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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Todesfälle. — Kunstunterricht und Kunstpflege. — Ausgrabungen und Funds.

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schikoff im Exil" von Surikoff gesellt. Die Kupferlichtdrucke
stehen durchweg auf der Höhe der heutigen Technik.

z-, — Karl Woermanns Geschichte der Malerei nähert
sich allmählich ihrer Vollendung. Die eben erschienene 17. Liefe-
rung des Wsrkes (Leipzig, Seemann) beendet das van Dyck
und dsssen Schule gewidmete Kapitel, geht sodann auf die
belgischen Sittenbildmaler, Coques, Brouwer, Teniers,
Ryckaert u. s. w. übsr und behandelt in dem folgenden Ab-
schnitt die Landschaftsr, Tier- und Stilllebenmaler der flan-
drischen Schule. Aus der Zahl der Jllustrationen, welche
die Nr. 552 erreicht haben, geben wir auf Spalts 58 eine
Probe mit dem Bilde der Kartenspieler im Museum dss
Prado zu Madrid.

— u. — Zm Rcfektorium des Franziskancrklosters Santa
Croce zu Florenz befindet sich ein eigsntümliches Gemälde,
darstellend das Kreuz Christi, aus welchem 12 Äste. mit je
4 Schriftrollen versehen, herauswachsen, währsnd zugleich
16 Männer in ihnen angebracht sind. Unten beivegen sich
elf männliche und weibliche Heilige Der Jnhalt dss Bildes,
welches einen Giottisten zum Schöpfer hat, war bisher nicht
erkannt. Crowe und Cavalcaselle nennen es, was von ganz
oberflächlicher Betrachtung zeugt, Wurzel Jesss; in Burck-
hardts Cicerone findst sich die Angabe, es sei der Stamm-
baum der Franziskaner. Dis richtige Erklärung liegt in
einemkürzlich erschienenen Buche vor, betitelt: Der Lebens-
baum, aus dem Lateinischsn des heiligen Kirchenlehrers
und Kardinals Bonaventura vom Orden der Minder-
brüder. Mit erzbischöflichsr Approbation, nebst einer Tafel
in Lichtdruck. Freiburg i. B. Herdersche Verlagshandlung. —
Es handelt sich demnach in dem Fresco um eine bildliche
Darstsllung dsr gsnanntsn Schrift I-iAmiin Vitas des Bona-
ventura. Jn dieser hat sich der Heiligs das Kreuz als
Baum des Lebens nach Apok. 22, 2 und Genes. 2, 9 ge-
dacht. Am Futze des vom heil. Franziskus umfaßten
Kreuzes sitzt der Heilige selbst und schreibt auf eine Schrift-
rolle den ersten Vers seines Hymnus: ,,0 orux trntex sal-
vitious sto." Hinter ihm stshen die Heiligen Antonius v.
Padua, Dominikus und Ludwig, Bischof v. Toulouse, auf
der anderen Seits die Muttsr Jesu mit den drei heiligen
Marien und dem heiligen Johannes, im Vordergrunde kniet
dis Stifterin des Bildes. Am Stamme des Lebensbaumes.
dem Kreuze, hängt Christus, die lebenspendende Frucht.
Von ihm breiten sich links und rechts je 6 Ästs aus, die
mit je vier sich auf einander reimenden Versen, wie mit vier
Blättern, versehen sind und zugleich eine diesen vier Blättsrn
entsprechende Frucht tragen. Der ganze Baum hat demnach
12 Äste und 48 Vsrss oder Blätter, welche dsn Überschriften
der 48 Betrachtungen entsprechen, aus dsnen Bonaventura's
Schriftchsn besteht. Aus je vier Vsrsen oder Betrachtungen
ergiebt sich eins besonders Frucht; so trägt der Baum 12
Früchte. Je vier Äste beziehen sich auf Ursprung und
Lebsn, das Leiden, die Verherrlichung Christi. Jeder Ast
trägt den Propheten, der das betr. Geheimnis vorausgesagt
hat; Anfang und Schluß ihrer Reihe bilden die vier Evan-
gelisten. Schließlich ist noch über Christi Haupte als Sym-
bol seiner That der Pelikan angebracht, der seine Jungen
mit dem eignen Blute nährt.

Richter, W., Handel und Verkehr der wichtigsten

Völker des Mittelmeeres im Altertume. Mit

Jllustrationen. Leipzig, Sesmann, geb. Mk. 3. —.

O. Mit diesem Bändchen beginnt die Seemannsche Ver-
lagsbuchhandlung ein auf acht bis zehn Bändchen berechnetes
Unternehmen durchzuführen, welches in der bekannten ge-
diegenen Ausstattung die Hauptmomente der Kultur des
klassischen Altertums auf wissenschaftlicher Grundlage und dem
Verständnis der Schüler obsrer Gymnasialklassen entsprschend,
darstellen soll, zugleich aber auch autzerhalb der Schulsphäre
auf Gunst und Beifall verständiger Männer und Frauen
rechnet. Wir begrüßen dieses Unternehmen mit ungeteilter
Freude, um so mehr da sich der Mangel derartiger Hilfs-
mittel bei dsr knapp bemessenen Zeit, die auf diesen überaus
wichtigen Zwsig des Unterrichts verwendet werden kann,
schon längst recht fühlbar gemacht hat. Jn dem vorliegenden
Bändchen entwirft der Verfasser ein ungemein fesselndes Bild
von dem internationalen Verkehrsleben in den Mittelmeer-
ländern von den Ssefahrten der Phönizier an bis zur
Organisation der römischen Post unter den Kaisern. Das

