wird." Soll die Werkarbeit als selbständiges Unter-
richtsfach eingeglkedert werden, dann müssen wir,
um sie inhaltlich recht zu füllen, um zu einer Klar-
heit der Einglicderung, zu einer Ordnung der metho-
dischen Darbietung und zur Wahrheit in der Ziel-
richtung zu kommen, sie ausfassen als einen Teil
unseres völkischen Kulturkrcises. Wenn die Schule
in ibren Zielen und Wcgen übereinstimmen muß
mit den jeweiligen Kulturäußerungen des Volkcs,
öann zwingt geradezu die gegenwärtkge Täeugestaltung
unseres Wirtschaftslebens zur Erkenntnis der Be-
deutung dcr Wertarbeit für das Wohl und Wehe
deö gesamten Volkskörpcrs. An dlefer Tatsache
können wir nicht vorübergehen. Mögen fich die
Verhältniffe gestalten, wke sie wollen, das eine bleibt
bestehen, daß neben der rein geistigen, schöpferischen
Kraft daö Schwergewkcht einer Gesundung unserer
Zukunst von der Leistung der werkschaffenden Be-
völkerung abhängkg ist. Die machtvolle Entfaltung
der Industrie und Technik in breitester Ausdehnung,
der starke neudeutsche Formenausdruck in Bauge-
werbe und Kunsthandwerk, Kulturerscheinungen, die
in ihrer wahren Größe recht erkannt werden, wenn
wkr das Werden vor dem Kriege, die Hemmungen
durch den Krieg und durch die Erdroffelungsver-
suche ekner feindlichen Welt bcrücksichtigen, zwingen
in der Gegenwart mit eiserner Notwendigkcit, daß
schon die Iugend in einer beftimmten Form auf sie
eingestellt wird. Das Berständnis kann nicht ncben-
her gelehrt werden, es kann nur durch eigenes
Schaffen des Schülers erstrebt werden. Wenn
der Schüler beim Arbeiten einer Sammelmappe aus
Pappe, eines Werkzeugkastens aus Holz, eines Brief-
öffners aus Mctall erkannt hat, daß wir ausgehen
müssen vom Gebrauchszweck, so die Art des Ma-
terials, Form und Aufbau finden, wenn er diesen
Zusammenhang kn sich aufgenommen und diese Ekn-
sicht stetig wiederholt, wird er auch dcn großen
Wsrken der neuerschaffenden Künstler ein Verstehen
entgegenbringen, nur so wird der neudeutsche Form-
wille lebendkges Allgemeingut. „Wie alles sich zum
Ganzen webt, eins in dem andern wirkt und lebt/
Es gab mal eine Zeit, wo die Handwerkerstube an
der Straße lag, wo jeder Bube Meister und Ge-
sellen beim Schaffen sah und wo die Augen tranken
von dem goldnen llberfluß! Da wurde, durch die
skändige Gewöhnung, durch dke llberlieferung die
künstlerische Erzichung die geschmacklichc Schulung
beftritten. 2n unseren veränderten Kulturverhält-
nissen müssen wir als entsprcchende Einrkchtung die
Schülerwerkstatt zum Lcben erwecken, die in ihren
Zielen und Wegen übereinstimmen muß mit der
neudeutschen Formensprache. Für uns Zeichenlchrcr
ist es ja eine Selbstverständlichkeit, daß die Werk-
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arbeit in erster Linie die Bildung des Ge-
schmacks für Form und Farbe zu befolgen hat.
Doch begegnet gerade die Bildung dieser Seite
des Geschmacks dem großen Nichtverstehen. „Die
Mode" wird als Götze dafür geseht. Sie allein ist
für wcite Krcise prüfstekn und Ouell des Geschmacks
und der Schönheit. Niemand wird die Bildung
des Geschmackes fürguteMusik, fürpoesie
und Literatur bestreiten. Auch den Geschmack
für Form und Farbe hat keiner in Erbpacht. Er
ist, wie auch der Begriff Schönheit, etwas Sekun-
däres. Er kann und muß gebildet werden eben
durch Vermittlung des entsprechenden Kulturgutes.
