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aber nur u»!cr gcwissen Umständcn richtig, dcnn of!
hängt cs von der Bildung der Beschaucr ab, ob fic
ein Kunstwcrk gcnlcfien und würdigen KLnnen.
Wcnn roir ein Bauwerk wie dieses hier wllrdigcn
wollen, fragen wir uns am beslen, welchem Zweck es
eigentlich dienen soll — wie einer von Ihnen ganz
richlig sagte. Sie wissen schon, es soll ein Ehren-
denkma! ftir die Im Kriege gefallenen Studenten
sein, das Ihnen aus Dankbarkeit errichtet wurde.
Sehen Sie es nun einmal genauer an: Dies ist dvch
ein ganz anderer Bau, als wir sie sonst kennen —
z. B. mik stnnenräumen zum Wohnen und mi!
Fenstern; der Dlock jst massiv oder scheint wenig-
siens massiv — es ist sa auch gar kein Wohnraum
notwendig. — So kommt auch am besten der Charak-
ier des sür Iahrhunderte gebauken Monumentes
zum Ausdruck. Erinnern Sie sich an die ägypkischen
Pyramiden, das waren ähnliche Denkmäler — frei-
lich noch gröfier als dieses. Aber wir heukigen Men-
schen brauchen keine solchen Riesendenkmäler, uns
macht ein solcher Block wie dieser da auch schon den
Eindruck des Dauerhafken, nur stellen wir besondere
Anforderungen an seine künsklerische Ausgestaltung.
Wir verlangen von einem Kunstwerk, dast es uns
ekwas sagen soll. Freilich kann es nicht wirklich
sprechen, sondern es kann nur durch seine Form
etwäs zum Ausdruck bringen, d. h. es sprichk durch
sein Aussehen. Diese Sprache müssen wir verstehen
lernen. Was sagt es uns nun? „stch bin ein fefker
Block, sehk meine vler Wände an, fie kragen
Marmorkafeln, die in rohe Skeine gefafik sind, kommk
her nnd lest dle Ramen!" Die Stufen laden ein
zum Hinzukreten und wir müssen zugeben, datz so
der Zweck des Baues klar und anschaulich zum Aus-
druck kommk. — Das Monument sagk dem akademisch
Gcbildeten aber noch mehr; woran kann es ihn er-
innern?"
t. Schüler: „An einen grlechischen Tempel".
Lehrer: ,Wodurch erinnert es an elnen griechischen
Tempel?"
2. Schüler: „Durch die Einsalsungen der Marmor-
tafcln, sie stehen wie die Tcmpclsäulen."
Lehrer: „Auch dic Treppcnstnfen und das Dach-
gesims. Warum hat man dcnn nicht elnen wirk-
lichcn griechischen Tempel gcbaut und wirkliche
Säulen, die sind doch so schön!?"
1. Schüler: „Weil man dann die Tafeln nicht so
gut anbringen könnte."
Lehrer: sta, dann würde der erste Teilzweck
verfehlt: Das deukliche Zeigcn der Taseln mit den
Namcn. Aber es gibt noch einen andcren Grund.
Ein griechischer Tempel wärc kein echker griechischer
Tempel, sondern nur ein nachgemachter, jedenfalls
wäre es dann kein deukschcr. Ekwas nachgemachtes
kann nichts dcuksches scin. Wenn man für deuksche
Skudenken, die für das deutsche Volk gefallen sind,
ein Denkmal bauen will, so mutz man ein echt deut-
sches Denkmal bauen. Ein Denkmal, das unserem
Innern und unserer Nakur entspricht. stndem wir
das tun, ehren wir auch am bcsten die für uns ge-
fallenen Dcutschen."
Einige nahe liegcnde Vergleiche mit dem gegen-
überliegenden Kaiser-Wilhclmstllrm lasjen den Wert
des vor den Schülern stehcnden Neuen noch klarer
hervorkreken. Dann wird gezcichnet. Es wird sozu-
sagen mit dem Stifi noch einmal alles nachgefühlt,
was vorher besprochen wurde, um es zu dauernden
Eindrücken zu besestigen. Auch finden die Schüler
jetzk Gel.egenheit, durch Zeichnen der richtigen Breite
des Dachgeflmses eine große Wirkung zu erreichen.
Sie merken, nach verfehlken Versuchen„ bald, daß
das Dachgesims schmal sein muß. Zwar ist nur Zeit
zu einer Skizze, diese genügt den Schülern aber, um
nach Abnehmen der Maßc im Zeichensaal eins
Werkzeichnung zu machen. Auch gibt sich an der
Hand von Entwurfskizzen und Werkzeichnungen des
Erbauers Gclegenheit,, auf den ganzen Ardeits-
prozeß beim Bau des Denkmals einzugchen und zu-
lehk auch mit dem Künskler seldst näher bekannt zu
machen, von dem andere Werke in Abbildungen vor-
gezeigt werden.
