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FLr rms hnndeli es sich hierbsi um dre Frage, roie
das allgemeine Pr-inzrp der Heimalerzrehnng auch
im Kunsiunterricht wirksam gemacht werden kann.
FLr Gejchichte, Erdkunde unö andere „kuiturkund-
liche" Fücher hal man die „Heim-atkun-e" schon lange
anerkannt, und auch für Kunstgeschicht-e lietz man sich
einen Beginn mlt der Heimat, salls er lohnend schien,
gern gefallen. Aber ftir ein „technischcS Fach", als
rvelches das Zeichnen «ngsse-hen rvurde, hielt man die
Bildungsrverte der Helmat nicht von so großem Be-
lang, um den Antsrricht darauf aufzubauen, zumal
ivenn fie in Ansehung der Kunst ürmlich erschienen.
Woch! hat man dle Schüler -veranlaht, alke Baurverks
malerische Winkel und Tvre, Hauseingäuge uud son-
stigs Dinge von eittigem Kunstrvert vder nmierischem
Aussehen abzuzeichnen, aber eine AuSnntzun-g -des
heimatlich Gegebenen dis in selne letzlen Folge-
rungen sür Ae Awecke des KunstuntervichtS ist da-
mit ohne weiteres noch mcht erreicht. D-as ist erst
der Fall, wenn der gesamte Kunstunterricht in allen
sernsn Leilen auf die heimatliche Amwelt Bezug
nimmt, von chr ausgeht und zu ihr hinftihrl, iyre
dinglichen Gegebenheiten und gemütlichen Werte als
Apperzeptionshrlfen bei allen seinen Maßnahmen
heranzieht. Denn wir können uns nichts vorstellen,
was wir nicht mit irgend einem persöniichen Erlednis
in Berbindung zu bringen vermögen; wir können
nichts denken -und sühlen, was von Zolchem Erled-
KMS weiirch li-egt. Mir sehen den Schein und emp-
flrchsn nichts, höron Worte und vernehmen
nichts, wenn «ns dieseS innere Erlebnis sehlt.
Wi« ost ist es uns, als wtr noch Kinder und Schü-
ler rvaren, in unserm Anierricht fo gegangen! Erst
als wir ülter und reifer wurden, ist uns manches
eingesallen, das uns im Anterricht glatt an den Köp-
fen -vnd Herzen vordelging. Es kommt auch bel der
HeiMatLrziehwnZ nlcht ledMch darauf an, dle Liebe
zur Heimar W psiLKM sn-S das BsrMüdnis sür
heimatliche KmiurrvertL zu wecken: Las srgibt slch
als ihre n-twendige Folgersng ohnehln, -ss ist nicht
bas Aiel unssres Anterrichts aber ein Nebenergeb-
nis. Ziet ist sür uns Fachlshrer immer nm die
Kunstbildung, die Kunsterziehwng, wis für Len Ge-
schichtslehrer der Smn ftir Geschichte, wie sür den
Dsutschlehoer Sprache und Literatur: auch dei diesen
urch allen audern Disziplinen tst HeiMLtllebe rmö
Heimatsina, wie eng oder weit man die „Heimai"
immer faffen mvge, nicht das Ziel o-n sich, sher
vielleicht ein Nebenziei, sichsr aher ein Mittel, das
zum Ziele sührt. ^
Als Mitiel-er Künsterzlehung saffe ich also dle
Helmaterziehung aus. Wie sie dazu werden kann,
das hat Bernh. Müller in- seiner Abhan-dlung ein-
gehend gezeigt. Er zeigt uns den Weg, -en er ge-
gangen ist und sagt ausdrücklich, daß andere Orte
andere Wege bedingen. „Es muß Lem Zeichrnlshrer
überlaffen wer-den, seinen Unkerricht den Verhältnls-
len enksprechend zu gestalten". Mese Derhälkniffe
»önnen für unsern Unterricht gLnsti-g und ungünstig
kiegen. Anser Laud hat Gegenden mrt alter, reicher
Kulkur, mit zahlreichen Zeugen gedlegener Kunst,
aber es hat auch Teile mil ehemals slavischer Be-
völkerung, wo von alten Kulturwerten wenig vor-
handen ist. Die Schütze der Kunst sind wie die-
jenigcn der Kultur balü relchlicher, bald spürlicher
gesüi. Aber soll man faaen, wo wenig alke Kunst-
werke stnd, da tauge die Helmat mcht sür öen Kunst-
unterricht? Keineswegs. Aunüchst ist einc Stadt
oder Landschast in künstlerijcher Hinsichk doch meist
nicht so arm, als sie oderflüchlich gesehen erscheinl;
man muß darin nur nicht suchen, was nicht vor-
handen sein kan-n, sondern nehmen, was der Ort sei-
ner Natur «nd Kultur eutsprechend bietet, sich auf
das Gegebene einstellen und es in seiner Äatur-
verbundeuheit verstehen. Zum an-deren ist das
Wenige, das sich ftndet, wie es auch sel, immer ge-
rade genug, um die Erziehung des werdenden
Mensch-en dam-it zu beginnen und darauf zu bauen.
