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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 4.1924

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Heft 5 (September 1924)
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Buchbesprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22225#0131

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266-^

Ukberlegeirheii der Bildsprache über die Wortsprachr.

Einem Bericht an das Stuttgarter Neue Taablat!
von Dr. Paul Rohrbach, der gegenwärtig eine Reise
durch dic Dereinigten Staaken unternimmk, enineh.
men wir folgende Stelle: „Zn jedem Fall gibt eS kein
Bolk «nd neine öfsentliche Meinung jn der Welt,
dei denen in der Politik „logische Gründe" so wenig
bedeuten, wie bei den Amerikanern. Der Fehler,
Ltes nicht zu berückstchtigen, wird bei der deukschen
polikischen Behandlung Ämerikas fasi immer gemacht;
bei der französtschen selten. Die Deutschen schreiben
lanAweiliae Aoien und nrachen langweilige, das heißk
für den Ämerikaner langweilige Deklamationen; die
Franzosen zelchnen Bilder und geben sie
den Amcrikanern auf Schritt und Trikt in die Hand:
z. B., auf gutem Papier und in kadelloser Aus-
führnng, einander gegenüberstehend, links Feldmar.
schall Foch und General Mangin, in Zivil, freundlich
lüchelnd, mik Sköckchen und Hükchen ihr Biiro ver-
lassend, und rechts Hindenburgs Besuch in München
mit 20 hohen Milikärs, skarrend von Pickelhauben,
Säbeln und Orden, auf schwarz rekouchiertem Hinier-
grund. Unter dem einen Bild skehk ironlsch: „^renck
V/or Spirit" unter dem andern: „Oermwn kssee
Spirit". So werden das -krlegerische" Frankreich
und das „friedliche* Deukschland elnander gegenüder
gestellt. Das ist nicht gerade für die Klugen gemacht,
aber es wirkl aufs Gefühl, und das soll es." Durch
dleses Beispiel, das uns Deukschen zu denken geben
sollte, erweist stch -ie lleberlegenhelt, die die Alld-
sprache in manchen FSÜen Lber dle Wortsprache hat.
Das Bildhafte, in Form und Farbe vor den Augen
stehende, wirkt unmlttelbarer und schlagkrästiger
als das begriffliche Mork. Es wirkt nicht nur auf
den einfachen, sinNhafien Menschen, sondern auch
auf den modernen, durch das Erwerbsleben gehetzken
Großstadkmenschen, -er selten Zeit hat oder sich Zeit
nimmt zur Bertiefung in eine wörkliche Darlegung.
stSrker und Lnmlltelbarer als loglsch wohlbegründeke
gedruckte Auseinandersetzungen. Wir Deutschen
stnd wohl zn gründlich, um das zu verstehen und dar-
nach zu handeln? O nein! wir sind zu wenig sinnen-
hast, wir pnd unlerernährt in unserer Anschauungs-
und Bildkrast. Die Machk und die Bedeulung des
Bcgriffes F ormist uns neben d>er -er Begriffe Zahl
und Work iübhanden aekommen. llnd doch lsi fener
der ursprünglichere, ohne den die belden andern ntchl
auf die Dauer ^lebkn Können. Ansere führende«? ;
SkaaismSnner stnd zumsist durch das humanistische
Gymnasium gegangsn snd haben in den stlr die
geistige Enkwicklung besonders wlchtlgen Reifejahren
nlcht zeichnen, d. h. nicht sehen gelernk. Iene herr-
liche Gokkesgabe: die Fähigkeit des inneren Schauens
und des Denkens !n Bildern, die jeder Mensch von
Natur aus brsitzk und ohne die wir keine ganzen
Menschen stnd, ist in ihnen in dieser Iugendzeit schon
infolge der tüglich auf sie einstürmenden Uebermacht
des begrifflichen Denkens, das alle unsere Schulen
heute noch beherrscht, abgestorben. So find ste schon
mit 18 Iahren einer Ärt gristiger Arkerienverkalkung
anhelmgefallen. Solche innerlich armen Menschen
— ste wlssen gar nicht, wie arm ste stnd —, die nür
noch Gehirnakrodaten stnd, lenkcn auf allen Gcbieten
deS siaaMchen und öffentlichen Lebens unsere Ge-
schicke. Man muß dle Dinge einmal mik dem rich-
tigen Namen nennen: denn immer jst die Zahl derer

rotz, die Aeichnen und Kunstpflege aus den Ober-
lassen der Gymnasien fernhalten. G. K.

