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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 4.1924

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Heft 3 (Mai 1924)
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Kolb, Gustav: Aufruf zur Mitarbeit in "Kunst und Jugend"
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Die neue Amtsbezeichnung der preußischen Zeichenlehrer
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https://doi.org/10.11588/diglit.22225#0076

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211

Iiei! und kann ciiic wcrliwllc Zeitschrist wcrdcn, die
auch dcn Angehörchcn andcrcr Bcrusssiändc Achiung
abnöligi. Bci dcr lci;!en Tagung dcä Bcrbandsaus-
schusses in Siuitgart wurde cinmliiig bcschlossen,
Kunsi und Iugcnd" weiicr auszubauen und vom
Sepkcmbcr dicscs Jahres ob jcden Monat erscheinen
zu lassen. Das isi abcr nur dann möglich, wcnn die
-Miiarbci! cine wcscnilich regere wird als blSher. Ich
bitte deshalb alle AmlSgenossen und Amisgenossin-
nen, die eiwas zu sagcn haben, nichk zurückzuhalien,
sondern ihren Anschauungen in kurzen Aufsätzen in
relnem Deuisch lunker Bermeidung aller überslüs-
sigen Fremdwöricr) Ausdruck zu geben. Dann bilkc
jch namenklich auch, die Schrisileiiung mit ZcikungS-
ausschnikken oder mit werivollcn Gedanken aus aliem
u, neuemSchriftiumzu unterskühen. Alle d!e verschie-
denen Aeuherungen in dcr Tages- und Fachpressc,
die unser ArbeitSgebiet irgendwie an einem lebcns-
wichiigen Punkte berühren, sollken in „Kunst und
Zugend" zum Abdruck kommen. Der Berbands-
auSschuh beschloh auch, künstig womöglich in jeder
Nummer ein Unkerrichtsbeispiel aus dem Arbcitsge-
biet des Zeichen- und Werkunterrichts zu bringen.
Solche Bcispiele sind am fruchtbarsten, wenn sie durch
Abbildungen, am besien durch Schülerarbeiten, ver-
anschaulichk werden. Allerdings kommen für uns für
diesen Zweck aus druckkechnischen und geldlichen

Grllndcn zunächsi nur solchc Arbeiien in Bekrachi,
dic sich durch Zinkähung vcrvielfäliigcn lasien, die
also mit saikcr sä)warzcr Tusche oder Farde herge-
siellt sind ssiehc naä-solgende Botiz). Endlich hat
dcr Berbandsausschuh noch bcschlossen, auch künstig
besonders wichtige Standesfragen in „Kunst und
Zugend" zu erörtern. Alle dcrariigen Einsendungen
mllssen aber vorher durch die Prllfung des Bor-
sihenden des Landcsvereins gehen, dem der Einsen-
dcr angehört. Die Borsihenden dcr Landes-und Pro-
vinzialverbände wcrden noch besonders gebeken, mir
solche Personen namhaft zu machen, die an unserer
Zeitschrifk mitarbeiten können. Bom 3uli dieses
Zahres ab sind wieder Entlohnungen für die Mitar-
bcit an „Kunst und Augend" vorgesehen. G. Kolb.

Bilderstofs für Kunsk und Iugend,
Wir beabsichtigen, im nächsken Hcft Schülerarbeiten
in Linol- und Holzschniit wiedcrzugeben und bitken
um Zusendung geeignctcr Druckc, die sich zur Ber-
vielfältigung in Zinkätzung eignen, also mit salter,
schwarzer Farbe gedruckt sind. Man sende nur un-
verfälschte Schülerarbeiten und schreibe Namen,
Alter, Klasse, Schule, Lehrer, sowie die Art der Ent-
stehung (z. B. Vorstellungsarbeit oder Abbild nach
Natur) dazu. G. Kolb.

Die neue Amtsbezeichnung der preußischen Zeichenlehrer ^

In der Denkschrift, die das Miniskerium sür
Preuhen herausgegeben hat, erfährk das Zeichenlehr-
fach, das bis dahin „eine Winkelstellung" eingenom-
men hatte, eine besondere Würdigung seines auher-
ordenklich erzieherischen Wcrtes. Es wird in dieser
Denkschrift darauf aufmerksam gemacht, dah dem
Zeichnen eine gröhere Bedeulung im Rahmen der
höheren Schule (Oberschule) beizumesien sei.