Sezeichnet von Studlcnasiessor W. Langc, Tübtngen
aber nur u»!cr gcwissen Umständcn richtig, dcnn of!
hängt cs von der Bildung der Beschaucr ab, ob fic
ein Kunstwcrk gcnlcfien und würdigen KLnnen.
Wcnn roir ein Bauwerk wie dieses hier wllrdigcn
wollen, fragen wir uns am beslen, welchem Zweck es
eigentlich dienen soll — wie einer von Ihnen ganz
richlig sagte. Sie wissen schon, es soll ein Ehren-
denkma! ftir die Im Kriege gefallenen Studenten
sein, das Ihnen aus Dankbarkeit errichtet wurde.
Sehen Sie es nun einmal genauer an: Dies ist dvch
ein ganz anderer Bau, als wir sie sonst kennen —
z. B. mik stnnenräumen zum Wohnen und mi!
Fenstern; der Dlock jst massiv oder scheint wenig-
siens massiv — es ist sa auch gar kein Wohnraum
notwendig. — So kommt auch am besten der Charak-
ier des sür Iahrhunderte gebauken Monumentes
zum Ausdruck. Erinnern Sie sich an die ägypkischen
Pyramiden, das waren ähnliche Denkmäler — frei-
lich noch gröfier als dieses. Aber wir heukigen Men-
schen brauchen keine solchen Riesendenkmäler, uns
macht ein solcher Block wie dieser da auch schon den
Eindruck des Dauerhafken, nur stellen wir besondere
Anforderungen an seine künsklerische Ausgestaltung.
Wir verlangen von einem Kunstwerk, dast es uns
ekwas sagen soll. Freilich kann es nicht wirklich
sprechen, sondern es kann nur durch seine Form
etwäs zum Ausdruck bringen, d. h. es sprichk durch
sein Aussehen. Diese Sprache müssen wir verstehen
lernen. Was sagt es uns nun? „stch bin ein fefker
Block, sehk meine vler Wände an, fie kragen
Marmorkafeln, die in rohe Skeine gefafik sind, kommk
her nnd lest dle Ramen!" Die Stufen laden ein
zum Hinzukreten und wir müssen zugeben, datz so
der Zweck des Baues klar und anschaulich zum Aus-
druck kommk. — Das Monument sagk dem akademisch
Gcbildeten aber noch mehr; woran kann es ihn er-
innern?"
t. Schüler: „An einen grlechischen Tempel".
Lehrer: ,Wodurch erinnert es an elnen griechischen
Tempel?"
2. Schüler: „Durch die Einsalsungen der Marmor-
tafcln, sie stehen wie die Tcmpclsäulen."
Lehrer: „Auch dic Treppcnstnfen und das Dach-
gesims. Warum hat man dcnn nicht elnen wirk-
lichcn griechischen Tempel gcbaut und wirkliche
Säulen, die sind doch so schön!?"
1. Schüler: „Weil man dann die Tafeln nicht so
gut anbringen könnte."
Lehrer: sta, dann würde der erste Teilzweck
verfehlt: Das deukliche Zeigcn der Taseln mit den
Namcn. Aber es gibt noch einen andcren Grund.
Ein griechischer Tempel wärc kein echker griechischer
Tempel, sondern nur ein nachgemachter, jedenfalls
wäre es dann kein deukschcr. Ekwas nachgemachtes
kann nichts dcuksches scin. Wenn man für deuksche
Skudenken, die für das deutsche Volk gefallen sind,
ein Denkmal bauen will, so mutz man ein echt deut-
sches Denkmal bauen. Ein Denkmal, das unserem
Innern und unserer Nakur entspricht. stndem wir
das tun, ehren wir auch am bcsten die für uns ge-
fallenen Dcutschen."
Einige nahe liegcnde Vergleiche mit dem gegen-
überliegenden Kaiser-Wilhclmstllrm lasjen den Wert
des vor den Schülern stehcnden Neuen noch klarer
hervorkreken. Dann wird gezcichnet. Es wird sozu-
sagen mit dem Stifi noch einmal alles nachgefühlt,
was vorher besprochen wurde, um es zu dauernden
Eindrücken zu besestigen. Auch finden die Schüler
jetzk Gel.egenheit, durch Zeichnen der richtigen Breite
des Dachgeflmses eine große Wirkung zu erreichen.
Sie merken, nach verfehlken Versuchen„ bald, daß
das Dachgesims schmal sein muß. Zwar ist nur Zeit
zu einer Skizze, diese genügt den Schülern aber, um
nach Abnehmen der Maßc im Zeichensaal eins
Werkzeichnung zu machen. Auch gibt sich an der
Hand von Entwurfskizzen und Werkzeichnungen des
Erbauers Gclegenheit,, auf den ganzen Ardeits-
prozeß beim Bau des Denkmals einzugchen und zu-
lehk auch mit dem Künskler seldst näher bekannt zu
machen, von dem andere Werke in Abbildungen vor-
gezeigt werden.
Sezeichnet von Studlcnasiessor W. Langc, Tübtngen