Buchbesprechungen.

llugendsührer und Iogendproblemc. F estschrjft
z üG^^'^^tsche'nT^e^n eüs ' /v. Geburts-
tag, herausgegebenvon AloysFischer
nnd Eduard Spranger, mit einem Bildnis
Georg Kerschensteiners nach der Originalrodierung
von Prof. Oskar Gmf-München. Berlag nnd Druck
von B. G. Teubner, Leipzlg.

Eine Anzahk fü'hrender Männer der Schule
und der pädagogischen Wissenschast, die mik Ker-
schensteiner durch vielsache persönliche Beziehungen
und durch Freun'dschast innerlich verbunden stnd,
haben sich zu diesem Merk znsammengeschlossen. Sie
wollen die Fruchtbarkeit unld Tragweite der von
Kerschensieiner empfangenen Anregungen Ladurch
klarlegen, daß fle die Lage 'der Iugend im 20. Iahr-
hundert, die schwebenden Bi-lldungsstagen der un-
mittelbaren Gegenwart und die Äedürsnlsse der
nächsien Zukunst im Anschluß an seine Arbeiten und
lleberlegungen zn beleuchten versuchen. Das
ist in' der Tat die schönste und finnvollste
Lhrung, die man dem großen Lehrer des
deutschen Volkes zu seinem 70. Geburtstag dar-
bringen konnke. Äus dem überaus werivolleir 3n-
halt heben wir folgende Aufsätze hervor: Goethe
und dre Iugen'd von Dr. Kari Mutbesins.
Hegel u nd id l e Ausgaben deutscher 3u-
gend von Dr. Dheodor Litt, Probleme d.er
Schulpolitik im G e eorg Kerschen-

steiners von Karl G ö k e, Georg Kerschen-
steiners Ch a r aberkeh r e und die in.
nere Gesnndnng unseres Bolkes von
Dk. Eduard Martinak, Die Bi ldungs-
wege der deutschen Iugen'd nach dem
z eiilichen Berhältnis v on Ber u fs -
blldung und Grundbilbnng vvn Dr. Msred
Kühne, Individuelle Blldung und Schulbildung
von Dr. Albert R e h m. Phiüosophie im
. mathematischen U'nlerrich! von Dr. Ernst
Golüheck, Kunsterzi e h u n g öurch Zeich-
nen und Hand ar b e i k von Dr, Ludwig D a lt a t.
Die Prsblematrk der 3ngendbewegung
von Dr. August M e sse r ,.' Die junge Erzieher-
generation un- das stoatiiche Bildungswefen von Dr.
Mco Wallner, Das VerbAtms der Iuoenü zu
den sozialen BeweaÜnqen> ber <ÄcLenwa.rHun5^x

B"anff""dcr So.nälvMaaooik von Dr. Älovs

Fiiwer^ Die G e n e r a t i,o n en und die
B^d eutung des Klas'sischen in der Er-
ziehung von Dr. Eduard Evranaer. .

Auf den ausgezeichneten, für uns besoiTers weri-
vollen Beitrag von Geheimrai Dr. Pallat kommen
wir an anderer Stelle dieses Hestes zurück. --

Wir empfehlen das Lberous anregende Werk
wärmstens.

Brockhaus, Handbuch des Wissens in 4 Bänden.
6. gänzlich umgearbeitete und wesentlich vermehrke.
Auflage von Brockhaus' Kleinem Konversakions-
Lexikon. Mit über 10000 Abbildungen und Karten
im Text und anf 178 einfardigen «nd 88 dunten
Tasel- und Karlenseiken und mlt 87 lleberstchten und
 
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