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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 4.1924

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Heft 3 (Mai 1924)
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Stiehler, Georg: Unsere Arbeit im Zeichnen
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Zum Lehrerabbau
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Rothe, Richard: Bemalte Teller: ein Unterrichtsbild
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https://doi.org/10.11588/diglit.22225#0069

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iioii, Austcilunq von gcschlossencn Flächen, unbc-
grenztcn Flächcn. Bom Primitiv-Naioen zum
Kultlviertcn. Besondeie Ilcbungen in der Bc-
freiung vom Naturalistischcn, dcr Wendung zuni
Ornamentalen, dem pcrsönlich 'Skillstischen, dcr
Betonung der Werkzcugspur (die Techniken)
j) DersühlendeMensch Beseelen der Natur,
Seele tn Form und Farbe.

^) D cr f r e i s ch a f f e n d e M e n s ch, d er t e 6) °
nisch gebundene Mensch. Phankasle-
mäsziges bildmäßiges Schaffen; graphische Tech-
niken, eine Synthese.

II, Bezichung zu wcrtvollen, typsschen Stosfen
des Sack-unlcrrichts;

auch

Anfertigung von Anschauungsmikteln,

III, Besondere Gcländedarstellung
(Ansicht und Karte), Bolkskundlich-Heimatkund-
liches; Museumsstuolen.

HV. Arbellsgcmeinschaft.

Zeichnerische Gestaltung !m Dienske des Schul-
lebens (Ausschmückung), der Feste, z. D. Weth-
nachtsfeski graphische Wettbewerbe.

Zum Lehrerabbau

On Preutzen sind ganz junge, erst vor kurzcm fest
angestcllte Zeichenlehrer in dcn elnstweiligen Ruhe-
stand versehl worden, während auf die weitere Arbeit
von Kollegen, die hoch in den fünfzig skehen, nicht
verzichtct wird. Die jungen Leute sind bedauerns-
wert, denn sie werden cs nicht lcicht haben, wieder
eingestellk zu werden. Es handett sich meist um Kriegs-
teilnehmcr, denen gegenüber man bei der Prüfung
und Anstellung mit weikgehender Nachsicht glaubte

einen schuldigen Dienst zu erweisen. Das hat sich nun
nls eine verkehrke Maßnahme gezeigt, sie ist den Be-
troffenen zumVerhängnis gewoiden. Den Ansprüchen,
welche die Schule an das künstlerische Lehramk
slellt, kann ein Lehrer unmöglich gerecht werden, dcm
wesenklich wohlwollende Nachsicht zum Amt verholfen
hat. Bcsser als die einstjweilig „Abgebauten" sind jeht
die Anwärter daran, die noch nicht angestellt sind,
wcnngleich auch deren Aussichten gering sind.

BemalLe Leller"

Ein Unterrichtsbild

Von Richard Rotbe, Fachreferenken in der Reformabteilung des österreichischen Unterrichtsministeriums.

Ein Schüler hal auf die Aufforderung des Lehrers
hin einen gut bemalken Teller mit in d!c Schulstube
gebracht, und dcr Lehrer benutzt ihn als Ausgangs-
punkt für eine unterrichtliche Besprcchung.

Die Schüler betrachten den Teller und geben un-
gezwungen ihrer Meinung Ausdruck. Sie wundern
sich daruber, daß dieser Teller über und Lber bemalt
ist. Für gewöhnlich stnd die Teller nur am Sußeren
Rande bemalt.

Marum?

Weil in den Innenraum dic Speise kommt.

3n diesem Teller ist aber gerade das Mittelstück
am reichsten bemalk. Es ifi eigentlich schade, datz
man hier die Speisen auflegt und das schöne Bild
durch das Ehzeug zerkraht.

Auf diesem Teller siehi man aber gar keine Etz-
zeug-Spuren, keine Kratzer/ er ist ganz schön und
glatt.

Wie oft habt ihr auf diesem Teller schon gegessen?

Noch gar nicht, er hängk das ganze 3ahr an der
Wand, genau so wie ein Bild. Meine Eroßmutter
hat vicle solche Teller; die stehen auf einem schönen
Bretk und werden niemals zum speisen benühk.

Das sind dann eigentlich nur Teller zum An-
schauen.

Ia, man nennt sie such Schauteller, oder weil sie
zu Schmuck und Prunk dienen: Schmuckteller oder
Prunktellcr. Sie sind von vornherein nichk zum
Essen, sondern nur zum Anschauen bestimmt. Sie
sind zum Ausstellen auf einem Bordbretke gedachk
oder zum Aufhängen an der Wand. Manche haben

*DcrgI. auch: Richard Rothe »KindertümlicheZ Zeich-en'
2. Aufl. und ,Das fformen, der Sandkasten und die Plastik in
der Dottskuust', beides im Derttschen Derlag für Iugeud und
Volk. Wien 1923.

auch in der Ningleiste der Rückseite ein Loch zum
Durchziehen einer Schnur oder eines Drahtes, damit
man sie mit einer Schlinge an einem Wandhakcn
aufhängen kann. (Bildaufbau, Richkung.)

Der Teller ist für einen ganz bestimmken Zweck
hergerichket, er hat eine ganz bestimmte Aufgabe zu
erfüllen. Wer kann ein gukes Wort dafür geben?

Der Teller soNZimmerschmuck sein.

Iehk wollen wir nachsehen, ob w!r aus diesem
Bilde auch etwas herauslesen können. Wir wollen
versuchen, zu erkennen, warum gerade dieses Bild
darauf gemalt ifi und kcin anderes.

Der Rand ist mit Blumen bemalt und im Mittel-
stück sitzk ein Bogel ouf einer rosenarkigen Blüte. -

Marum hat der Maler gerade Blumen dargestellt?
Er hätte doch ebensoguk auch Ouadrate und Recht-
ecke oder Kreise hmmalen können. Er rvollte ebcn
mit seinen Blumen etwas sagen,er wollte, daß sich die
Leuke beim Anschauen des Tellers ekwas dcnken, datz
sie ganz von telber in eine bestimmte Stimmung kom-
men; er wollke, daß sich die Bekrachter sreuen und
das ist ihm sehr gut gclungen, dcnn wir haben uns
auch alle gefreuk. Ilnd womit hat er diese freudige
Skimmung hervorgerufen? Dadurch, daß er eben
Blumen brachte und einen jubelnden
Vogel. Die Blumen sind seit langcn, langen Zeiten
her das Zeichen der Frcude und wenn man jemanden
eine Freude machen will, so schenkt man ihm Blu-
men. And rsenn man sich selber cine Freude machen
will, so pflückt man slch Blumen. Man bindet einen
Slrauß, man windet einen Kranz, mon steckt sich
Blumen ins Knopsloch oder ein Skräußchcn auf den
Hut. Dort, wo eS Freude gibk, dort gibt es auch
meistens Blumen. Blumen und Freude, die zwei
gehören zusammen, und fleht man irgendwo Blumen
 
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