Wer im Kleinen schafft, wirbt Großes! Aus der
Beschästigung mtt der Kleinkunst münzen wir das
Verstandnis für dke hohen Werke. Damit ist uns
auch im Kleingerät und im Hausgerät das Stoff-
gebiet gegeben. Den Geschmack für Form und
Farbe wollen wir schulen! Dieses Erziehungs-
ziel sollte über jeder Schülerwerkstatt stehen. Als
still mitreifende Frucht erfreut uns eine Steige-
rung kn dcr technischen Geschicklichkeit durch
dke sachgemäße, handwerklich rechte Ausbildung der
Hand,- damit verbundcn erblüht die Erkenntnis, die
Karl von Rammer in das schöne Wort kleidete:
„In der Werkstatt lebt eine wortlose, praktische
Weisheit". Als drittes wichtiges Ergcbnis der
Werkstattarbeit müssen wir die einzkg gcgebene Ge-
legenheit und Möglichkeit hervorheben, den Schüler
auch nach der Anlage seiner technischen Ge-
schicklichkeit und nach der Stärke seines For-
menausdrucksvermögens zu erkennen. Damit
ist die Schule in der Lage, den Schüler gleich-
mäßig recht zu werten, dem weitesten und wkch-
tigsten Betätigungsfeld bestgeeignetcn Nachwuchs zu
sichern. Diese volkswirtschaftliche Bedeutung steht
unbestritten. Neben materiellen Werten, die durch
die Herstellung guter Gebrauchsgegenstände erstehen,
dürfen wir schließlich dle stetige Beeinflussung der
sittlichen Kräfte nicht vcrgeffen: „Nicht Kunst und
Wiffenschast allein, Geduld will bek dem Werke
sein". Aus dkesen Kräftewirkungen der Werk-
arbeit geht die pädagogische Notwendigkeit
i hrer Eingliederung als selbständiges Unter-
richtsfach, als eln Niederschlag des kunst-
gewerblich-technischen Gedankens derGegen-
wart hervor.
Vor ZO Iahren war es der rein äußerliche Grund,
dem Schüler eine gewisse Handgeschicklichkeit zu
geben, der die Aufnahme der Werkarbeit als Fach
in die Schule verlangte. Aus solchen rein äußer-
lichen Gründen kamen seinerzeit auch die Nealfächer,
kamen auch Zeichnen und Turnen in den Lehrplan,
deren Methodik ekne vollkommene Umformung cr-
richtsfach eingeglkedert werden, dann müssen wir,
um sie inhaltlich recht zu füllen, um zu einer Klar-
heit der Einglicderung, zu einer Ordnung der metho-
dischen Darbietung und zur Wahrheit in der Ziel-
richtung zu kommen, sie ausfassen als einen Teil
unseres völkischen Kulturkrcises. Wenn die Schule
in ibren Zielen und Wcgen übereinstimmen muß
mit den jeweiligen Kulturäußerungen des Volkcs,
öann zwingt geradezu die gegenwärtkge Täeugestaltung
unseres Wirtschaftslebens zur Erkenntnis der Be-
deutung dcr Wertarbeit für das Wohl und Wehe
deö gesamten Volkskörpcrs. An dlefer Tatsache
können wir nicht vorübergehen. Mögen fich die
Verhältniffe gestalten, wke sie wollen, das eine bleibt
bestehen, daß neben der rein geistigen, schöpferischen
Kraft daö Schwergewkcht einer Gesundung unserer
Zukunst von der Leistung der werkschaffenden Be-
völkerung abhängkg ist. Die machtvolle Entfaltung
der Industrie und Technik in breitester Ausdehnung,
der starke neudeutsche Formenausdruck in Bauge-
werbe und Kunsthandwerk, Kulturerscheinungen, die
in ihrer wahren Größe recht erkannt werden, wenn
wkr das Werden vor dem Kriege, die Hemmungen
durch den Krieg und durch die Erdroffelungsver-
suche ekner feindlichen Welt bcrücksichtigen, zwingen
in der Gegenwart mit eiserner Notwendigkcit, daß
schon die Iugend in einer beftimmten Form auf sie
eingestellt wird. Das Berständnis kann nicht ncben-
her gelehrt werden, es kann nur durch eigenes
Schaffen des Schülers erstrebt werden. Wenn
der Schüler beim Arbeiten einer Sammelmappe aus
Pappe, eines Werkzeugkastens aus Holz, eines Brief-
öffners aus Mctall erkannt hat, daß wir ausgehen
müssen vom Gebrauchszweck, so die Art des Ma-
terials, Form und Aufbau finden, wenn er diesen
Zusammenhang kn sich aufgenommen und diese Ekn-
sicht stetig wiederholt, wird er auch dcn großen
Wsrken der neuerschaffenden Künstler ein Verstehen
entgegenbringen, nur so wird der neudeutsche Form-
wille lebendkges Allgemeingut. „Wie alles sich zum
Ganzen webt, eins in dem andern wirkt und lebt/
Es gab mal eine Zeit, wo die Handwerkerstube an
der Straße lag, wo jeder Bube Meister und Ge-
sellen beim Schaffen sah und wo die Augen tranken
von dem goldnen llberfluß! Da wurde, durch die
skändige Gewöhnung, durch dke llberlieferung die
künstlerische Erzichung die geschmacklichc Schulung
beftritten. 2n unseren veränderten Kulturverhält-
nissen müssen wir als entsprcchende Einrkchtung die
Schülerwerkstatt zum Lcben erwecken, die in ihren
Zielen und Wegen übereinstimmen muß mit der
neudeutschen Formensprache. Für uns Zeichenlchrcr
ist es ja eine Selbstverständlichkeit, daß die Werk-
-177
arbeit in erster Linie die Bildung des Ge-
schmacks für Form und Farbe zu befolgen hat.
