Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0123

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
22. Iahrgang.

Nr. H5.

Aunstchronik

1886/87. s ^ 20. Ianuar.

Ivochenschrlft für Runst und Runstgewerbe.

Ankündigungsblatt des verbandes der deutschen Auustgewerbeoereine

t^erausgeber:

Larl v. Lützow und Arthnr j)abst

wicn Berlin, XV.

Lxpedition:

Leipzig: L. A. Seemann, Gartenstr. zs. Berlin: M. ks. Kühl, Iägerstr. 72.

nehmen außer der verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein L vogler in Leipzig, wien, Verlin, München u. s. w. entgegen.

iinhalt: R. vischer, Studien zur Aunstgeschichte; 3. lv. X.oeirtsr, Ltolrin§. — ). P. A. Meyer s; F. v. Amerling s. — Die bronzene Neiler.

statuette Hhilipps IV. im Nationalniuseunr zu Llorenz. — Römisches Mosaik.— Aonkurrenz um die Neiterstatue viktor Emanuels; j)reis-

ration'der sog. herrgottskirche bei Lreglingen; vom Kaiserhause zu Goslar; Nestauration der Sebalduskirche in Nürnberg; verein
Nerliner Rünstler; Aus Elberfeld; Aus Münster; Allgenieiner Aunstausstellungskalender für 1(887. — R. Lepke's Aunstauktion; Meisson
niers Gemälde „Der Raucher"; Albert Lohns Lagerkatalog. — Zeitschriften. — gnserate.

Aunstlitteratur.

^tudien zur Aunstgeschichte von Robert Vischer.

Stuttgart 1886, A. Bonz L Comp. 8".

Es ist eine reichhaltige Gabe, welche Robert
Vischer uns in dem stattlichen Bande dieser Studien
darbietet. Seit dem Erscheinen seines Signvrclli trilt
or hier znm erstenmal wieder niit einer umfasscnden
Arbeit hervor, die nicht bloß einen unglcich weiteren
Stoffkreis beherrscht, sondern den Verfasier auch ge-
reifter und vertiester erscheinen läßt. Wir begegnen
überall bci ihm einer selbständigen Auffasiung, die
»irgend an der Oberfläche haftet, sondern stels in die
Tiefe dringt, selbst auf die Gefahr, sich gelegentlich ein-
nial zu fest zu verbohren. Damit verbindet sich in glllck-
licher Weise ein heller offener Blick fnr die Form, und eine
sinnliche Frische der Anschanung, ohne welche kein wahres
Verhältnis zur Kunst gedacht werden kann. Man darf
in dieser Hinsicht beim jetzigen Standpunkt der Kunst-
tvissenschnst sagen: Viele sind berufcn, aber wenige sind
auserwählt. Aller Fleiß, alles Studium in Archiven
»nd Bibliotheken, so unerläßlich es ist, macht immer
Uoch nicht den echten Kunsthistoriker aus. Wir kenncn
gelehrte Forscher mit eincr Füllc des Wissens, die, vor
irgend cin einsaches Kunstwerk gestellt, das noch nicht
rubrizirt und auf seinen Gehalt geaicht ist, völlig rat-
los dastehen, während sie in wohlgesetzten Reden über
eine bereits mit der allgemeinen Sanktion versehene
Schöpfnng sich auslassen können. Ein inneres Ver-
hällnis zur Kunst gewinnt nur der, welcher mit einem
lünstlerischen Ange geboren ist und die Fähigkeit des

Schauens durch nnablässige Übnng zn höchster Fein-
heit und Schärfe entwickelt hat. Vischer gehvrt zn
diesen Auserwählten. Für die Darstellung des Erschauten
und Erkannten kommt ihm aber noch ein besonderer
Umstand zn statten: die nngcwöhnliche Lebendigkeit
scines Stiles, die Anschaulichkcit der Schilderung,
die aus scharfem philosophischen Denken und sinnlich
bilderreichcr Fülle zusammengesetzt ist. Diese ausdrucks-
volle Frische dcr Sprache, die aus dcm Jnngbrunnen
volkstümlicher Nedeweise sich immer neu belebt, mag
in manchen Wcndungen wohl einnial über dns Ziel
hinausschießen, aber sie ist doch eine Ergnicknng gegen-
über unserer gar zu buchgerechten und etwas greisen-
haft gewordenen ästhetischen Sprache. So ist es denn
eine wahre Erfrischung, in seineni Buche zu lesen, denn
eben diese Sprache verwendet er, um den Charakter
der Kunstwerke aus ihrem innersten Wesen zu crklären
und zu schildern, und cs steht ihm dafür eine Aus-
drucksskala von seltenem Reichtum zu Gebote. Und wenn
auch in dem überströmenden Eifer nicht überall die
Gefahr der Übertreibung vermieden ist, wenn das
Strcben in die Ticfe gclegentlich ins Dunkle, ja Ab-
strnse sich verirrt, so ist und bleibt doch der Gesamt-
eindrnck ein ersreulicher.

Unter den neun Abhandlnngen des Bandes steht
an Wert der umfangreiche Anssatz über Albrecht Dürer
nnd die Grundlagen seiner Kunst obenan. Es ist cin
Versnch, die Knnst des großen Meisters tiefer zu be-
gründen und erschöpfender zu erklären, als es bisher
geschehen ist. Wie viel die Dllrerforschung in neuerer
Zeit ohne Zwcifel Thausing zn verdanken hat, sv läßt
 
Annotationen