Es wird nicht jeder Kmrstlehrer wie Kvllege Bernh.
Müller, in der Lage sein, die Entwicklung einer
Reihe von Kunstepochen an den Bau- und Kunst-
dendmAern seiner Heimat vorführen zu können.
Aber es kvmmt ja auch darauf letzten Endes nicht
an. An dem Beispiel von Alt-Limburg a. d. Lahn
zeigk der Berfaffer, wre es auch anders gemacht wer-
den kann, aber er le-gt mit Recht Wert darauf, daß
der Schüler stets tn das Wefen des Kunstiverks
eingeführt wird, daß diefes in der Seele des Schü-
ters L-eben gewinnt, daß es sür ihn nicht schlecht-
weg ein Modell zum Abzeichnen blelbt, sondern daß
er fühlt, wie es enkstanden ist und warum es so hat
«ntstehen müffen. Das ist nach melner Meinimg der
Kernpunkt dsr Fvage: der Schüler soll nicht mecha-
nisch nachbilden, sondern stnnvoll nachschaffeu,
den Geist Les Dinges ersaffen und aus diesem ge-
stalten. l > - --
Es handelk stch doch nichk darum, daß wir in unss-
rer heutigen ZM -das nachmacheu, was vergangene
Kulturperioden uns hinterkaffen haoen, daß wlr -wie-
der Geschmack daran finden» von zinnenen Tellern
zn effeu und uusern Wein oder unser Bier aus
Zinnkrügen zu triwken; wir wollen doch nicht mehr
unsere Fenster mit Oelpapier vder mit Pergamenk
„verglasen" oüer mik windschiefen, grünen Butzen-
schsiben -aussetzen: Mr wollen vielmehr alle Er-
rungeuschasten unserer Wiffenschast und Technik ous
zu nutze machen, wie es unfere Ältvordern ja auch
taken, aber wir wollen -von thnen lernen, wie ste l-n
allem echt und stch selbst treu bli-eben, roir -wollen lhr
ehrliches, mateoial- uud werkgerechtes Schaften nach-
empfinlden und ihr tiefes Gefühl für den Sinn und
Zwsck der Fvrmen zu eigeu nrachen. Aus dlesem
Gruude suchen wir M erhaltvn, was an wertvollen
Bau-, -KnnD- und Merkformen vergangener KuMrrü
erioden noch erhalten ist, so lange es erhalten werüen
ann. Mcht alles iüßt sich erhalten und nichk immer
kanir es erhalten werden, wenigstens -nicht immer an
dem Ort, wo es sich befindek; das moderne Leben ver-
langk gebietcrisch sein Recht, und unsere Borfahrcn
haben sich gar nicht lange besonnen, wenn es galt,
eine Sache, die sich überlebt haite, kurzerhand weg-
zukun. Doch wollen wir das ietztere nicht so lau!
sagen, denn uuserer malerralistisch gerichteken Zett
ist Pielüt gegen Las ehrwürdig Me immer noch
sehr nötig.
Also Nachschaffen wollen wlr, uub darum
schelnl mir das Erfinüen von makerial- und werk-
gerechten Gebrauchs- und Aierformen durch dle
Schüler von besonderer Wichkigkeit. Sollten -ie
Schüler, wenn sie die schmiedeeisernen Türbänder
der Kirchentüren abzeichnen, nicht auch aus dem
Sinn uud Zweck biefer Formen heraus solche erstn-
den köunen? Sollten sie die kunstvollen Wandarme,
die als Schildhalter über dle Bürgerfieige hinweg-
FLr rms hnndeli es sich hierbsi um dre Frage, roie
das allgemeine Pr-inzrp der Heimalerzrehnng auch
im Kunsiunterricht wirksam gemacht werden kann.
