Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 55.1939-1940

DOI Artikel:
Zu neuen Michelangelo-Aufnahmen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16488#0191

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Michelangelo. Der Morgen. (Vom Grabmal des Lorenzo di Medici]

Florenz, S. Lorenzo. — Aufnahme Kurf Oerfei

Zu neuen Michelangelo-Aufnahmen

Der Film hat sich schon seit einer Reihe von Jahren
mit der Aufnahme von Kunstwerken befaßt und alle
Möglichkeiten der Beleuchtung und der Umkreisung
einzelner Objekte zu ihrer intensiven Schaubarma-
chung erprobt. W ir verdanken diesen Filmen manche
neue Ansicht und Einsicht in die künstlerische Aus-
druckskraft, wobei oft die einzelne Aufnahme schla-
gender und überraschender ist als die Reihenbilder,
die leicht im Zuviel und im Ausnützen aller der ver-
führerischen Filmtricks von der bleibenden Form
des Kunstwerkes wenig übrig lassen.
Die Degeta-Kulturfilm G.m.b.H. hat durch Kurt
O e r t e 1 in zweijähriger Arbeit und mit allem Auf-
wand an Hilfsmitteln einen Michelangelo-Film dre-
hen lassen, der sich im wesentlichen nur mit den
Werken Michelangelos befaßt, die von zum Teil
ganz neuen Blickpunkten aus aufgenommen wurden.
Dabei sind höchst eindrucksvolle Einzelbilder ent-

standen, von denen hier einige gezeigt werden kön-
nen. Zum erstenmal war es möglich, so eingehend
und mit einer derartigen Beleuchtungs-Apparatur
die Plastiken gewissermaßen abzutasten und jede
Phase der kubischen Gestaltung festzuhalten. Eine
gewisse Theatralik wird man in Kauf nehmen müs-
sen, es ist die fast unvermeidliche Folge von bewuß-
ter Hervorhebung einzelner Partien, die wiederum
in dieser Betonung neue Schönheiten sichtbar ma-
chen. Die Lebendigkeit und die Bewegtheit der Ober-
fläche vermag eine derart subjektive und „übertrei-
bende" Aufnahme in einer bisher nie gesehenen
Weise vor Augen zu führen. Man sollte aber das Bild
des Ganzen, des Insichruhenden in Erinnerung ha-
ben, wenn man diese expressiven, malerischen und
auf den Wechsel berechnete Aufnahmen betrachtet,
die als Ergänzung zu diesem Erinnerungsbild zwei-
fellos eine starke Bereicherung bedeuten.

E.H.

180
 
Annotationen