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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Münchener Kunstverein
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323

Kunstlittsratur,

324

angewendeten Studium Ler niederländischen Koloristen
des 17. Jahrhnnderts begegnen.

Unter den Landschaften sei ein Aquarell von
Hans Bartels genannt, das uns ans deutsche Meer
im Norden führt und in großen Zügen eine „Nebel-
stimmung auf Rügen" schildert, Der Kampf der
Sonne und des Nebels, der geisterhaft auf dem kahlen
steilen Jnselrand lagert, kommt vortrefflich zur Dar-
stellung, und auch die Ausführung Les hohen, von
spärlichem Grlln bewachsenen Users zeugt von her-
vorragendem künstlerischen Geschick und gewissenhaftem
Naturstudium, während das Wasser in einzelnen Teilen
zu schwer und kalkig wirkt, Außerdem waren durch
den Kunsthändler Neumann zehn Aquarelle von Rudolf
Alt ausgestellt, die aber nicht zu dessen hervorragen-
den Arbeiten gehören, Nur drei, das Gmundener
Hotel, Wien und Jnnsbruck, erweckten wegen des
breiten und freien Vortrages Jnteresse, während die
übrigen in der Zeichuung zu unruhig, in der Farbe
zu verschwommen und kreidig wirken. Unter den Ol-
bildern ragte eine große Winterlandschaft des Düssel-
dorfers G, Macco hervor, die in Verbindung eines
breiten Vortrags mit großer Naturausfassung das
Wagnis, eine an sich eintvnige umfangreiche Schnee-
fläche durch geschickte Abwechselung des Terrains und
feine Abstufuug der Töne interessant zu machen, sehr
glücklich bewältigt. Dazu kam eiu anmutiges Früh-
lingsidyll von Ed. Schleich jun., welches zeigt, daß
der Künstler immer mehr bestrebt ist, in die Fußstapfen
seines so früh dahingegangenen Vaters zu treten.
Diesen Arbeiten reihten sich Aug. Finks Heidebilder
an, die sich durch poetische Auffassung, feinfühliges
Kolorit und treffende Charakteristik der herbstlichen
Stimmung auszeichnen. Und zum Schluß sei Paul
R. A, MUllers prächtiges Herbststimmungsbild
„Doublette aus der Hasenjagd" genannt, das zwar von
der Berliner Ausstellung schon bekannt ist, uns aber
Gelegenheit giebt, einen srüheren Jrrtum zu berichtigen.
Der junge Künstler ist nicht, wie es in einem der
früheren Berichte hieß, in Kvburg, sondern in Berlin
geboren, hat 1873 bis 1876 die Weimarer Kunst-
schule, 1876 bis 1879 die Münchcner Akademie besucht
und 1879 bis 1884 Reisen durch Dänemark, Jtalien,
Bvsnieu und Algerien gemacht, die ihm den Stoff zu
seinen in den letzten Jahren entstandenen farbenpräch-
tigen Orientbildern lieferten.

Aunstlitteratur.

Aleine Lchriften zur Aunst von ^einrich Aleyer.
(Deutsche Litteraturdenkmale des 18. und 19. Jahr-
hunderts in Neudrucken herausgegeben von Bern-
hard Seuffert. Bd. 25.) 6I.XVIII u. 258 S,
8". Heilbronn 1886, Gebr. Henninger.

Verhältnismäßig spät erst ist die objektiv historische
Betrachtungsweise, deren wir uns befleißigen, zu einer
gerechten Würdigung der Kunstbestrebungen Goethe's
und damit auch zu einer solchen seines treuen Bundes-
genosien und Frenndes Heinrich Meyer gelangt, aus
den man so lange mit Spott und Geringschätzung
herabzublicken sich gewöhnt hatte i). Es war daher
sehr an der Zeit, die Summe der litterarischen Wirk-
samkeit Meyers, gegen die seine künstlerische auch nicht
entfernt in Betracht kommt, dasjeuige, worin seine
bleibende unbestreitbare Bedeutung beruht, aus der
Vergesienheit zu ziehen, ein dankenswertes Unternehmen,
das kürzlich von Paul Weizsäcker iu der bekannten
Seuffertschen Sammlung deutscher Litteraturdenkmale,
die schon manche in das kunsthistorische Gebiet fallende
iuteresiante Publikationen aufzuweisen hat 2), zur Aus-
führung gebracht worden ist und zwar, wie wir gleich
hinzusetzen wollen, in musterhaft exakter Weise.

Eine ausführliche Einleitung, in welcher besvnders
das von der seltensten Übereinstimmung getragene Ver-
hältnis zu Goethe und die gemeinsame litterarische
Thätigkeit geschildert wird, erörtert in erschöpfender
Weise an der Hand der Qucllen alle in Frage kommen-
den Gesichtspunkte. Die Einreihung der Schriften
Meyers in die Sammlung der Litteraturdenkmale wird
treffend mit dem Hinweis eingeführt, daß die ersten
Grvßen der deutschen Litteratur dieser ganzen Zeit auss
engste mit der bilbenden Kunst in Beziehung standen
und mit allem Nachdruck die Überzeugung vertraten,
„daß die Kunstbildung einen Hauptbestandteil aller
höheren menschlichen Bildung überhaupt ausmache,"
Da es sich nach dem Plan der Sammlung nur um
den Abdruck einer Auswahl der Meyerschen Schriften
und namentlich solcher handeln konnte, welche Meyers
litterarische Stellung überhaupt, sein Verhältnis zu
Winckelmann, zu den Ansichten seiner Zeit und ins-
besondere zur alten Kunst charakterisiren, so reiht sich

1) Vergl, „Zeitschrist" Bd, 20, (1884), S, 25—35.
59—71.

2) Es sei hier auf Nr, 17 (A, W. Schlegels Vor-
lesungen über schöne Litteratur und Kunst, 1, Teil: Die
Kunstlehre. Herausgegeben von I. Minor) und auf Nr. 20
(Winckelmanns Gedanken über die Nachahmung der grie-
chischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst, Ersts
Ausgabe 175S mit Oesers Vignetten. Eingeleitet von
L, von Urlichs, herausgegeben von B. Seuffert) hingervieseN-
 
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