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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 4.1924

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Heft 1 (Januar 1924)
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Unzulängliches bei Ausstellung einer neuen Prüfungsordnung
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Gutman, Emil: Die Harmonie der Formen, [2]: eine Buchbesprechung
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https://doi.org/10.11588/diglit.22225#0014

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lcn Sackscnr wlrkcnden Zeichenlchrer slimmle
liegen die Drcsdncr Sondere!nriZ)!ung. Dcr Di'
rcklor der Leipziger Akadcmte beionie
nachdrücklich, daß dic Akadcmie ihre Ableilungen
dcm srcien künsllerischen Sludium der
Zeichcnlehrer öffne: wunsche Dresden Sonderein-
richlungen, so sollc man in Lcipzig das sreie künsi-
lcrische Sludium dcr Zelchenlehrer als den anderen
Wcg nicht unterbindcn. — Ilnd der Erfolg der Ein-
wendungen? Das Gesetz isl zwar noch nichl erschie-
nen. Dlc besondere Äbteilung an der Dresdner
Akadcmic für Kunsigewerbe abcr ist eröfsncl) ein
Ordinarlus ist ernannt. Die „allen" Kräfte arbeiken,
vermchrt um dic „neue" Krast, die nichtnotwen-
dig war. 2n den finanziell höchstgespannken Zei-
lcn mützkcn alle bcslchenden Einrichkungcn und vcr-
fügbarcn Kräfkc voll ausgenüht werdcn. Die an der
Dresdcner Akademie bisher wirkenden hcrvorragen-
den Krästc, dic Profcssoren Aösler, BaranowSky,
Drescher, Euhr, Preißler häkken die malerische Aus-
bildung der Zeichenlehrer vollslündig mit übernehmen
könncn. DaS wäre im Sinne des Finanzministe-
riums cine koskenlose Lösung gewcsen!

Ist dcm Finanzminiskerium in dcn Zeiten der sonst
so scharfen Eparmahnahmen die ganze Lage bekannt
gcwescn, alS es unter dem Druck der beteiligten
Arcise in dcr Neubesetzung der Stelle nach-
gcgcbcn hat, denn eine Neuordnung, wie man
vorhcr ankllndigte, ist nicht erfolgk? Die
Drcsdencr Lösung isk keine akademifche Einrichtung,
sondcrn die Wiederaufnahme des früher ähnlich or-
ganisierten Zclchenlehrerkursus. Das Finanzministe-
rium hak zugestimmt unter der Voraussehung, daß
dic „neue" Einrichkung voll ausgcnützt würde. Des-
halb soll nun auch die nachträglich geänderte Prü-
fungsordnung gegen den Willen der beteiligken Ber-
bändc die .eigenartige Bestimmung enthalken, daß

von den vicr Studienjahren der Zeichenlchrer zwei
inDresden verbrachk wcrden mllssen.

And die katsächliche Wirkung einer solchen Bestim-
mung? Die auS Leipzig und Amgebung, aus Borna,
Bitkerseld, Zeih, Gera, Schkeuditz, u. a. O. stammen-
den Sludicrenden an der Leipziger Akademie erklä-
ren, daß sic indsolge der wirkschasklichen Nöte nichk
zwei Iahre nach Dresden gehen könntcn. Einige
müßten ihr Studium abbrechen, andcre könnken
nicht beginnen. Das Ministerium für Bolksbildung
hak in zwei Eingaben der Studicrenden Kcnntnis
von diescr Sachlage erhalken.

Also doppelter Schaden: Nichtausnutzung
der „ncuen" Einrichtung in DreSden und der
alken an der Leipziger Akademie. Diese Wirkung
hat man auch im Finanzministerium nicht gcwollt.

