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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 4.1924

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Heft 4 (Juli 1924)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22225#0102

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nis slark und unvcrsälscht zum Ausdruck komml.
Wir «mpsehlcn auch diese Pclikcmnummcr
Ivürmsicns.

Wcrlvolle Kunslbvcher, dle uns angehen. 2m Ver-
lag Denno Schmabe u. Co., Basel, erschlenen
nachsolgende Wcrkc:

Giotto und dle Giokko-Apokryphen von Friedrich
R I n t e l e n. 2. vermehrte Auflage. Preis gebun-
den in Leinen Mk. 10. Sei! Erscheinen der 1. Aus-
lage (1911) ist uns Giotto viel näher gekommen oder
wir vielmchr ihm. Heuke ist er einer unserer Führer
vom Zmpressionismus, vom Nalurausschnitk zurück
zur strengen Komposiiion und ihren Gesehen. Manchc
haben sich von ihm belehren lassen, ntcht zulehk
Hodler, dcr seinen Parallelismus der Form und
Farbe hier in herrlichen Beispielen vorgebildet fand.
In Text und Bild werden nun in dem vorliegenden
Werk die Borzüge Giottos klar zum Ausdruck ge-
brachk: das innigc Verhältnis zwischen Nakur und
Kunst, zwischcn Erzählung und Flächenaufkeilung, die
zu einer vollkommenen Harmonie der Bildgestaltung
führk. So isk das werkvolle Werk heuke besonders
zeilgemäß und verdient Eingang in unseren Hand-
büchereicn und Zeichenschulen, und zwar auch deshalb,
weil die Bilderwelt Giottos dem Empfinden unserer
Zugend näher steht als das Meiste der Renaissance.

Hugo van der Goes von Kurt Pfifker. Mik
26 schwarzen und einer farbigen Aukokypie. 3n
Leinen Preis Mk. 8. 2m Borwort legk der Ber-
fasser dar, daß der Meisker zu den großcn Bildnern
des Abendlandes zu zählen sei, sofern man das Kunst-
werk als Ausdruck einer Weltanschauung — im wört-
lichen und Lberkragenen Sinne — betrachtet. Der
knappe klare Text gibk zunächst ein kurzes Bild des
Lebens des Meisters, das so trübe endet, dann einen
Ileberblick und Einblick in sein Werk. Die Deu-
tung der Gemälde, so kurz gefaßt sie ist, so inhalts-
reich und tlefgründig ist sie. Der Bilderstoff ist in
großem Format außerordenklich sorgfältig wieder-
gcgeben. Somit fiigt sich das Merk dem besten ein,
was wir an Kunstbüchern heuke besihen. Es gewährt
auch hinsichklich der vornehmen Ausstattung einen un-
getrübken Genuß. Wir empfehlen es wärmskens. Der
Preis darf als sehr nieder bezeichnek werden.

Echnakon, König von Vegypten und seine Zeit von
Arkhur Weigall: deutsch von Dr. Herm. Kees,
mit 24 Seiten Abbildungen. Preis Mk. 6,—. Durch
die Ausgrabungen Lord Carnavon's wurde die An-
ieilnahme weiter Kreise an der Kultur und Kunst des
alten Aegypken rege. Tukanchamen, dessen Grab
man entdeckte und öffneke war der Schwiegersohn
Amonophis des IV. oder Echnatons, wie auch genannk
wird. 2n dem vorliegenden Werk wird nun das
Leben dieses religiösen Schwärmers auf Lem ägypti-
schen Throne dargelcgt, der sich durch seinc Berehrung
der Sonne, als einziger Gottheit, in Eegensatz
stellte zu der Bielgökterei des Landes und damit zu
der Priesterschafi. Das Buch liest sich wie ein span-
nender Roman und nicht wie eine Darlegung ge-
schichtlicher Tatsachen. 2ch habe den Eindruck, daß
manches auf Annahme beruht und allzu kühn kon-
struiert ist. Das soll dem Buch indessen feinen Wert
nichk nehmen. 2edenfalls gibt es ein farbenreiches
Bild dcr El-Amarna-Zeit, mik ihren Wandlungen in
üer künstlerischen Aufsaffung, Aufiockerung der Ge-
bundenheit, WaMung zum Realismus.

