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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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lerischen Wirkung gelangen ließ. Auch dic „Ungarische
Pferdemühle" vonM. Munkacsy bewieS eine reicheBe-
gabung, die man den Skandinaviern Raßmnssen und
Geherfeld gleichfalls zugestehen muß. Beachteuswerthe
Bilder waren serner die größern Schweizerlandschaften
von Jungheim, von Naven, Robert Schnlze und Win-
terfeld's „Am Chiemsee". Alle aber wurden übertroffen
durch E. Kröner's Gemälde, in denen wir Thiere und
Landschaft mit gleicher Meisterschaft behandelt sehen,
währendA. von Wille Architektur, Figuren und Baum-
schlag ebenfalls trefflich wiederzugeben versteht und be-
sonders auch in der Veranschaulichung des Mondlichtes
glücklich ist, wie dics seine „Straße in Marburg" von
Neuem bewies. Von den Thierbildern von Jutz, Süß,
Seibels und Burnier ist nur Rühmliches zu sagen.
Namentlich fanden die Kühe des Letztern durch ihre schöne
lickte Farbe gerechtfertigten Beifall.

Wenn wir die große Zahl mittelmäßiger Bilder mit
Stillschweigen übergehen, so müssen wir doch noch in der
Kürze die vorzüglichsten Werke erwähnen, die aus andern
Städten eingesandt waren und die willkommenen Anlaß
zu lehrreichen und interessanten Vergleichungen boten.
Da istzunächst G allait's „Delila" zu nennen, der sich eine
Schafheerde von Verboekhoven auf's Würdigste an-
schloß. Letzterewurdeaber,wasdie genialeBehandlung und
frappante Lichtwirkung anbetrifft, weit übertroffen durch
ein Gemälde von Gebler in München, welches denselben
Gegenstand veranschaulichte und großes Aufsehen machte.
Von den Genrebildern der Münchener Schule sprachen
„Die Pfändung" vonAdolf Eberle, die„Ueberraschung"
von R- S. Zimmermann und die „Hopfenerndte" von
Rudolf Epp am meisten an. Manche andere hingegen
bestätigten vollkommen den jüngst in diesen Blättern
ausgesprochenen Tadel über die Flachheit und Gedanken-
losigkeit der Gegenstände iu uur zu deutlicher Weise.
Wir dürfen indessen nicht verschweigen, daß derselbe auch
bei vielen der hiesigen Genremaler sehr am Platze sein
würde. — Zwei Kriegsscenen von F. Kayser in Berlin
erschienen in der Farbe etwas bunt und für die Menge
der Figuren und Pferde gar zu klein. Von großer
Schönheit und poetischer Stimmung aber erwies sich die
AbendlandschaftC.Fr. Lessing's, die als eines derneuesten
Werke des berühmten Meisters besonderes Jnteresse
hcrvorrief.

Schließlich müssen wir noch einmal anf die leidige
Crefelder Konkurrenz-Angelegenheit zurückkommen. Jn
der letzten Generalversammlung des „Bereins Düssel-
dorfer Künstler zu gegenseitiger Unterstützung und Hülfe"
wurde nämlich das auf dessen Protest erfolgte Antwort-
schreiben des Ausschusses des Rheinisch-Westfälischen
Kunstvereins vorgelesen, welches den Borwurf der
„Wiükür" auf das Entschiedenste zurückweist, da die Be-
schlüsse „uach reiflicher Ueberlegung" gefaßt worden seien.

Nach einigen passenden Wortcn des Historicnmalers
Adolf S ch m i tz, welcher die eigenthümliche Logik des Briefes
belenchtete, indem er an historischeu Beispielen nachwies,
daß gewöhnlich gerade Akte der Willkür der reiflichsten
Ueberlegung bedurften, beschloß man einstimmig, über das
Schreiben zur Tagesordnung überzugehen, und dürfte die
ganze Sache damit wol einstweilen ihr Ende erreicht
haben, bis das zu erwartende nene Konkurrenzausschreibcn
die Gemüther wieder in Bewegung bringt, obgleich sich
von den hiesigen Künstlern gewiß nur wenige zu eiuem
abermaligen Wettkampf entschließen werden.

Nekrologe.

t- -s. Ludwig Calamatta starb am 8. März in
Mailand, wo er seit der Einigung seines Vaterlandes die
Professnr derKupferstecherknnst an der k. Akademie beklei-
detc. Er ward 1802 in Civita-Vecchia geboren und gc-
noß Anfangs Unterricht bei Marchetti und Giangiacomo.
Schon in jnngen Jahren aber wanderte er nach Frank-
reich aus und schloß sich gleich seinen berühmten Lands-
leuten, den Jtalienern Paul Toschi und Paul Mercuri
ganz entschieden der strengen französischen Kunsttechnik an,
die ebeu dnrch den Deutschen Johann Georg Wille eine
vielverheißende Renaissance crfahren hatte. An den
Trinmphen dieser neueren französischen Kupfersteckerschule
die, nebst deu obgenannten, Namen wie Bervic, Boucher-
Desnoyers, Henriquel-Dupont nnd die beiden dentschen
Müller aufzuweisen hat, nahm Calamatta wacker Theil,
so daß die Franzosen fortan ihn gerne zu den Jhrigen
zählten. Allerdings gehört weitaus der größte Theil
seiner Thätigkeit dem Adoptivvaterlande, Frankrcich, an.
Zuerst trat er im Salon 1827 auf mit „Bajazet und
der Hirte" nach Dedreux-Dorcy. Die wärmste Auf-
nahme fand 1834 sein vortrefflicher Stich nach jener
Todtenmaske Napoleon's, die vr. Antomarchi anf Sanct
Helena genommen hatte. Sodanu folgten die Haupt-
blätter: „Das Gelübde Ludwig XIII." nach Jngres nnd
„Francesca da Rimini" (1843) nach Ary Scheffer; da-
zwischen erschienen die Portraits von Paganini (1831)
und vom Herzog von Orleans nach Jngres, von Lamenais
nach A. Scheffer, Guizot nach P. Delaroche, Fonrier nach
Gigoux, vom König von Spanien nach Madrazzo.
Später widmete er seinen Grabstichel auch alten Meistern
der italienischen Kunstblüthe und veröffentlichte „dic
Vision des Ezechiel" uud „den Frieden" nach Raffael
die „Mona Lisa Gioconda" nach Lionardo da Vinci
(1837) „die Cenci" nach Ginlio Nomano (1857), da-
neben zwei Blätter nach Madou und Stevens und nach
seinen eigeneu Zeichnungen das Bildniß Jngres und zwei
verschiedene von der George Sand. Wenn gleichwohl
im Verhältnisse zu seiner-Lebensdaner das Werk Cala-
matta's nicht zahlreich genanut werden kann, so gehörcn
seine Stiche doch zu dem Besten, was die moderne
Kupferstecherkunst aufznweisen hat. Jn der subtilen Fein-
heit der Ausführung wurde er wol nur von Mercuri
in der korrekten, zierlichen Zeichnung von Niemanden
übertrosfen; in Wiedergabe von Helldunkel nnd farbiger
Tiefe aber hat es ihm kanm Einer gleich gethan. Cala-
malta's Tod reißt jedenfalls eine empsindliche Lücke in
 
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