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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 4.1924

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Heft 6 (November 1924)
DOI Artikel:
Müller, F.: Heimaterziehung und Kunstunterricht
DOI Artikel:
Grothmann, Heinrich: Entwurf zu einem Lehrplan für den Zeichenunterricht an den höheren Schulen für die männliche Jugend
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https://doi.org/10.11588/diglit.22225#0154

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289

ragen, nicht aus throm Geftih! fllr Festigheit, Ma-
terialmöglichke'ii uird Raumfüllung „entwerfen" kön-
rren? Gollten sie -ie geschmackvollen farblgen Ver-
glasungen der HauÄüroberUchtfenster nach ihrem Ge-
fühl für NaumLuftetlung, HLrstelluwgsmvglichkei!
und Farbenwirkung - uicht aus sich heraus M gestal-
ten vermogen? Die Erfahrung hat gezeigt, däh ste
dazu sehr roohl imstandL sind, iveun sie den Geist
dieser Formen ln sich aufgenommen haben. Lä
gibt eine Menge solcher Aufgaben und jeder Ork
bietet dazu besondere Anregungen, wenn man mit
offenem Slnn seine Heimat steht. 3n unserm Ork,
der viel landhausmäßige Bebauung zeigt, haben
die Schüler eine Zeltlang ihre Anfmerksamkeit dem
zierlichen Fachwerk der Holzhäuser, den vrrzierten
Holzverkleiüungen, den Giebelbekrönungen, verzier-

ten Windbretlern, Balkenköpfen und dergl. zuge-
wanök, sie haben entworfen und abgezeichnet und da-
bei gelernt, wie eine Schmuckform aus dem jedes-
malig Gegebenen gleichsam organisch herauswächst.
Das Lrfinden folcher Formen öffnet Auge und Herz,
es belebt die Phantasie und leyrt die Schüler, den
Weg M gehen, den der Künstler und Werkmann
aingen, als ste die Forinen schusen: es weckt die
schaffenden Kräfie, die tn unserer Zeit mit un-
sern Mitteln Nenes gestalten und dte ohne Hem-
mimg der DradMon chre eigenen Wege suchen. So
flnd uns >die Dinge der Heimat das Fundament und
die Mittel der Kunskerzichung, ader im Mittelpunkt
diessr stehk immer die Persönlichkeit des Schülers,
der werdende schasfende Mensch.

EnLwurf Zu emem Lehrplan für den ZeichenunterrichL
an den höheren Schulen für die mänMche Iugend.

Von Heinr. Srothmrann.

Akgemelne Lehraufgabö«

Der Zeichenunterricht hat die Aufgabe, an dem all-
gemeinen Bildungs- und Lrzichungszweck der Schule
seinerfeils durch Pflege der bildhaften Gestaltungs-
«rafi der Schüler mitzuwirken.

Besondere Lehraufgabe.

I. Antecskufe.

Allgemeines Ziek dieser Stufe: Ilebung im Ge-
stalten aus dem jnneren Schen und der Ersindunz
sowohl tm Anschluß an Wirklichkeitserscheinungen,
als auch mittelst abstvakker Formen und Farben.

Sexta. PrimMves Zeichnen aus der allgemeinen
Vorstellung: Mensch, Lier, Baum Gerät, einzeln
und in natürlichen Gruppen.— Farbenspiele mit
Wasserfarbe. Keine NaMrmchahmung. ^ Klelne
Schriststllcke 4n Fornien' der elnfachsten. römischen
Arschrist, mit Blel pder spitzer Feder. s:

Bildbetrachtung: Wertvolle, der Altersstuse an-
gepaßke Btlderbücher, möglichst im Anschlutz an den
Deutsch- und Religionsiunterrichk. Primitive Zeich-
nungen aus den Ansängen der Kunst.