In Leipzig wäre überdies ein wirkliä) vollgültigcs
Skudium an der Universität, der Akademie und dem
Merkseminac fllr die künstlerische, wissenschastliche
und praktisch-technische Ausbildung der Zeichenlehrer
möglich. Die im Neferentenenkwurs besonders für
den Zeichenlehrer aufgeführten wissenschaftlichen
Wahlfächer sind nur an der Anivcrsität, nicht an der
Technischen Hochschule zu belegen. Kaum ein Slu-
dienort Deutfchlands bietet geradc für das Studium
des Zeichenlehrcrs so günskige Ausbildungsmöglich-
keiten wie Leipzig. — Also gebe man, wie anfangs
geplant, beide'Wege, Leipzig und Dres-
den, frei!

Und das Kuriosum? Ein Württemberger z. B.
kann nach der Württemberger Prüfungsordnung alle
acht Semester an der Leipziger Akademie bclegen
und sich dann in Stutkgart zur Staaksprüfung mel-
den) ein Sachse hal in Sachsen nicht das gleiche
Recht. — Ein solcher Zustand ist sachlich und fozial
nicht haltbar.

Die tzarmonie der Formen ^

Eine Buchbesprechung.

(Schluß.)

Zn dcn vorangcgangenen Ausführungen haben wir
zu dcm grundsätzlichen Standpunkt, von dem aus
W. O lt w a l d zu seinem Formenorganisierungsversuch
gelangt isk, Skcllung genommen. Wir stnd dobei der
Äusfassung Natlers beigetreten, daß eine syskematische
Organisicrung der Formen, die lcdiglich nach wisten-
schaftlichcn, versiandesmäßigen Gestchtspunkten und
ohne Nücksichtnahme auf den geistig-seelischen tzdeen-
gchalt der Formcn erfolgk, für dic schöpferische Eeike
des Formproblems tatsächlich „den Tod bcdeuket".
Bci aller Änerkcnnung der wissenschaftlichen Bedeu-
tung der Ostwaldschen Arbcit kann bci Behandlung
von Kunstfragen ein Skandpunki, der das Lebendig-
Schöpserische, die der Form crsk das innere Leben
verlcihenden Eefühls- und Empfindungsmomenke
außcr acht läßt, nicht unwidersprochen hingenommen
werdcn. Wir bczweifeln deswegen auch, ob die Dar-
skellung, wic ste O st w a l d gibk, für dcn Form- und
Geskaltungsuntcrricht die richtige Grundlage abzu-
gcben vcrmag. Gewiß wird dcr Lehrer des Kunst-
unterrichis in dcr Ostwaldschen Organisicrungsmekhode
viel Inicrcstantes und Anziehendes sindcn, sie aber

für eine Unterweisung in der Formbildung, für eine
GestalkungSlehre im unkerrichklichen Sinne zu ver-
wenden, wird nach dem Dargelegken nichk zu emp-
fehlen sein.

Methodisch geht Oskwald derark vor, daß cr nach
einigen allgemeinen Bemerkungen über den Raum
die Linie, die Flcchten, die Bänder, die unbegrenzte
und die begrenzke Fläche besprichk. Bon dcm Erund-
sah ausgehend, datz alle gesehmäßigen Formen har-
monisch, d. h. schön und angenehm wirken, werden in
logischer Aufzählung und Äufzeigung dle Gesehlich-
keiken und ihre Anwendungsmöglichkeiten der ein-
zelnen Gebiete der linearen Gestalkung behandelk.
Ein kurzes Schlußkapitel vom Umfang einer Seite
verweist auf dic Harmonik der körperlichen Formen,
deren Klarskcllung noch der freien Bearbeitung offen
stehe. Der Bcrfasser glaubt, an diese Aufgabe nicht
mehr herankrcten zu können, da ihm ncben der Er-
fahrung hierzu auch die Zeit fehle! seine Energien
seien durch dic prakkische Einführung sciner Farbcn-
lehrc bercits investiert.

Ostwald gcht also von der abskrakken Einzellinie
 
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