FLr Gejchichte, Erdkunde unö andere „kuiturkund-
liche" Fücher hal man die „Heim-atkun-e" schon lange
anerkannt, und auch für Kunstgeschicht-e lietz man sich
einen Beginn mlt der Heimat, salls er lohnend schien,
gern gefallen. Aber ftir ein „technischcS Fach", als
rvelches das Zeichnen «ngsse-hen rvurde, hielt man die
Bildungsrverte der Helmat nicht von so großem Be-
lang, um den Antsrricht darauf aufzubauen, zumal
ivenn fie in Ansehung der Kunst ürmlich erschienen.
Woch! hat man dle Schüler -veranlaht, alke Baurverks
malerische Winkel und Tvre, Hauseingäuge uud son-
stigs Dinge von eittigem Kunstrvert vder nmierischem
Aussehen abzuzeichnen, aber eine AuSnntzun-g -des
heimatlich Gegebenen dis in selne letzlen Folge-
rungen sür Ae Awecke des KunstuntervichtS ist da-
mit ohne weiteres noch mcht erreicht. D-as ist erst
der Fall, wenn der gesamte Kunstunterricht in allen
sernsn Leilen auf die heimatliche Amwelt Bezug
nimmt, von chr ausgeht und zu ihr hinftihrl, iyre
dinglichen Gegebenheiten und gemütlichen Werte als
Apperzeptionshrlfen bei allen seinen Maßnahmen
heranzieht. Denn wir können uns nichts vorstellen,
was wir nicht mit irgend einem persöniichen Erlednis
in Berbindung zu bringen vermögen; wir können
nichts denken -und sühlen, was von Zolchem Erled-
KMS weiirch li-egt. Mir sehen den Schein und emp-
flrchsn nichts, höron Worte und vernehmen
nichts, wenn «ns dieseS innere Erlebnis sehlt.
Wi« ost ist es uns, als wtr noch Kinder und Schü-
ler rvaren, in unserm Anierricht fo gegangen! Erst
als wir ülter und reifer wurden, ist uns manches
eingesallen, das uns im Anterricht glatt an den Köp-
fen -vnd Herzen vordelging. Es kommt auch bel der
HeiMatLrziehwnZ nlcht ledMch darauf an, dle Liebe
zur Heimar W psiLKM sn-S das BsrMüdnis sür
heimatliche KmiurrvertL zu wecken: Las srgibt slch
als ihre n-twendige Folgersng ohnehln, -ss ist nicht
bas Aiel unssres Anterrichts aber ein Nebenergeb-
nis. Ziet ist sür uns Fachlshrer immer nm die
Kunstbildung, die Kunsterziehwng, wis für Len Ge-
schichtslehrer der Smn ftir Geschichte, wie sür den
Dsutschlehoer Sprache und Literatur: auch dei diesen
urch allen audern Disziplinen tst HeiMLtllebe rmö
Heimatsina, wie eng oder weit man die „Heimai"
immer faffen mvge, nicht das Ziel o-n sich, sher
vielleicht ein Nebenziei, sichsr aher ein Mittel, das
zum Ziele sührt. ^
Als Mitiel-er Künsterzlehung saffe ich also dle
Helmaterziehung aus. Wie sie dazu werden kann,
das hat Bernh. Müller in- seiner Abhan-dlung ein-
gehend gezeigt. Er zeigt uns den Weg, -en er ge-
gangen ist und sagt ausdrücklich, daß andere Orte
andere Wege bedingen. „Es muß Lem Zeichrnlshrer
überlaffen wer-den, seinen Unkerricht den Verhältnls-
len enksprechend zu gestalten". Mese Derhälkniffe
»önnen für unsern Unterricht gLnsti-g und ungünstig
kiegen. Anser Laud hat Gegenden mrt alter, reicher
Kulkur, mit zahlreichen Zeugen gedlegener Kunst,
aber es hat auch Teile mil ehemals slavischer Be-
völkerung, wo von alten Kulturwerten wenig vor-
handen ist. Die Schütze der Kunst sind wie die-
jenigcn der Kultur balü relchlicher, bald spürlicher
gesüi. Aber soll man faaen, wo wenig alke Kunst-
werke stnd, da tauge die Helmat mcht sür öen Kunst-
unterricht? Keineswegs. Aunüchst ist einc Stadt
oder Landschast in künstlerijcher Hinsichk doch meist
nicht so arm, als sie oderflüchlich gesehen erscheinl;
man muß darin nur nicht suchen, was nicht vor-
handen sein kan-n, sondern nehmen, was der Ort sei-
ner Natur «nd Kultur eutsprechend bietet, sich auf
das Gegebene einstellen und es in seiner Äatur-
verbundeuheit verstehen. Zum an-deren ist das
Wenige, das sich ftndet, wie es auch sel, immer ge-
rade genug, um die Erziehung des werdenden
Mensch-en dam-it zu beginnen und darauf zu bauen.
