chen italienischen Akkorde nnd Tonfolgen klingen voller Kontrastwirkung, die ganz freie, breite, lok-
auch aus den Bilderreilien italienischer Ausstellungs- kere Vortragsweise und eine höchst persönliche klang-
räume uns entgegen; zugleich mit einem hier in man- reiche Farbengebung.
chen Einzelwerken in wahrhaft genießerischem Be- Dagegen haben Severinis Bilder eine sozusagen tep-
wußtsein sich auslebenden Verlangen nach irgend- pichhaft ausgebreitete feinmaschige Dichte und Aus-
wie schönheitlich dekorativer Inszenierung des Bild- geglichenheit. Eine eigentümlich bannende, fast
ganzen. feierliche Gesamtstimmung ist mir von seinem Aus-
Im Rahmen solcher durchgehenden Grundeigen- Stellungsraum in Rom erinnerlich, nur vergleichbar
Schäften der italienischen Malerei heben sich dann etwa der Wirkung einer musikalischen Komposition
freilich eine ganze Reihe mehr oder minder stark aus- von ebenso strengem kontrapunktischem Satzbau wie
geprägter Individualitäten mit vielfacher Sonderge- rein moderner Rhythmik und Klangfarbe,
bärdung heraus. Ich denke dabei nicht so sehr an Fausto Pirandello ist ein Sohn des bekannten Büh-
die noch bis vor einigen Jahren als markanteste Füh- nendichters, und manches von dessen problematischer,
rer der italienischen Moderne auch bei uns bekannten nervös gespannter Art tritt mit überraschender Wei-
Xamen Carrä, de Chirico, Soffici. Sie alle standen terbildung der väterlichen Erbmasse in der bildkünst-
jedenfalls im Gesamtbild der letztjährigen Quadrien- lerischenPersönlichkeit des jungen Malers wieder zu-
nale entschieden in zweiter Linie, gegenüber einzel- tage. Sogar in Stilleben und kleinen Landschaftsmoti-
nen Vertretern der gleichen und der nächstjüngeren ven, wo die Explosivkraft der farbigen und formalen
Generation, von denen, auch bei gebotener äußerster Durchbildung den Rahmen dieser Bildgattungen bis-
Beschränkung. wenigstens kurz noch genannt wer- weilen fast zu sprengen scheint.
den müssen: Casorati, Severini und Pirandello. Vor allem aber entfaltet sich das leidenschaftliche
Casorati wie Severini waren früher dem Kubismus Temperament Pirandellos in größeren Figurenbil-
und anderen konstruktivistischen Problemen eine Zeit- dern mit eindrucksvollster Dynamik der Bewegung, der
lang zugetan: und die dort gewonnene strenge Form- Gebärdensprache, des physiognomischen Ausdrucks,
Schulung ist es wohl, was noch ihren heutigen Ar- aber auch des Kolorits, indem zwischen vielfach sehr
beiten — beide stehen jetzt in der Mitte ihres 6.Lebens- zurückhaltenden, zartest abgestimmten Tönen immer
jahrzehnts — den eigentümlich festen inneren Halt wieder, mit kühner Plötzlichkeit, ein wirksam orche-
und eine so unbedingt überzeugende ruhevolle Ge- striertes Crescendo leuchtend und klangreich hervor-
schlossenheit verleiht. Dazu bei Casorati. in sehr reiz- bricht.
Gianni Vagnetti. Hochzeitsmahl
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auch aus den Bilderreilien italienischer Ausstellungs- kere Vortragsweise und eine höchst persönliche klang-
räume uns entgegen; zugleich mit einem hier in man- reiche Farbengebung.
chen Einzelwerken in wahrhaft genießerischem Be- Dagegen haben Severinis Bilder eine sozusagen tep-
wußtsein sich auslebenden Verlangen nach irgend- pichhaft ausgebreitete feinmaschige Dichte und Aus-
wie schönheitlich dekorativer Inszenierung des Bild- geglichenheit. Eine eigentümlich bannende, fast
ganzen. feierliche Gesamtstimmung ist mir von seinem Aus-
Im Rahmen solcher durchgehenden Grundeigen- Stellungsraum in Rom erinnerlich, nur vergleichbar
Schäften der italienischen Malerei heben sich dann etwa der Wirkung einer musikalischen Komposition
freilich eine ganze Reihe mehr oder minder stark aus- von ebenso strengem kontrapunktischem Satzbau wie
geprägter Individualitäten mit vielfacher Sonderge- rein moderner Rhythmik und Klangfarbe,
bärdung heraus. Ich denke dabei nicht so sehr an Fausto Pirandello ist ein Sohn des bekannten Büh-
die noch bis vor einigen Jahren als markanteste Füh- nendichters, und manches von dessen problematischer,
rer der italienischen Moderne auch bei uns bekannten nervös gespannter Art tritt mit überraschender Wei-
Xamen Carrä, de Chirico, Soffici. Sie alle standen terbildung der väterlichen Erbmasse in der bildkünst-
jedenfalls im Gesamtbild der letztjährigen Quadrien- lerischenPersönlichkeit des jungen Malers wieder zu-
nale entschieden in zweiter Linie, gegenüber einzel- tage. Sogar in Stilleben und kleinen Landschaftsmoti-
nen Vertretern der gleichen und der nächstjüngeren ven, wo die Explosivkraft der farbigen und formalen
Generation, von denen, auch bei gebotener äußerster Durchbildung den Rahmen dieser Bildgattungen bis-
Beschränkung. wenigstens kurz noch genannt wer- weilen fast zu sprengen scheint.
den müssen: Casorati, Severini und Pirandello. Vor allem aber entfaltet sich das leidenschaftliche
Casorati wie Severini waren früher dem Kubismus Temperament Pirandellos in größeren Figurenbil-
und anderen konstruktivistischen Problemen eine Zeit- dern mit eindrucksvollster Dynamik der Bewegung, der
lang zugetan: und die dort gewonnene strenge Form- Gebärdensprache, des physiognomischen Ausdrucks,
Schulung ist es wohl, was noch ihren heutigen Ar- aber auch des Kolorits, indem zwischen vielfach sehr
beiten — beide stehen jetzt in der Mitte ihres 6.Lebens- zurückhaltenden, zartest abgestimmten Tönen immer
jahrzehnts — den eigentümlich festen inneren Halt wieder, mit kühner Plötzlichkeit, ein wirksam orche-
und eine so unbedingt überzeugende ruhevolle Ge- striertes Crescendo leuchtend und klangreich hervor-
schlossenheit verleiht. Dazu bei Casorati. in sehr reiz- bricht.
Gianni Vagnetti. Hochzeitsmahl
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