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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Die Schenkung des Herzogs von Aumale
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0036

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Korrespondenz aus Stuttgart.

fort, welche mehr als eine von den glorreichsten Seiten
der Geschichte Frankreichs illustriren. Hier erbaute sein
Enkel, Louis Henri de Bourbon, der hochfahrenve
Minister Ludwigs XV., jene berühmten Marställe, welche
nicht mit Unrecht zu den großartigsten Schöpfungen
der französischen Architektur aus dem Anfange des
18. Jahrhunderts gerechnet werden.

Was von Büchern, Handschriften, Gemälden, Sta-
tuen, Handzeichnungen, Werken in Email vorhanden
ist, gehört zu dem Kostbarsten und Auserlesensten in
seiner Art. Das Archiv der Cvnds vor allem. Es
enthält die wertvollsten Dokumente für die Geschichte
Frankreichs im 17. und 18. Jahrhundert. Die Biblio-
thek ist die schönste und gehaltvollste Privatbücher-
sammlung, die in Frankreich seit jener des Herzogs
von La Valliöre entstanden ist, außerordentlich reich
an bibliographischen Seltenheiten. Die Privatbibliothek
des großen Cvndö, die der Herzog zum Teil wieder-
herzustellen das Glück hatte, die berühmten Samm-
lungen Standish und Armand Cigogne sind in dieselbe
vollzählig aufgenomnieu.

Die Abteilung der Handschriften ist von einer
geradezn unerhörten Kostbarkeit. Da sieht man neben
Briesen Richelieu's das berühmte Miniaturwerk der
drunckos Hsurss des Herzogs von Berry, die Ori-
ginalzeichnungen von Moreau le Jeune für die Ollau-
sous äs I/u Loräs u. a. Jn der Gemäldegalerie be-
wundert man den „Kindermord" des Pousiin, Moliöre's
Porträt von Mignard, Lancrets Tafelstücke, das Por-
trät Bvnaparte's von Gsrard, die Stratonice von
Jngres, die Ermordung des Herzogs von Guise von
Paul Delaroche, die beiden Foscari von Eugtzne De-
lacroix und hundert andere Meisterwerke der französi-
schen Kunst; aber alle überstrahlt neben einem herr-
lichen Meniling und Raffaels drei Grazien, für welche
der Herzog 600000 Francs an Lord Dudley bezahlt,
die unvergleichlich schöne „Madonna des Hauses Or-
leans", eines der vollendetsten Werke, der glücklichsten
Jnspirationen des göttlichen Urbinaten. Die Hand-
zeichnungensammlung hat, wenn man Vvn den öffent-
lichen Sammlungen absieht, nur in der Kollektion
Malcolm ihres Gleichen. Die in Kreide ausgeführten
Porträts aus dem 16. Jahrhundert bilden ein histo-
risches Ganzes von höchstem Jnteresse. Wenn wir zum
Schlusse noch der Wachsbüste Heinrichs IV., abgeformt
nach der Natur, der Minerva von Besan^on, der
Glasgemälde mit den Darstellungen aus der Geschichte
des Anior und dcr Psyche, deren Erfindung irrtümlich
Raffael zngeschrieben wird, sowie jener des Schlosses
Ecouen erwähnen, des Altars von Jean Goujon, der
Affenkomödien Watteau's, der für den großen Condö
ausgeführten Gobelins, der Gemälde von Baudry, der
Bildwerke vvn Chapu und Dubvis gedenken, sv haben

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wir das Bedeutendste aufgezählt aus dieser Sammluug,
die, was Geschmack iu der Auswahl und vornehnie
Harmonie in der Anordnung betrifft, cinzig und ohne
Rivalin ist.

Dieser großartige Besitz, nach den Worten dcs
Testaments „gleichsam ein vollständiges Denkmal der
französischen Kunst in allen ihren Zweigen, der Ge-
schichte der ruhmreichen Epochen seines Vaterlandes",
geht nach dem Tode des Herzogs über in den Besih ^
des Irmtitut äs Lranes. Letzteres ist verpslichtet, dic
Gebäude und Parkanlagen stets in demselben Stanvc
zu erhalten, für die Vervollständigung der SammlungeH
Sorge zu tragen, welche als „Musse Condö" zu be-
stimmten Zeiten demPublikum offen stehen sollen; es kann
in den Räumen des Schlosies notleidenden Gelehrtcn
und Künstlern Pension und Wohnung geben; es >si
befugt, von den Erträgnisien der Güter Preise für vor-
zügliche Leistungen auf dem Gebiete des Wissens und
der Kunst auszuschreiben. Jeden Sonn- und Feiertag,
und auch an auderen, von den Testamentsexekutoren noä)
zu bestimmenden Tagen sollen, so lautet der Wille dcs
Testators, Mesien gelesen werden in der Kapelle des
Schlosses, in deren Gruft die Herzeu der Condö ihre
Ruhestätte gefunden haben, die vor der Ungunst koi'V
mender Zeiten zu hüten, dem Jnstitut an das Heri
gelegt wird. Kriegerische Lorbeeren und eine Nise^
unter den Heroen auf dem Gebiete des Wissens, nach
den einen wie nach der anderen hat der Herzog vcn' ,
Aumale nicht ohne Erfolg gestrebt; sein Name isi
längst in das Erz der Geschichte des Krieges und der
Wissenschaften eingegraben. Es ist aber fraglich, ob ei
einstmals daselbst noch ebenso hell erglänzen wird,
dort, wo diejenigen verzeichnet flehen, welche zur Se-
förderung edlen Strebens bei künftigen GenerationcU
Großes und Unsterbliches gethan.

0—o.

Aorrespondenz.

Stuttgart, November 1886-
p. x. Der reichhaltige künstlerische Nach^'
Danneckers, welcher für die plastische Staatssani»^
lung angekauft wurde, ist nunmehr bestens geordne^
und in einem eigens dafür hergerichteten Zimmer u»
Museum der bildendcn Künste mit Verständnis »»^
Geschmack aufgestellt. Prof. Dvnndorf hat, als
spektor der Plastischen Sammlung, eine pietätvosi^
Sorgfalt auf die Einordnung dieser Reliquien »ei"
wendet. Dieselben bestehen aus zahlreichen plastisch^'
größeren und kleineren Skizzen, welche großenteils Z»^
Ansführnng gelangten, sodann ans Zeichnungen.SkizZe»"
büchern, Dokumenten, Bricfen und Ehrendiplon>c»'
Endlich finden sich in einem Schrein die dem Plas»^'
 
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