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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 4.1924

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Heft 1 (Januar 1924)
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Auszug aus der Bekanntmachung über die vorläufige Normalstundentafel für die Einheitsschule in Thüringen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22225#0012

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crsl in der linlcrsä-uic. 4. Als bcsondrrcs Anlcr-
richlüsoch lrill der Wcrkunlcrricln in dci Unlcrschusc
ous. Er isl Pslichlsn6) somvh! in dcr Dculjchcn
ols ou6) in dcr Äealunlcrschule. ss» dcr Rcgcl wcrdcn
ll Wochcnslnnden erlcill. 5>. 3n dcn 5innbcnklc:sscii
soll der Wcrlrunkerrichl Wcrkslällenunlcrrichl lPa-
picr- und Papparbcilen, Holzarbcilen, Mclallarbci-
lcn usw.) scin. Solange die dazu nolwcndigen Wcrk-
slälten, Werkzeuge, Malcrialicn usw. schlen, kann
sich der Werkuntcrrichl aus die ilbung von Zimmcr-
tcchniken beschrünkcn. Zuglcich können die beidcn
für den Werkunlerrichl vorgcsehenen Wochcnslun-
dcn zur Verslärkung dcs Zcichcnunlcrrichis und
dcr übrigen Unlerrichlssächer (Nakurkunde, Erd-
kunde, Äaumlehre usw.) dienen, in dencn die Hand-
bcläligung im bcsondercn Alaszc Anwcndung sin-
del. 6. sln den Mädchcnklnsscn irill an die Siellc
dcS WcrkslällenunierrichlS dcr Unlcrrichl in wcib-
lichcn Handarbeilcn (NadelarbeiiSunicrrichl). 7. Mii
Rücksichl aus dcn Umsland, daß vicle Mädchcn
dcr VolkSschule die Schluszklasse >8. Schuljahr) njchl
crrcichc», könncn im 7. Schuljahr der dculschcn
Unlcrschulc 4 Wochenslunden sür den Unierricht in
weiblichen Handarbcilen sNadclarbcilsunlerrichl)
vcrwendet werden. AuS demsclben Grunde kann
auch der Wcrksläikenunlerrichl für lznabcn, falls
ausreichende Werkslälten, Werkzcuae, Malerialicn
usw. vorhanden sind, auf 4 Wochenslunden im
7. Schuljahr der deuischen Unlerschule verslärki wer-
dcn. AuSnahmsweise isk eine solche Vcrslärkung
auch im 5. und 6. Schnljahr der dcukschen Anier-
schule sowohl für den Änabenwcrkslätlenunlerrichl
als auch sür den MädchcnhandarbeitSunlcrrichk zu-
lässig. 8. ün der Schlujzklassc dcr Volksschule soll
der MädchenhandarbeikSunlcrrichi mit Nücksichl auf
die grotze wirkschastliche Bedeulung dieseS Ilnter-
richlSzweiges in der Regel ouf 4 Wochcnstunden
verslärkt werden. Ebenso isl die Verslärkung dcS
Werkstäkkenunlerrichks für Knaben auf 4 Skunden
zulässig. 9. kin der Mitkelschule wird der Werk-
unlerrichk mit je 2 Wochenskunden weilergeführk,
und zwar als Psljchtsach in der deukschen und Real-
miklelschule, ols Wahlfach in der Lakcinmiktelschule.
Soweik für den Knabcnwerkstäkkenunkerrichk die
nokwendigeii Linrichkungen noch fehlen, können die
beiden Wochenstundcn in gleicher Weise verwendet
wcrden, wie es sür die Unkerschule vorgcsehen isk.
In den Mädäzcnklassen kritt an die Stelle des Werk-
slätkenunkerrichks der Ankerrichi in weiblichen Hand-
arbciken, der nichk nur in der deutschen Mikicl-
schulc, sondern auch in der Realmikkclschule als
Pflichkfach gilt. 10. In dcr Oberschule wird sowohl
Werkskättcnunkcrrichk für Knaben, als auch Hand-
arbeilsunkcrrichk für Mädchen nur in dcr deukschcn
Oberschule als Pflichkfach mit 2 Wochcnslunden er-
kcilt.