Biele preußische Zeichenlehrer, viclleicht alle, mik
Ausnahme derjenigen, welche jeglichem Opkimismus
abgeschworen haben, ainreten freudig auf. Endlich
schien der Idealismns der Zeichenlehrer. der s!e bei
ihrer Weikerbildung zu grohen Opfern an
Krast und Gut veranlaht hatte, an höchster Skelle
erkanut worden zu sein. Endlich sollte dem Zeichen-
unkerrichk in erzieherischer Hinsicht die gleiche Wer-
tung zuteil werden roie dem sogenannten wisienschast-
lichen Ankerricht. Endlich konnte man mik der Ar-
beit dcr Organisation, die zu diesem Ersolge gewiß
das ihre beigetragen hatte, zufrieden sein und bauke
auf diesen Erfolg hohe Erwarkungen. Endlich konnte
darauf gehofft werden, daß die Regierung das den
preußischen Zeichenlehrern bisher zugefügte Unrechk
wieder gut rnachen woilte, indeni sie sie ans dcr Ge°
haltsgruppe, in die sie eine Revoluiionsregierung im
Taumel urkeilsloser Gleichmacherei hinabgcdrückt

hakke, wieder herausheben würde. Endlich-end-

lich —

Ein Scufzer der Erleichkerung hob die Brust des
Zeichenlehrers beim Lesen der Stelle dieser Denk-
schrifk, die vom Zeichnen handelte, seine Gcskalk
skraffke sich und ein Strahl der Freude glänzte in
seinem Auge. Neucr Lebens- und Schaffensmuk
pulste durch seine Adern und im Gefühl dankbarer
Berpflichtung gegen den Minisker, der hier dem

ganzen Stande eine ösfentliche Anerken-
nung der bisher geleisteken Arveit spendeke, gab sich
der Zeichenlehrer still das heilige Bersprechen, noch
mehr und srcudiger als bishcr seine Pslicht zu er-
füllen.

„Es fiet ein Reif in Frühlingsnacht"! Die Mini-
sierialverfügung vom 8. MLrz 1924 (Amtsbezeich-
nung) vernichkete mik emem SchlaM'Mles^das: was
an Hoffnung im Hcrzen der Zeichenlehrer empor-
gekeimt war. Sie erstickte den Glauben an deni
Willen der vorgesetzten Skellen einer schwer ringen-
den Organisation bei Erkämpfung ihres Ziels behilf-
lich zu sein, denn sie raubte dcmSkande sogar das, was
er seit langen Iahren auf Grund einer Miniskerial-
verfügung als sein wohlerworbenes Rechk ansehen
Lurfte, nämlich seine Heraushebung aus der Gruppe
aller Lehrer an höheren Schulen mit nichk akade-
mischer Borbildung.

Wie war dieses möglich gewesen? Die Regierung
hak nichk von heuke auf morgcn den Entschluh ge-
saht, den Zcichenlehrern ihre verbriefken Rechte zu
nehmen, neirr, gewiß nicht, ste isk dazu seit langer
Zeit gedrängt worden.

Am die Wende des Zahrhunderts waren die An-
wärter für das Zeichenlehramt an höheren Schulen
gewöhnlich Lehrer mit künstlerischer Bcfähigung. Sie
mußten die 1. und 2. Lehrerprüsung abgelegk haben
und wurden von der Regierung für 2 Zahre beur-
laubt, um währcnd dieser Zeit sich auf das Zeichen-
lehrerexamcn an einer Akademie oder Kunstschule
vorbereiken zu können. Das Gehalk des Beurlaubken
erhielk der Berkreter und so war ersterer auf feinc
eigenen Hilfsmittel beim Lebcnsunterhalk und Stu-
dium angcwiesen. Es kam vor, daß besondere Um-
stände den Anwärter verhinderten, schon nach zwei
 
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