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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 4.1924

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Heft 5 (September 1924)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22225#0129

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Krüfke des bttdhasten Gestakdens Meiteie, stnd heu!e
keilweise üderholt. Denn K., Ler rvie wenrge vor
unid nach Hm, -dle kviebhaft wirkende Freude des
Kindes «m ibitdhaften Sestasten rmd seine sft früh-
zeiiig schon hochentivickefte Begabung für Len
sraphtschen Ausdruck „w!e rvir fle öei öer sprachllchen
AusdruckssWgkeit öes Klndes nlcht enkfern! stnden"
erkannte. er, öer mlt „Skaunen und Lhrfurcht" die
FSHlgkelt Ler Auffassung, d!e Krast des AusDrucks
mndftcher zeichnerischer Darstellungen Lesunderte,
und die Frage aufroarf: „Mle roar es möglich, daß
ein Iahrhundert ver Cntwickelung nnserer öffent-
ltchen Schulen an idieser Erscheinun-g achtlos vorüder-
ging"? konnke im enkscheidenden Augendlick boch nlcht
den vollen Glauden -an dle schöpferischen Kräfie des
Kindes aufbringen. Letzken Endes blieb er in einer
einseltig lnkellektuellen Einstellung — es rvar die
Grundeinstellung jener Zeit — stecken.

Das minLert lndesien sein Berdienst um unfer
Aröeitsgebie! keineswegs; denn keiner von uns
HSkte idas vor 20 Iahren besier machen können.

So brlngt die deutsche Zeichenlehrerschafi dem
grotzen Anreger und Lehrer, der uns so ost ein
Licht aus Lunklem Wege war, heute dle Herzlichsten
Gllickwünsche entgegen. Prof. Dr. Kerschensteiner
verdienk wie wenige, unseren Dank und unsere Der.
ehrung. W!r ehren an ihm nichl nur seine Lderra-
genden GelsteskrLste, sondern mehr nsch das große
Echos, das sus seinem Wirken alleze-it zu uns sprach:
setne Kampfessreudigksit, seine Treue, sein« reftlose
Alngabe an das für wcchr Grkannte. , Dadurch vor
allem stt der weit über das Leutsche Daterkand
hinaus berühmte Mann ein leuchkendes Borbild für
die deutfche Iugend gewor-den. G. Kolb.

^ Aus „Kuufie
arbeik" »on "

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70. Gebartstag" Änzuregen, berlchten wir Ä-
rvas einaehendek Mer diesen Äuffatz, der Anser
ArbeikKgKüek umniKelbar beknfft.

Der Berfasier gkbt zunächst einen Aeherbllck Lrr
pdie Geschlchte der KulrsterzichAngsbewegoRß. fWDr
berlchlet u. Das Zeichnen ous dem G-.-i.ück-m-s.
däS <ln Prellßen) 1802 sür Lie Allkerstufe der Dolks-
f schule zünLchst empfchlen und dann aügemein durch-
gesiHrk wurde, war das ErgÄnis einer Beise nach
London. dre er anfangs 1901 im amtllchen Anfirage
unternahm. Das entscheldends Erlebnis -lefer Reise
war die Bekanntschafi mik Ebenezer Loske, dem
Mnstler und K-unstlchrer, Ler seins Zelchenreform
auf eigene Dsohachtungen des fieisckaffenden Kindes
und das Studium -es von ihm Whend verchrten
Pestalozzi gründeke. Auf der Welkausstellung jn
Si. Louis 19V4 lernke Ler Berfasser den amermani-
schen Zeichenunterrichk der damalgien Zeik kennen.
Es ist yeuke für uns besonders beachkenswerk, was er
darüder berichtet. Er konnke feststellen, daß der
gesamke amerikanische Zeichenunkerricht von einem
stark durch Aapan beeinfiußten Skreben nach bild-
mäßiger «nd Lekorativer Wirkung — und zwar je
weiter ein Staat nach Wesien lag, um so stärker —
bcherrschl wurde. Äicht nur, Laß man aus Form
und Größe der Zsichnung im Bechältnis zu dem
Blakt Papier vder zu der nmrahmten FlSche, in die