Doch begegnet gerade die Bildung dieser Seite
des Geschmacks dem großen Nichtverstehen. „Die
Mode" wird als Götze dafür geseht. Sie allein ist
für wcite Krcise prüfstekn und Ouell des Geschmacks
und der Schönheit. Niemand wird die Bildung
des Geschmackes fürguteMusik, fürpoesie
und Literatur bestreiten. Auch den Geschmack
für Form und Farbe hat keiner in Erbpacht. Er
ist, wie auch der Begriff Schönheit, etwas Sekun-
däres. Er kann und muß gebildet werden eben
durch Vermittlung des entsprechenden Kulturgutes.
Wer im Kleinen schafft, wirbt Großes! Aus der
Beschästigung mtt der Kleinkunst münzen wir das
Verstandnis für dke hohen Werke. Damit ist uns
auch im Kleingerät und im Hausgerät das Stoff-
gebiet gegeben. Den Geschmack für Form und
Farbe wollen wir schulen! Dieses Erziehungs-
ziel sollte über jeder Schülerwerkstatt stehen. Als
still mitreifende Frucht erfreut uns eine Steige-
rung kn dcr technischen Geschicklichkeit durch
dke sachgemäße, handwerklich rechte Ausbildung der
Hand,- damit verbundcn erblüht die Erkenntnis, die
Karl von Rammer in das schöne Wort kleidete:
„In der Werkstatt lebt eine wortlose, praktische
Weisheit". Als drittes wichtiges Ergcbnis der
Werkstattarbeit müssen wir die einzkg gcgebene Ge-
legenheit und Möglichkeit hervorheben, den Schüler
auch nach der Anlage seiner technischen Ge-
schicklichkeit und nach der Stärke seines For-
menausdrucksvermögens zu erkennen. Damit
ist die Schule in der Lage, den Schüler gleich-
mäßig recht zu werten, dem weitesten und wkch-
tigsten Betätigungsfeld bestgeeignetcn Nachwuchs zu
sichern. Diese volkswirtschaftliche Bedeutung steht
unbestritten. Neben materiellen Werten, die durch
die Herstellung guter Gebrauchsgegenstände erstehen,
dürfen wir schließlich dle stetige Beeinflussung der
sittlichen Kräfte nicht vcrgeffen: „Nicht Kunst und
Wiffenschast allein, Geduld will bek dem Werke
sein". Aus dkesen Kräftewirkungen der Werk-
arbeit geht die pädagogische Notwendigkeit
i hrer Eingliederung als selbständiges Unter-
richtsfach, als eln Niederschlag des kunst-
gewerblich-technischen Gedankens derGegen-
wart hervor.
Vor ZO Iahren war es der rein äußerliche Grund,
dem Schüler eine gewisse Handgeschicklichkeit zu
geben, der die Aufnahme der Werkarbeit als Fach
in die Schule verlangte. Aus solchen rein äußer-
lichen Gründen kamen seinerzeit auch die Nealfächer,
kamen auch Zeichnen und Turnen in den Lehrplan,
deren Methodik ekne vollkommene Umformung cr-