Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 4.1924

DOI Heft:
Heft 2 (März 1924)
DOI Artikel:
Müller, F.: Über die Form der alten Hausmarken
DOI Artikel:
Kolb, Gustav: Der Holzschnitt und seine Pflege im Kunstunterricht
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22225#0034

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
169

die UiwbbunMliei! iind Slcliglici! schll Dc°wcgcn
sind dle Marken, wcnn ouch in neuem, hildmägigcni
Gewonde, Lbcrall wicder ausgelauchl, zwar nichi ald
Hausmarken im allcn Sinne, wohl aber als Fabrik-
markcn, Schutzmarken, Warcnzeichen, Cignetc odcr
wie man sie sonst nennen mag. Aul dcr Straße
leuchten sie uns auf bunten Reklameschildcrn enk-
gegen. 2n dcn Schausenstern und tn dcn Geschüslcn
sehen roir sie auf den Packungen, Etiketken und
Echachteln. llm Haushalt beoegnen sie uns auf
Schrikt und Tritt. Wir brauchen nur Mesicr und
Schere In die Hand zu nehmen oder Teller und Tasie
umzudrehcn, um die eingeschlagenen oder c!n-
gebrannten Marken darauf wahrzunehmen: wii
brauchen nur ein Kasseepaket zu betrachken, oder ein
kunstgereä-t umhülltes Stück Margartne, um dlc
„Hausmarke" darauf zu sehen. Es geht eben gar
nlcht ohne Marken, fle sind elne Kulturnokwendigkcit;
fle prägen flch dem Gesichtsflnn leicht eln, haficn im
Eedächtnls und bleiben — „werkbeständig". Aber
dlese Marken flnd andcrs als die alken und'müssen
es seim 3ene alken Hausmarken waren Immer nur
für elnen kleinen Bezirk, ein Stadtgebiek oder einen
eng begrenzken Landesteil berechnei, innerhalb wel-
cher darauf gesehen wurde, daß nicht zwei gleiche
Marken vorkamen, was bei der immerhin nichi sehr
großen Kombinationsmöglichkeit der strichligcn Ge-
bilde oftchchon schwer zu verhindern war. Ansere mo-
dernen Schuhmarken und Warenzeichen aber dienen
dem Weltverkehr, stnd also gewisiermaßen für ein
unbegrenztes Gebiet berechnet. Dayer muß auch an-
geflchts der vielen glelcharkigen Geschäfksunkerneh-
mungen eine unbegrenzke Möglichkeit der Zeichen-
bildung gegeben sein. Mit der strengen Rhythmik der
alten Hausmarken kommt man nicht mehr aus. Es
ifi daher gewitz nicht leicht, ein neues Zeichen, das
nicht schon so und so oft vorkommt, zu erfinden, zu-
mal wenn es leicht einprägsam und KLnstlerisch wir-
kungsvoll sein soll. Die praktische Brauchbarkelt und
KLnfllerische Qualikät der Zeichen stehen aber in Innig-
ster Beziehung, und wenn wir unter diesem Geflchts-
punkk die Legionen der heute Lblichen Zeichen durch-

Der tzolzschniLL und seine

Es gab eine Zeit — sie süllk mit der Blütezeit un-
seres Buchdrucks zusammen —, in der der Holzschnikt
die hohe Autgabe zu erfüllen hatte, die Kund rln
des Seelenlebens unseres Bolkes zu fein. Damals,
am Anfange ihres Daseins, siand diese Kunstgatkung
zugleich auf ihrer künstlerischen Höhe. Wir alle
kennen ja die Holzschnitie aus der zweiten Hälfte
des 15. äahrhunderts, die das Technische und KLnst-
lerische gleich gut meisierten. Obwohl bei diesen
Darfiellungen das „Gegenständliche" naturgemüß im
Bordergerund stand — man wollte ja durch diese
Mittel zum Bolk von zeitlichen und ewigen Dingen
reden —, so wurde doch die künstlerische Gcstalkung
darüber nicht vernachlässigt. Dle Gefahr die sür den
Künsiler heute so groß ist, im Gegenstündlichen stecken
zu bleiben, kannte jene Zeit noch gar nicht. 3n einer
künstlerisch so zeugungskrWgen Zeit, wie das
Mittelaltcr cine war, wird eoen der einzelne Künst-
ler vom Gesamtstrom künstlerischer Gesinnung gctra-
gen, und es wäre ihm, paradox ausgedrückt, selbst
wenn er es wollen könnte, nicht möglich, Ilnkünstleri-
sches hervorzubringen. Den Beweis dafür liefcrten

sehen, so wcrdcn wir nur wenig wirklich gutc darunter
finden. Mnn wird fcststcllcn könncn, daß die mo-
derncn Marken, Warenzcichen und Signcte, je mehr
fle dem Bildungsgesetz der allen Hausmarkcn ent-
sprechen, um so wirksamer und künstlerischer sind,
und ich habe darum auch meine Schüler, wenn fle der-
gleichen Dinge entwerfen sollten, etwa das Monv-
gramm ihres Namens oder ein Monogramm für
ihren Sporlvereln, auf die alken Hausmarken in un-
serem Dom als auf gute Borbilder hingewlesen.

Pflege im Kunstunterricht

die Cisterzienser, deren Bauprogramm durchaus kunst-
feindlich war, die aber trohdem künstlerische Perlen
der Baukunst schufen, z. B. das Klofier Maulbronn.

Mit dem Niedergang der Buchkunst vom zweiten
Dritkel des 16. Iahrhunderts ab ging der Berfall deS
Zolzschnittes Hand in Hand. Heute aber erleben wtr
ohne Zweifel seine Auferstehung. Die heukigen KLnst-
ler schneiden wieder selbst in Holz. Dadurch gewin-
nen ihre Schnitte wieder jene Ilnmittelbarkeit und
makerialgerechte Handschrift, die wir an den in Holz
geschnittenen Zeichnungen Nichters, Menzels und
selbst an denen Dürers und Holbcins so schmerzlich
vermissen. England begann in den lehken Iahrzehn-
ten des vorigen Aahrhunderts, angereat durch den ja-
panischen Holzschnitt und durch die klassische Buch-
kunst der Gukenbergzeik, den Holzschnitk zu reformie-
ren. Deutschland solqte ihm auf dem Fuße nach, und
heute hat es den An^chein, als ob wir wieder wie im
Mittelalter die Führung aus diesem Gebict erlangen
würden. Das wäre mehr als Zufall. Ilnsere Zeit
liebt alles Arsprüngllche, Primitive. Man ist der
Routine satt geworden und meidet alles Nur-
 
Annotationen