Aus dcn vorläufigcn Richklinien für dcn
Lehrplan der Thüringer Einheiks-
schule sühren wir nachskehendes an. 1. Grund-
s ch u l c. Dicse 4 erskcn Schuljahre habcn cin
e i g e n e s Ziel und cin einhciklicheS Arbciksgcbick.
f!hr Ziel ist die allmähliche Enkfallung dcr kindlichen
Kräfte aus dcm Spiel- und BcwegungSirieb zum
sitiliüien ArbcikSwillcn, dcr sich inncrhalb dcr
Schulgcmcinschafk bckätigt. Ihr cinhcikliches Ar-
beiksgcbiek isl dic aufnchinende und geslalkendc Er-

fassung dcr räumlichen und gcisligeii Kindcrheimak
unier bcjondercr Berllcksichlignng der Pslcge deS
k i n d c r ! ll m l i ch e n s p r a ch l i ch c n AuS -
d r u clr S und dcr p l a n m ä h i g e n Schulung
von A ri g e und Hand d u r ch c i g c n c wcrk -
lätige Arbcik, sowie durch Beob-
achlung von Natur, Arbeik und Ar-
b e i'k s s t ä i t e n. DieseS Ziel der Grundschule
crfordcrt auch das bcwußle Einlcben in dic Mukker-
sprache und ihrc kinderlümlichen Sprach- und Dich-
tungsschähe, dahcr Lesen, Schrciben und Singen;
fcrner dic Erfassung von Raumformen, Ahythmcn
und Zahlcn, die bcsondcrs aus der werkkäligc» Be-
schäfkigung mit den Dingen und bei den Raumfor-
men auch durch Zeichnen, Formcn und Ausschncidcn
zu gewinnen sind. So ergibk sich cin Ecsamkunler-
richi als Ilnterbau, dcr sich allinählich gliedcrk in
heimakkundlichen Sachunterrlcht mil AusdruckS- und
ArbeikSllbungcn, Sprachunterrichk, Rcchnen, Gesang,
Zcichnen, Turnen und Werkunlerricht. (Werkliche
Bckätigung, Formen und Zeichnen, weibliche Hand-
arbeik.)

Über das kechnische Gestalkcn wird noch
besonders verfügt: 1. Der kechnische Ausdruck in
scinen verschicdcnen Formen isk von Anfang an
wesentlicher Bestandkeil des Gesamtunkeriichts. Er
hak die Aufgabe, die Phankasie des Kindes zu
wecken, seine Wahrnehmungen zu vcrkicfen, sein
Vorstcllungslcben zu bereichern und sein kechnischeS
AusdruckSvermögen zu steigern. In den ersken
Schuljahren krägt es das Gepräge frcicn Gestalkens
und bieket die Möglichkeit, die Krafk und Richtung
der kindlichen Ausdrucksfähigkeik zu erkennen und
zu entwickeln. Zum plaslsschen Gestallen in Sand,
Ton und Plaslilin, tritt hinzu das Bastcln in Holz,
Drahi, Faden usw., das Flechken und Nähen und
die Flächcngestalkung durch Legen, Falten, Zeich-
nen und Malcn. 2. Zu beachtew ist, daß das Kind
auf dieser Stufe nichk nach schemakischer Vorlage
arbeitek, sondern aus sich heraus geslaltet. Als
Mittel zur Klärung des Ausdrncks ist die plasli-
sche Geskalkung für den Ansangsuntcrricht
ncben der freien Kinderzeichnung von
ganz bcsondcrcr Bcdeutung. 3. Erst in dcr zweitcn
Hälste dcr Grundschule treten die einzelnen
Techniken in einer unterrichklich mehr geson-
dcrken Form auf. Im 4. Schuljahr können im
Anschluß an leicht auffaßbare, charakkeristische Ding-
formcn gesonderte tlbungen im Formen
und Zcichnen vorgenommen werden. 4. Ein gcson-
derter Ilnterricht in den wciblichen Hand-
arbeiken kann mit dem 3. Schuljahr in 2 Mo-
chcnstunden einsetzen. Seinen besonderen Charakker
gegenüber dem kcchnischen Gestialtcn im allgemeinen
crhälk er durch die Anwendung des Prinzips sclbsk-
kätiger Gestallung auf die Gcbieke der Kleldung und
Wohnung, wobei von den der Alkersskuse nahelie-
gendcn Gegenständen (Puppenklcidung u. dgl.) aus-
gegnngen wird. Die Erlernung verschicdener Tech-
nikcn (z. B. Flechten, Knüpfen, Häkeln, Skricken)
kann hinzukreken. Die Arbeiken und Versuche mit
dem Makcrial sollen nicht nur der Bcfestigung der
technischcn Fertigkciten dienen, sondern es soll auch
unkcr Bcnutzung von gebrauchtsm Matcrial
das Finden ncuer Möglichkcikcn angeregt und ge-
sördert werdcn.
 
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