunissen, Gert H.: Zum Schaffen des Malers Karl Eulenstein
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https://doi.org/10.11588/diglit.16488#0099

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Karl Euienstein. Nehrungslandschaft

Zum Schaffen des Malers Karl Eulenstein. Von G. H.Theunissen

Über den Maler Karl Eulenstein sprechen heißt, von
der Unruhe eines durch keine Tagesprogramme und
keinerlei Großmannssucht gehlendeten und getrüb-
ten Geistes sprechen, der. weitab von den falschen
Zaubereien und künstlichen Selbstbeschwichtigun-
gen der ebenso braven wie traurigen Mittelmäßig-
keiten, nach der Wirklichkeit des Menschen sucht,
heißt von einer Unruhe sprechen, die sich selbst als
das Kainszeichen großer Fragwürdigkeit vor der Er-
habenheit des sprühenden Lichtes über Dünen und
Meer, vor der geheimnisvoll verschlossenen Kraft
der Tiere und vor dem atemlosen Dahingleiten der
Schiffe durch das dröhnende Blau der Meeresnächte
empfindet und versteht.

In dem umfangreichen Werk, das dieser im Jahre 1892
zu Memel geborene und durch vier Jahre Weltkrieg
gehärtete und geläuterte Künstler unter dem Zwang

der Gesichte und der Qual, die dem Menschen das
Mysterium der Frage nach Gott und Welt bereitet,
in Monologen von glühenden, träum verhängten Far-
ben schuf, finden sich manche Bilder — und sie sind
die besten unter vielen "\ ersuchen und immer wieder
neuen Anläufen zum Vollkommenen und Frag-
losen —. vor denen es nicht mehr möglich ist. bloß
gescheite oder bloß weniger gescheite Anmerkun-
gen zur Kunst zu machen.

Angesichts solcher Bilder wird nur der in den Din-
gen der Kunst mit Blindheit Geschlagene noch von
..Landschaftskunst"" im Sinne einer (wenn auch noch
so geschmackvollen) Abbildnerei reden. Denn hier
bricht aus den Hintergründen des Lebens die Wirk-
lichkeit in unsere Illusionen ein. zu denen die Kunst
der Mittelmäßigen sich so leicht und gern verflüch-
tigt. Aber was hat es für einen Sinn, zu rechten und

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