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Christoffel, Ulrich: Die große deutsche Kunstausstellung 1940
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.16488#0280
Friedrich Stahl. Ausfahrt in Venedig
Große Deutsche Kunstausstellung, München 1940
Die „Große Deutsche Kunstausstellung" 1940. Von Ulrich Christoffel
Es ist Brauch geworden, daß in jedem Jahr ein Künst-
ler zu einer Sonderschau im Hause der Deutschen
Kunst eingeladen wird: für das vierte Ausstellungs-
jahr ist diese Wahl auf Friedrich Stahl gefallen, der,
75 Jahre alt, am 12. Juli in Rom gestorben ist. Man
könnte Friedrich Stahl nach der koloristischen Emp-
findung, mit der er sich in die alten italienischen
Meister eingelebt hat, und nach den Themen, die er
aus dem Bilderkreis der florentmischen Quattrocenti-
sten schöpft, einen letzten Präraffaeliten nennen.
Aber der Künstler sieht die alte Welt mit modernen
Maleraugen an, und wenn er grau in grau einen
ärmlichen Innenraum oder den steinigen Aufstieg zu
S. Francesco in Fiesole malt oder Ansichten von Pe-
rugia und Spello, Motive von römischen Gärten,
Brunnen und Brücken mit farbiger Finesse aufzeich-
net, sind seine Bilder zwar meist in eigenartigen Per-
spektiven und Ausschnitten aufgenommen, aber sie
sind durchaus wirklichkeitsnah und mit malerischem
Gefühl betrachtet. Dann aber malt Stahl altmeister-
liche Novellen wie den Triumph des Amor, das Volk,
das der Predigt Johannes des Täufers lauscht, Frauen,
die einem Geschichtenerzähler zuhören. Amor, der
um die tote Psvche trauert oder ein Liebespaar in
Kunst für Alle, Jahrg. 55, Heft 12. September 1940
34
265
Große Deutsche Kunstausstellung, München 1940
Die „Große Deutsche Kunstausstellung" 1940. Von Ulrich Christoffel
Es ist Brauch geworden, daß in jedem Jahr ein Künst-
ler zu einer Sonderschau im Hause der Deutschen
Kunst eingeladen wird: für das vierte Ausstellungs-
jahr ist diese Wahl auf Friedrich Stahl gefallen, der,
75 Jahre alt, am 12. Juli in Rom gestorben ist. Man
könnte Friedrich Stahl nach der koloristischen Emp-
findung, mit der er sich in die alten italienischen
Meister eingelebt hat, und nach den Themen, die er
aus dem Bilderkreis der florentmischen Quattrocenti-
sten schöpft, einen letzten Präraffaeliten nennen.
Aber der Künstler sieht die alte Welt mit modernen
Maleraugen an, und wenn er grau in grau einen
ärmlichen Innenraum oder den steinigen Aufstieg zu
S. Francesco in Fiesole malt oder Ansichten von Pe-
rugia und Spello, Motive von römischen Gärten,
Brunnen und Brücken mit farbiger Finesse aufzeich-
net, sind seine Bilder zwar meist in eigenartigen Per-
spektiven und Ausschnitten aufgenommen, aber sie
sind durchaus wirklichkeitsnah und mit malerischem
Gefühl betrachtet. Dann aber malt Stahl altmeister-
liche Novellen wie den Triumph des Amor, das Volk,
das der Predigt Johannes des Täufers lauscht, Frauen,
die einem Geschichtenerzähler zuhören. Amor, der
um die tote Psvche trauert oder ein Liebespaar in
Kunst für Alle, Jahrg. 55, Heft 12. September 1940
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