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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 55.1939-1940

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Manggold, Walter: Fritz Klimsch
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https://doi.org/10.11588/diglit.16488#0116

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Fritz Klimsch. Der Künstler an zwei Hilfsmodellen für Brunnen für den Garten des Reichsaußenministeriums

FHtZ Klimsch. Von Walter Manggold

Das Lebenswerk des Bildhauers Fritz Klimsch um-
faßt große, kolossalische Denkmäler. Einzel plasti-
ken, Figurengruppen und Porträts. So verschieden-
artig der Vorwurf, so vielfältig die Formensprache,
so mannigfaltig Aufgabe und Sinn der einzelnen
Werke sind, alle umspannt eine Einheitlichkeit der
bildhauerischen Gesinnung, der inneren Idee wie des
plastischen Ausdrucks. Wenn man Klimschs Kunst
mit einer Formel umschreiben will (und sich dabei
bewußt bleibt, daß in solcher begrifflichen Verengung
nur ein, allerdings wesentlicher Grundakkord ange-
schlagen wird), so kann man sagen, daß in ihr ein
antik gerichteter Formwille Gestalt sucht und findet.
Das ist nicht so zu verstehen, als ob hier ein leerer
Gestus, das Xui-Strukturale einer dekorativ über-
züchteten Kunstrichtung, die spannungslose Form
einer bloß schönen Zuständlichkeit angestrebt würden.
Bei aller Geschlossenheit des plastischen Aufbaues
sind die Bildwerke von einer starken inneren Span-
nung erfüllt, die nicht konventionellen Klassizismus
einer glatten Schönheit, sondern rhythmisches Spiel
der Bewegung gibt, nicht verkrampftes Pathos sta-

tuarischer Ruhe, sondern plastische Fülle in musi-
kalischer Beschwingtheit. Die sinnliche Freude an
der Erscheinung, die Kraft der bildhauerisch-forma-
len Gestaltung, die frei ausschwingende, große Linie
einer fast lyrisch beseelten Auffassung sind die Ele-
mente der Kunst Fritz Klimschs. Nicht Titanentrotz
gegen das Schicksal, nicht die Einsamkeit eines ab-
seitigen Menschen sprechen aus seinen Werken, son-
dern die Daseinsfreude einer gesteigert empfundenen
Wirklichkeit, die ihren Ausdruck in der plastisch aus-
geglichenen Form findet.

Dieser Haltung, die nicht so sehr einer Kunstrich-
tung als einer klaren, persönlichen Welt-Anschau-
ung (aus dem Ab-Bild wird ein Bild der Welt) ent-
springt, entsprechen auch die Ausdrucksmittel. Bei
einer Plastik wie „In Wind und Sonne" wird diese
formgestaltete Lust am Dasein nicht zu einem zügel-
losen Aufjauchzen, nicht zu einer ekstatisch ausge-
schwungenen Bewegung, die sich in ausladenden
Gesten dokumentiert. Verhalten und in lässiger Span-
nung steht dieses Mädchen da in lebensvoller Süße,
die die hochgereckte Anmut des Körpers steigert

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