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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Laschitzer, Simon: Die erste Publikation der "Internationalen chalkographischen Gesellschaft" (1886), [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0065

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125

Korrespondenz aus München.

126

^endnngen, sondern selbst auf inhaltlich ganz wesent-
^che Dinge. Es enthält die eine Beschreibnng mehr
^üten als die andere, oder sagt über ein und dieselbe
^ache anders aus. Zum Beweise Les Gesagten wiü
'ch mit Übergehung der geringfügigeren Abweichungen
etliche wichtigere namentlich hinweisen.

Nr. 1. Jm deutschen Text heißt es, daß „auf
Mantel einer Frau im Vordergrunde rechts"
^s>s Wort ^NOR zn lesen sei, was unrichtig ist, da
^sese Frau auf der linken Seite dcs Blattes sich be-
Üudet, während in den beiden anderen Texten die
^teüung derselben, ob rechts oder links des Blattes,
uberhaupt nicht angegeben erscheint.

Nr. 2. Die deutsche Beschreibung: „Oben die
^urstellung einer Hasenjagd in einem Wald, nnten
dMe Eberjagd", ist unzulänglich nnd ungenau. Etwas
besser und richtiger ist der englische und franzvsische
^ext, in r>em gesagt wird, daß oben eine Hasen- und
^hjagd und unten eine Eber- und Hasenjagd dar-
3estellt sei. Ganz zutreffend ist jedoch auch diese Be-
tchreibung nicht, da im oberen Teile eher ein Hirsch
(Danchirsch) als ein Reh dargestellt zu sein scheint,
^uigstens lassen die Geweihe am ersten an einen Dam-
biüsch denken. Vergeblich sucht man ferner nach dem
^runde, warnm in der Litteraturangabe nur im fran-
Ü'sischen Text allein auf G- Duplessis hingewiesen ist
"ub in den übrigcn nicht. Daß dies nicht znfällig
^brrsehen worden sei, beweist der Umstand, daß bei
7 ganz in derselben Weise nnr im französischen
^Ext allein Galichon erwähnt erscheint.

Nr. Z. Jm deutschen Text fehlt der Hinweis
die Unterschriften, bestehend aus acht italienischen
^rsen in acht Zeilcn. Unrichtig ist die Bemerknng, daß
OmtlicheNamen derSibyllen auf Spruchbändern stehen.

Nr. 5. Die Angabe des französischen und englischen
^xtes, dnß die Zeichnung im Besitze der Lady Rosebery
Mantegna zugeschrieben werde, ist im deutschen
unterdrückt.

Nr. 7. Nach dem deutschen und englischen Text
^ der Heilige mit dem Buche vielleicht Petrus, nach
französischen ohne Zweifel. Die hinter dem
^süigen Petrus stehenden Heiligen werden im dentschen
^rxte tzeide als weibliche bezeichnet, während sie im
^glischen und französischen in richtiger Weise als ein
^'^>blicher und ein männlichcr angeführt erscheinen.

Nr. 8. Sowohl die deutsche Beschreibung, wo-
zwei, als auch die englische und französische, wo-
^sich nnr eine Frau die Hose halten soll, sind un-
^chlig, denn in Wirklichkeit langen drei Frauen nach

berselben.

Nr. lo. Die Bemerkung, daß bis jctzt nur das
^»r Neproduktion verwendete Blalt bekannt sei, erscheint
beutschen Text weggelassen.

Nr. 11. Der Tod Dllrers ist nnrichtig in das
Jahr 1527 anstatt 1528 gesetzt. Der Hinweis auf
Blatt Nr. 5 steht nnr im englischen und französischen
Text, im deutschen ist er nnterdrückt.

Bezüglich des Jnhaltes der Darstellnngen von
Nr. 1 und 8, welche der Berfasser der Texte nicht zn
deuten vermochte, kann es sich absolut um nicht anderes
als einsach um eine drastische Satire auf die Männer-
sucht der Frauen handeln. Die Hose wurde eben vom
Künstler symbolisch für den Mann gesctzt. Durch die
Hinzugabe des Todes in Nr. 1 wird die Satire
nur noch wirkungsvoller, und die Darstellung tritt da-
durch zugleich in die Reihe der Totentanzbilder ein.

Zum Schluß ein paar Wllnsche. Da die älteste
Geschichte des Holzschnittes ebcnso wichtig ist wie die
des Kupferstiches, und seine Anfänge nicht minder im
Dunkeln liegen und der Aufklärung harren, so sollten
auch Nachbildungen der interessantesten und wich-
tigsten alten Holzschnittblätter und Folgen
unter die ordentlichen Publikativnen aufgenommen und
in gleicher Weise gepflegt und gefördert werden wie
die der Kupferstiche, Jm Jnteresse der Wissenschaft
sollten die ersten Abzüge von den heliographischen
Platten den öffentlichen Sammlungen zugewendet
werden, da sie für wissenschaftliche Studien jedermann
zngänglich sind und Besitzveränderungen nicht unter-
liegen. Endlich sollten zunächst nur solche Blätter re-
produzirt werden, von welchen nvch keine zureichenden
Reproduktionen existiren.

Wien. Simon Laschitzer.

Aorrespondenz.

MUnchen, Mitte November 1886.

Ntllr. Die Münchener Kunstauktionen stehen
von altersher nicht in sehr günstigem Nufe, und durch
die Gemäldeversteigerung, welche der „Knnstexpert"
Karl Manrer am 10., 11. und 12. November im
Wagnersaale veranstaltete, ist dieser Ruf kaum ver-
bessert worden. Jmmerhin darf die Auktion nicht mit
Stillschweigen übergangen werden, da der Katalog
eine Neihe der glänzendsten Namcn der Kunstgeschichte,
wie Boucher, van Dyck, Ostade, Nembrandt, Ribera,
Rnbens, Teniers, Tiepolo, Veronese, Zurbaran auf-
wies. Unter so stolzer Etikette prangten die Bildcr
einst ini Schloß Nilkheim, im Schloß Neuburg an der
Donau und in der königl. Gemäldegalerie Schleiß-
heim; unter dieser Elikette wurden sie von ihren srüheren
Besitzern, dem Oberstabsarzt vr. Braun in Donau-
wörth und dem Historienmaler Ulrich Halbreiter in
München bewundert; und diese Etikette wurde ihnen
auch in dem neuen, von Maurer angefertigten Kata-
loge gelassen. Der heil. Hieronymus eines späten
 
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