sie gesetzt wurde, auf das Gleichgewicht in der Ber-
keilung der Mcissen, auf Harmonie der Tvnwerke
und Ahylhmus der Linien achkeke, man hatte sich
cmch cheoretifch m!t den Problemen der Raumfüllung
und der Fachengebung beschäftlgt und glanbte Ge-
sehe aefunden zu haben, durch deren Anwendung man
auf kurzcm Wege d!e Schüler zu geschmackvollem
Komponieren von abstrakten und geaensiLndlichen
Motiven besähigen könne. Wie der Führer dieser
Lehre Arthur W. Dow in seinem Werke „Eompo-
sition" ousf-Ührk, bedarf der angchende Mnstler nnd
chenso der Schüler der allgemein bildenden Schule
des Nalnrstudiums ersl In 2. Linie; seine Anter-wei.
s-ung muß mit Aebungen in Harmonifcher Aaum-
füllung, und zwar in einfachster Weise beginnen, d. h.
unter Anwendung znerst von Linien, anfangs von
abstrakten, inhaltsleeren Linien, später von inhalts-
oollen, die z. B. das Bild einer Oandschafi aus-
drücken, weiterhin vvn schwarz-weißen Flecken. dann
von Abstnfungen zwischen Schwarz und Weiß und
schließlich von abgestusten Farben. Fiir Lie Anwen-
dung der Farbe halte man berejis besondere Lehrsy-
steme in der Ark des Ostzvaldschen aufgestellt.

Die Ansstellungen, die mit Lem 3. und 4. finter-
nationälen Kongreß zur Förderung des Zeichen- und
' Knnstunterrichks 1908 in Lon-don unö 1912 in Dres-
den verbunden waren, zei-gten, daß in keinem
Lande ernstlich versucht worden war, im Sinne des
-> obenerwahnten englischen Reformators Ebenezer
Cooke, das Kind stch fiei nach Art und Amfang der
in ihm liegenden Kräfte entwickeln zu l-asien. Anter
Lenen die sich dem Aausche, den Franz Cizek's
„Zugendkuust" enffachte, nichk hingaben, besand sich
auch Cooke. Lines Tages stand er vor Cizeks Aus-
stellung, sah ste sich lange an nnd sagte dann nur:

' „1ALt is no cAM!" Er Mhrte damik an die Frage,
ov wir mit unserem Zeichenunterrlch! Äberhaupt auf
dem rici.iigen Wcge würca. ob wir wird.Iich die Far.
Lerung erflilften das Kind nach seiner eigenen Weife
werden und wachsen Zu läss-en.

Der Verfafler wendet srch Lann der Kunst des
Expressionismus und ihres Einflusies LNf den Zeichen-
nnkerricht zu. Er meint in diesem Znsammeyhang:
„darüber kann ein Zweifel nichk Lestehen, daß der
Zeichenunterricht im Laufe der letzten L5 Jahre ein.
tz»k Stück weikergekommen P, MSLksr BiellÄchk, als
irgend isin.anderes Ankerrichtsfach der Schule", nn-d,
.Iatz er doch bei einem großen Teil nnserer Iugend
ein gesundes Gesühl ftir Lünstlerische Dinge geweckt'
hat." ,,Diefe Anerkennung gebührt aber nichl den
Pfychologen. sondern den Künsklern, dle unsere
Zeichenlehrer ausgebildet und beraten Haben und
den Zeichenlehrern selbst, die trotz mannigfacher Ber.
kennung und Zurücksetzung unbeirrt thr bestes
Können fiir die Erfüllung ihrer kunsterzieherischen
Aufgabe einsehten."

Solche Worte hört man, zumal aus sLlchem Munde,
gerne. Der Berfasier wendet sich nun den Proble-
men zu, dic heute unfer Arbeitsgebiek hesonders be-
drängen. Er kennk sie alle und geht den Schwierig-
keiten nicht aus dem Wege. Wir können hier nur
einige Stellen herausgreifen. Der Berfasier möge
dies-e Freiheii entschuldigen. Acber die Arbeits-
schule sagt er, eine solche vl)ne Schulung der Sinne,
ohne Weckung des Formgesühls und ohne Pflege
des zeichnerischen und formerischen Ausdrucks-
 
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