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Holzschnitle dcs Hans Baldung Gricn. Mit 50 Ab-
bildungen und einer Einleitung von Hans Curjel.
tAllgemeine Bcrlagsanstalt Mllnchen). Der auf-
schlußreichc Tept stellt das Holzschniktwerk des
Meiskers nach seiner lechnischen und künstlerischen
Seite ins Licht. Hans Baldung, genannt Grien,
schließt wieder eng an den Holzschnitt der späten
Gotik, im besonderen an den oberrheinischen Holz-
schnikk des ausgehenden 15. Iahrhundert an, während
Dürer, Burgkmalr u. Holbein erst rechk über ihn hin-
ausgewachscn sind. 2m Laufe des 15. 2ahrhunderks
wurde aus der reinen Liniensprache des Holzschnikkes
die kunstreiche 2lluskrakionssprache, bei der mit Hilfe
der Schrasfur die volle Körperlichkeit des dargeskellten
Gegenstandes mchr und mehr zum Ausdruck gebrachk
wurde. Bei aller Schlagkraft des BilLlichen hielk
sich indcssen die Holzschnikkkunst von dem Wettstreit
mit der hohen Malerei zurück im Gegensah zur
Kupserstichkunst. Erst Durer brachke mit den Apo.
kalypse- und Passionsschnitken von 1487 und 1498
den Ilmschwung. Er übeikrägt plötzlich das Pathos
und die gcistige Monumenkalitäk der damaligen Tafel-
malerei auf den Holzschnitt. Dieser entscheidende
Schritt, in oem die Ursache der grundsählichen Ber-
schledenheik zwischen dem Holzschnitt des 15. und bem
des 16. 2ahrhunderts beschlossen liegt, hat Enkwick-
lungen in Bezug auf den Gebrauch der Kunstmittel
zur Folge, die sich vor allem auf das Berhältnis von
Konkur und Schraffur sowie auf die komposikionelle
Zusammenfaffung und auf die Gestaltung der Räum-
lichkeit im illusionistischen Sinn beziehen. Es spricht
für die Selbständigkeik Baldungs, daß er, der doch
seine entscheidenden 2ahre in der unmittelbaren Nähe
Dürers und offenbar in Gemeinschafi mit den Nürn-
berger DLrergenossen Schäufselin, Kulmbach, Spring-
inklee und Traut verbrachte, eigene Wege ging. Seine
früheslen, gesicherten Holzschniilarbeiken sind 2lluftra-
kionen zu Nürnberger Druckwerken aus den 2ahren
1505 und 1507. Hier schon ist das Mesen des Val-
dungschen Holzschnikkstiles in seinen Grundzügen
völlig ausgeprägk. Das Problem der tafelmalerischen
Monumenlalität, vor allem das Problem der illusio-
nistischen Räumlichkeit in Bezug auf das Bildganze
kritt von vornherein zurück. Seine Konkur und
Schraffierunz weisen ausgesprochen dekorativ fpie-
lende und ornamenkale, Flächen- überspinnende
Elemente auf. Hierin prägt sich die Eigenark der
Holzschnitksprache Baldungs aus. Freilich hat auch
Baldung ehensowenig wie DLrer seine Zeichnungen
selbst in Holz geschnitken. 2m Gegensah zu Dürer
aber, deffen zcichnerische Handschrifi bei der Ueber-
kragung in den Schnitt wesentlich veränderk wird, voll-
zieht sich bei Baldung die Umsehung in den Schnitt
nahezu ohne Berlust der künstlerischen Unmittelbar-
keit der Zeichnung und ohne eigenkliche Umwandlung
des zeichnerifchen Slils. 2a, es scheint vielmehr, als
steigerten sich die Haupkelemente der Zcichnung in-
folge Ler technischen Kristallisakion. Dem Umriß
fällk die Hauptrolle zu; seine Ltnienzüge bestimmen
vas Gerüste der gesamken Bildkonstrukkion. Die
Linie Baldungs tst wohl ofi ungeschlacht, derb, fast
primittv jm Gegensah zu der Dürers und den Klein-
meistcrn, aber sie überkriffi die Linie Dürers an inne-
rer Bewgungsspannung und lebensvoller ZwangS-
läufigkeik. Gerade das Urwüchsige des draufgängeri-
schen Meisters feffelt uns aber heuke wieder beson-
 
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