Es wird nicht jeder Kmrstlehrer wie Kvllege Bernh.
Müller, in der Lage sein, die Entwicklung einer
Reihe von Kunstepochen an den Bau- und Kunst-
dendmAern seiner Heimat vorführen zu können.
Aber es kvmmt ja auch darauf letzten Endes nicht
an. An dem Beispiel von Alt-Limburg a. d. Lahn
zeigk der Berfaffer, wre es auch anders gemacht wer-
den kann, aber er le-gt mit Recht Wert darauf, daß
der Schüler stets tn das Wefen des Kunstiverks
eingeführt wird, daß diefes in der Seele des Schü-
ters L-eben gewinnt, daß es sür ihn nicht schlecht-
weg ein Modell zum Abzeichnen blelbt, sondern daß
er fühlt, wie es enkstanden ist und warum es so hat
«ntstehen müffen. Das ist nach melner Meinimg der
Kernpunkt dsr Fvage: der Schüler soll nicht mecha-
nisch nachbilden, sondern stnnvoll nachschaffeu,
den Geist Les Dinges ersaffen und aus diesem ge-
stalten. l > - --
Es handelk stch doch nichk darum, daß wir in unss-
rer heutigen ZM -das nachmacheu, was vergangene
Kulturperioden uns hinterkaffen haoen, daß wlr -wie-
der Geschmack daran finden» von zinnenen Tellern
zn effeu und uusern Wein oder unser Bier aus
Zinnkrügen zu triwken; wir wollen doch nicht mehr
unsere Fenster mit Oelpapier vder mit Pergamenk
„verglasen" oüer mik windschiefen, grünen Butzen-
schsiben -aussetzen: Mr wollen vielmehr alle Er-
rungeuschasten unserer Wiffenschast und Technik ous
zu nutze machen, wie es unfere Ältvordern ja auch
taken, aber wir wollen -von thnen lernen, wie ste l-n
allem echt und stch selbst treu bli-eben, roir -wollen lhr
ehrliches, mateoial- uud werkgerechtes Schaften nach-
empfinlden und ihr tiefes Gefühl für den Sinn und
Zwsck der Fvrmen zu eigeu nrachen. Aus dlesem
Gruude suchen wir M erhaltvn, was an wertvollen
Bau-, -KnnD- und Merkformen vergangener KuMrrü
erioden noch erhalten ist, so lange es erhalten werüen
ann. Mcht alles iüßt sich erhalten und nichk immer
kanir es erhalten werden, wenigstens -nicht immer an
dem Ort, wo es sich befindek; das moderne Leben ver-
langk gebietcrisch sein Recht, und unsere Borfahrcn
haben sich gar nicht lange besonnen, wenn es galt,
eine Sache, die sich überlebt haite, kurzerhand weg-
zukun. Doch wollen wir das ietztere nicht so lau!
sagen, denn uuserer malerralistisch gerichteken Zett
ist Pielüt gegen Las ehrwürdig Me immer noch
sehr nötig.
Also Nachschaffen wollen wlr, uub darum
schelnl mir das Erfinüen von makerial- und werk-
gerechten Gebrauchs- und Aierformen durch dle
Schüler von besonderer Wichkigkeit. Sollten -ie
Schüler, wenn sie die schmiedeeisernen Türbänder
der Kirchentüren abzeichnen, nicht auch aus dem
Sinn uud Zweck biefer Formen heraus solche erstn-
den köunen? Sollten sie die kunstvollen Wandarme,
die als Schildhalter über dle Bürgerfieige hinweg-