Buch geht auf alle nur denkbarsn Handels- und VerkehrA
verhältnisse ein, gruppirt den vielgestaltigen Stoff so geschicks
und ist in so gefälligem Tone geschrieben, daß jeder Freund
des klassischen Altsrtums mit Spannung den folgenden
Bändchen, welche die öffentlichen Spiele, die gottesdienstlichsn
Gsbräuche, das Schauspiel und Theaterwesen der Griechsn
und Römer zum Gegenstande haben werdsn, entgegensshen
muß.

Todesfälle.

Der Bildhauer Johannes Dielmann, der Schöpstr
dss Schillerdenkmals in Frankfurt a. M., ist daselbst a>n
24. Okt. im Altsr von 67 Jahren gestorben. Er war ein
Schüler Schwanthalers.

x. — Der Landschaftsmaler Heinrich Stuhlmann ist iin
83. Lebensjahre am 23. Oktober in Hamburg gestorben.

Aunstunterricht und Aunstpflege.

— Der preußische Kultusminister v. Goßler, der stch
fortdauernd uin die Erhaltung der Kunstdenkmäler
bemüht, hat nun auch an die obersten Kirchenbehörden der
evangelischen und der römisch-katholischsn Kirche ein Rund-
schreiben gerichtet, welches auf die in Wien gepflogenen
Verhandlungen des österreichischen Hauptausschusses für Kunst"
und geschichtliche Denkmäler hinweist und den kirchlichen
Behörden besonders nahe legt: dis Zustimmung zu kirchlichen
Erneuerungsbauten, die Erhaltung alter eiserner bemerkens-
wsrter Friedhofskreuze, dis Wan'dmalereien in den Kirchen,
die Erhaltung der Renaissance- und Barockgegenstände iu
den letzteren, endlich die Fürsorge für die Bildung der an-
gehenden Geistlichen in der kirchlichen Kunst.

Ausgrabungen und Funde.

17 0. 8. Rom. Archäologisches. Das Septemberhest
des öullstino ooinunals, der Ausgrabungsbsricht der städtu
schen archäologischen Kommission, bringt eine hübsche Lickst^
drucktafel der letzthin in den Gärten des Sallust (Besitzung
Spithöver) ausgegrabenen cylindrischen ura, eines graziösen
kleinen Kunstwerkes griechisch-römischer Arbeit, das man etwn
in die Zeiten Hadrians vsrsetzt. Gefunden ohne Sockel, nin'
oben durch ein Deckgesims abgeschlossen, mißt der in carras
rischem Marmor gearbeitete Altar 6,74 in der Höhe be>
6,50 Durchmesser; vier reizends Amoretten mit den Embleinen
dsr vier Jahreszeiten, zwischen zierliche vasengekrönte Kandela'
berbildungen gestellt, über die in leichten Falten geraffte Bs-
hänge hsrabfallsn, schmücken die Cylinderfläche; der Frühlinö
mit einem Blumsnkorb und Guirlande, der Sommer mit det
Erntesichel und der Mohnblume, der Herbst mit Bocksfell unb
Hirtenstab und dem weidengeflochtenen Traubenkorb, dK
Winter, von allen allein bskleidet mit einem hemdartigsn
Gewand, das sich über der Brust öffnet, mit dem linken Ar>6
auf einen an der Erde stehenden schwer kenntlichen Gege»-
stand sich stützend. — Bsi den Arbeiten für die städtischs
Wasserleitung sind in der Via Frattina, etwa 3 m unter den>
Straßenniveau, eine Reihe von Säulenstümpfen zum Vol^
schein gekommsn von rotem orientalischen Granit von s<st
1 in Durchmesser, gefunden fast sämtlich parallel zur Straßen^
axe liegend, auch eine vollständige (nur in sich gebrochenst
Säule: der Fund erinnert an ähnliche Säulenreste, die z»)
sammen mit allerlei Fragmenten, Gebälkstücken u. s. iv. bs>
den seinerzeitigen Fundirungsarbeiten für das neue Posts
gebäude (Via delle Vite, Piazza S. Silvestro) aufgedeck>
ivurden und wegen der Eigentümlichkeit der Form als
stück eines großen Portikus etwa angesehen worden si»";
Canina zeichnet denn auch in seinem Plan des alten Nost'
an dieser Stelle sinen Portikus, den er dem Stadium ded
Kaisers Domitianus zuweist.

Sammlungen und Ausstellungen.

0. N. Zm königl. Kunstgcwerbciiiuseum zu Berli" st!
gegsnwärtig eine ansehnliche, in Messing gravirte und E
schwarzer Asphaltmasse ausgefüllte Grabplatte ausgsstest'
die, im Auftrage des Hofmarschalls Sr. Kaiserl. und KönE;
Hoheit des Kronprinzen, Grafen von Radolinski, ausgs-
 
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