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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 4.1924

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Heft 2 (März 1924)
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Kolb, Gustav: [Rezension von: Herbert Kuhn, Die Kunst der Primitiven]
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Kolb, Gustav: Abbau von Schule und Kunst
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Gutman, Emil: Nochmals Formgehalt und Geschichte unserer Rechnungszeichen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22225#0046

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181

MögUchKcUen der Na!urbel)cnschurig gesunden rvcr-
den. Kann eine Zcit, die gnnz in dicscm Tempo lcd!,
eine Zeit, die un!er dem Gedanken der Entrvicklung
sieht, eine andcrc Irunsi schaffen als den Zmpressionis-
mus? Muh nicht ihre Kunsl auch das slieyende,
Eilende, die Bewegung, den Augenblick suchen? Muß
diese Kunst nicht sensorisch sein? Sie blieb nichi
stehen bei den Problemen Bewcgung, Masse, Lichi.
Der Gegenstand verschwand, nur die Bewegung blieb.
Der Futurismus erstand, die letzke Folge des Impres-
sjonismuch bis auch der zerbrach und die Kunst, wie
ein Kreisel sich drehend, Lber sich selbst lachte: Da-
dalsmus.

Diese Proben mögen genügen, um die Bedeutung des
Buches zu kennzeichnen. Es ist ousgestaktet mi! 215
hervorragend schönen Abbildungen, vorzüglichen Wie-

dergabcn von Äunsiwcrken der ältcren und jungercn
Skeinzeit, der Bronze- und erstcn Eisenzeit, der
Buschmänncr Eüdafrikas, der Polarvölker, dcr
Ausiralier, der Neger Asrikas, der Indiancr Ameri-
kas, der Ozeanier, Kretas und Mykenäs, Mexikos,
Perus, der Dölkerwanderungszcik in Europa. Ärchi-
tektur und Ornameniik wurden absichtlich zurück-
qestellt. Die Fülle des Makerials verlangt gesonderte
Behandlung. Ein ausführliches Literaturverzeichnis
schließt das schöne Werk ab, sür dessen Ausstattung
der Verlag alles aufgeboten hat. Wir emp-
fehlen das Werk angelegenklich zur Anschaffung für
die Schulbüchereien. Es gehört in unsere Zeichen-
tchulen. Der Preis (27 ist in Anbetracht des Ge-
votenen mäßig. E. K.

Abbau von Schule und Kunst

Von seiten dcrer,
die nur das werten,
was man messen,
zählen und wägen
kann. die nur das
gelten lassen wollen,
was unmittelbaren
Nutzen bringt, ist
auchder Kunstunter-
richt gefährdet.Wur-
de doch in letzter
Zeit in allem Ernst
die Frage aufgewor-
fen, ob wir als ver-
armtes Volk uns
nicht entschließen-
sollten, auf die Ent°
wicklung der Kunst-
kräfte zu verzichten
zugunsten der technlschen Anlagen, die viel nuhbrin-
gender seien. Ein unglaublich kurzstchtiges Anstnnen!
Damit würden wir uns nicht nur aus der Reihe der
Kulkurvölker ausschalten, sondern wir würden auch
unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkelk aufs schwerste
gefährden. 2m Gegenkeil: eln Bolk, das um sein
wirkschaftliches Dasein KSmpfi, muß setnen Kunst-
unterricht ausbauen, nichi abbauen und zwar
planvollausbauen von unten herauf

durch alle all-
gemeinbilden-
den Schulen hin»
durch bis zur
Fachschule und
Kunsthochschule.
Was tat Colbert,
der Minister Lud--
wig des XIV., als
er das durch Kriege
des ,Sonnen-
königs" verarmte
Frankreich wirt»
schaftlich wiederauf-
richien wollte? Er
errichtete überall
Kunstanstalten, von
denen ein Strom
der Befruchtunc, auf
die verschicdensten Gebiete dss geistigen und wirt-
schafklichen Lebens seines Landes ausging. Bon da
daliert die Aeberlegenhelt Frankreichs in Kunsk und
Kunstgewerbe und sein wirtschafilicher Aufschwung.
Die heute noch nicht erledigte Modeherrschafi von
Paris, dle jährlich Ansummen selbst aus dem ver-
armten Deutschland nach Frannreich führk, ist ein
Beweis dafür. Bon solchen Beispielen gilt es
heute zu lernen. G. K.

Nochmals Formgehalt und Geschichte unserer Nechnungszeichen

Don Dr. E. Gutman.

Die fehr schätzenswerten historlschen Crgänzungen
des Herrn Dr. E. Löfflerzu den früheren Ausfüh-
rungen Lber dcn „Zdeengehalt unserer Aechnungs-
zeichen" geben Beranlassung, zur Bermeidung un-
erwünschter Mißverständnlsse nochmals kurz auf das
erste Thema zurückzukommcn.

Aeber die geschichtliche Entwicklung der Rechnungs-
zeichen wollte in den genannten Ausführungen, da
das Geschichtliche völlig abseiks des ledigllch den zeit-
losen ödeengehalt berührenden Themas liegt, nlcht
gesprochen werden. Der ideelle Gehalt eines Form-
elements für den Menschen ist derselbe, ob dabei das
8. öahrtausend v. Chr. oder das 16. 2ahrhunderk
n. Chr. ins Auge gefaßt wtrd. Die Horizontale z. B.

ist, gleichbleibenü für alle Zeiten, der formate Aus-
druck einer und derselben Funktion. Ekwas onderes
ist es selbstverskändlich mit der Einsührung und Ver-
wendung eines Formelementes als Zelchen des prakki-
schen Gebrauchs. Nach unserer Auffasiung läßt sich
aber sehr wohl zu einer Aebereinstimmung zwischen
dem Ergcbnis der „exakten historischen Forschung"
und dem der „geistreichen Konslruktlon^ kommen.
Denn es ist doch eine in der geschichtlichen Forschung
-- die selbsk zuglbk, daß Lber die Enistehung des
Rechnungszcichens nur Bermutungen gehegt werdeu
können — nicht geiöste Frage, warum das Plus-
zeichen gcrade als fenkrechtes Kreuz aus der Ligatur
des lateinischen si „entstanden" sein und das Minus-
 
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