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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 55.1939-1940

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Griebitzsch, Herbert: Das plastische Schaffen von Anton Hiller, München
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https://doi.org/10.11588/diglit.16488#0141

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licht, fügt sich sein Schnitt einer schön
fließenden und einheitlichen Formung ein.
Die Figur wirkt nicht zersplittert, sondern
geschlossen. Knapp, wie die Haartracht den
Kopf umschließt, umfängt die Kleidung
die Gestalt. Wir spüren trotz allem die
straffende und formende Gewalt des Kör-
pers. Dabei hat der Künstler durch eine
leichte Drehung, durch Hochstellung des
linken Fußes, der Figur eine "besonders
fein fließende Melodik zu geben gewußt.
Ein weiteres Arbeitsgebiet des Künstlers
bildet das Bildnis. In gleicher Weise wie
bei den Großplastiken erstrebt Anton Hil-
ler als erstes einen großlinig rhythmisier-
ten Aufbau. Die zur Abbildung gebrachte
Aufnahme der ..Bildnismaske" zeigt sehr
deutlich den stark geprägten und abwechs-
lungsvollen Ablauf. Nase, Mund, Kinn-
partie sind starke Akzente, die in leben-
diger Weise zu einer sprechenden Einheit
sich zusammenfinden. Dann kommt die
Binnengestaltung. Da das Material Bronze
ist, rechnet der Künstler mit entsprechend
gelockerter Oberfläche. Auch die Durch-
modellierung erstrebt diesen prickelnd le-
bendigen Eindruck. Das Antlitz, das seine
künstlerische Wiedergabe erfährt, soll nicht
als kühle Maske uns entgegentreten. Die
Mentalität der Dargestellten kommt nach-
drücklichst zur Geltung. Das Antlitz wird
zum Spiegel des Innen, das eine schöne
Klarheit kennt, die aber erfüllt ist von der
Bewegtheit starker Empfindungen.
Schließlich sei noch erwähnt, daß unser
Künstler zu den Gestaltern gehört, die all-
jährlich am Festzug zum ,,Tag der Deut-
schen Kunst" mitarbeiten. Vergangenes
Jahr war unter anderem die große Figur
des ..Rübezahl" von der Hand Hillers.
Auch da hat der Künstler sein plastisches
Vermögen mit seiner Mischung von groß-
liniger Haltung und innerlich getragener
Bewegtheit zu einer Einheit werden lassen.
Denken wir noch an die sonstigen Tierpla-
stiken des Künstlers, dann haben wir ein
geschlossenes Bild von diesem Schaffen vor
uns. Was bildhauerischer Vorwurf sein
kann: Figur, Antlitz, Tiere, das sucht in
umfassendem Bestreben dieser Gestalter
seiner Formung zu unterwerfen. Eine Aus-
stellung all dieser Werke, wie sie im
Herbst des vergangenen Jahres in der
Stadt. Kunstsammlung zu Duisburg zu
sehen 'war, bewies so recht, wie vielseitig
das Werk des heute 46jährigen Künstlers
ist. Stets weiß der Künstler der individuel-
len Lebendigkeit nachzugehen, zugleich
aber auch seiner bildhauerischen Aufgabe
gerecht zu werden. Jede Arbeit bietet er-
neut den Anblick spontaner Lebendigkeit
in der künstlerischen Fassung eines letzt-
lich klassisch geprägten Formenideals.
 
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