Q uinta: Forts. der Ln VI. begonnenen Aebungen,
indem auf aenauere Fvrmgestaltung hingearbeitet
E-.^^."^mbätive?'F»chenMÄe mfi Masserfärbe.
Keine Nakurnachahmung. — DskorÄlve Schrifi:
Forksetzung der isn VI. begvnnenen Uebungeu. —
Bildbetrachtung: Bolkstümliche Meister. Primikive
Zeichnungeu des . MitlelalterS zu. ' deulschen
Heldensagen.

Quarta: Forffetzung des freien ' Vorstel-
lungszeichnench indem neue GegenstLnde, z. B.
landschastUche Erscheinungen, hexangezogen und an
d!e Darstellung höhere Änforderungen gestellt wer-
den. Feder unid spitzer Meistlst. Kleine Bilder.
— Dekorattve Erfindungen tn steier Pinseltechnik
mit Andeutung von GegenstLndlichem. Transparent-
bllder aus Papier. — Schrifi: Kleine SchrifiMcke
in römischer und in Minnskelschrist. — Äildbe-
trachtung: Naive dekorattve Malereien. Beispiele
naiver Schristkunst. - -

N. MitlelMfe.

Hauptausgabe dieser Stufe ist die Erziehung der
Schüler zu eiuer methodischeN Äaturbeobachtung und

„Darstellung". Perspekttve, Ton- unü Farbwerte,
jowie der Ausdruck der Bewegung als malerische
Llemente bildhafi gsdeutet. Daneben wird gelegent-
lich, besonderS von dasür begabten Schülern, das
stere Gestalten sortgesetzt. 2n OIII deginnt das
Linienzeichnen und ist allgemein verkindüch.

Untert ertta: Cinsache Gegenstände nachPer.
spekttve «nd Tonwerten. Bildmäßige Naumfülmng.
Daneben gelegentlich steie dekorattve Erftndungen,
auch strbig. — Kunsibetrachtung: Stu-ien und Skizzen
von Merstern nach Geräten und NaturMen.

Obertertia: Innenraumbilder (Zeichensaal,
Flur, Keller). — Der Körperlich tätige Mensch. Ltttten-
jkizzen mit Feder oder Pinsel nach Beobachtung aus
dem Gedächtms. — SchrifiMcke in gottfcher Schrist.

Kunstbetrachtung: Meisterzeichnungen im Än-
schttrtz an dis Zeichenüburigen. — Linearzsichnen: An
einrgen techmschrn und archÄekkonischen Gegenstän-
den aus dem Geflchtskreis der Schüler Aebung im
freihändigen Skizzieren nach den Grundsätzen der
technifchem Zeichnung. Klassenunterrichl.

Antersekunda: Autzenarchitekiur und Land-
fchastliches.—Emige grötzere TiereisPferde, Aindjj so-
wshl n. d. R.. als nach Wandtafelskizzen ausdem Ge-
' K»nftbch:<W«ns: 3m Anschluß an die
/^.ZekcheüMMs«i' B-stächtuugoon Mejsterzeichnungen.
Heimische ÄuidenkmÄer.. Beispiele der wichtigsten
Baufttle. — Linearzeichnen: Erfinden einfacher Bau-
formsn iDenkstein, Brunnen...) und kvrrekte Dar-
stellung branchbarer ZdeenfkiMn. — Technische Ge-
genstän-s nach Modellen. Einzelunterricht.
Oderstufe:

Allgemeines Lehrziel: Die auf der MMelskufe de-
gonnenen Studien ttn Anschluß an die Nakur rverden
svrtgesetzi, indem an Selbständigkeit, Auffasiung und
Darstellung höhere Ansprüche gestellt werden. — 3m
Linearzeichnen trelen ueue Ausgaben auf.

Odersekunda: Hauptaufgabe: Spezietle Far-
benstudien nach der Nokur und enffprechende Bildge-
staltungsaufgaben. — KunMetrachtung: Beispiele für
die Entwickelungdes Farbensehens in der Malerei.—
Linearzeichncn: Darstelluug einfacher, von den Schü-
lern aufzunehmender vder zu evfiudendrr Bau-
mottve mittels der perspektivischen Konstruktton.
 
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