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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0224

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443

Kunstlitteratur. — Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen.

444

10. Oktober fiigte er nvch 53 hinzu, worauf die Stcidt-
verordnetenverscimmlung bcschloß, das städtische Mu-
scum nach dem znm Ehrenbiirger und lebenslcinglichen
Ehrenkonservator ernannten Schenkgeber „Suermondt-
Museum" zu benennen.

Anf Kosten der Stadt wurden mehrere kleine
Säle und ein großer Oberlichtsaal in dem Museum
unter Suermondts kundiger Lcitung eingerichtet und
dadurch eine Gemcildegalcrie hergestellt, wic sic nur
wenige preußische Provinzialstädte besitzen. Dann
wurde mit Hülfe einiger Frcunde ein Katalog heraus-
gegeben, der den gesteigerten kritischen Ansprüchen unserer
Zeit im wesentlichen entspricht. Mit dieser Schenkung
hatte Suernwndt aber nicht sein lctztes Wort gesprochen,
wedcr sür das Suermondt-Museum, noch für seinen
Privatbesitz, indem er noch mehrere Bilder schenkte und
beabsichtigte, für das Museum jährlich eine bestimmte
Summe zu verwenden. Für seine Privatsammlung
kaufte er inzwischen von neuem Zeichnungen alter
Meister; namentlich beteiligte er sich lcbhaft im Jahre
1883 an dcr Bcrsteigerung der weltberühmten Samm-
lung alter Zeichnungen des verstorbenen Herrn Jacob
de Vos in Amsterdam, sowie an der von R. Weigel in
demselben Jahre in Stnttgart durch H. Guteknnst ver-
anstalteten, und stcllte die Blätter im Museum aus, bis
der Platz derselben von den aus dcm Berliner Museum
überwiesenen Gemälden eingenommen wurde-

Jm verflossenen Jahre hatte die Witwe des
l)r. Weber, geb. van Houteni, in ihrem Testamente
der Stndt Aacheu, ihrein Geburtsorte, die von ihrem
Vater angelegte Sammlnng vvn Gemälden aus der
altniederländischen, deutschen und italienischen Schule
vermacht, wofür zwei neue Säle eingerichtet unv in
diesen von Herrn Suermondt mit bewährter Einsicht
und Erfahrung aufgestellt wurden.

Es wäre bei alledem irrig, zu glauben, daß
Suerniondt sich nur sür Gemälde der alten Schulen
interessirt habe. Diejenigen Knnstfreunde, welche mit
ihm persönlich in Beziehung gekommen sind, wissen,
daß er auch moderne Gemälde besaß und teilweise
hinterließ, wir nennen nur Achenbach, Meissonnier,
Diaz, Ph. Rousseau, Troyon, Ad. Menzel, P. Meyer-
heim, Knaus, Oeder.

Bei sv vielen hervorragendcn Eigenschaftcn deS
Geistes und Gemütes beging Suermvndt leider trotz
vieler Mahnungen einen großen Fehler. Er gönnte
seincm Körper nicht diejenige Schonnng, die scin Altcr
und wiederholte Gichtansälle erheischten; er unterlag
einer schleichenden Unterleibsentzündung am 1. März
d. I. und wurde am 5. März auf das seicrlichste zu
Grabe geleitet, tief betrauert von seiner Familie und
nnvergeßlich seinen zahlrcichen Freunden und Ver-
ehrern. — U. I. U.

Ur. Sträter.

Der Landschaftsmalcr August v. Wille, geboren 1829
in Kassel, ist ain 31. März in Düsseldorf gestorben. Er ivar
früher Osfizier und genoß seine Ausbildung in Düsseldorf.
Mit tüchtigem technischen Können und in stimmungsvoller
Auffassung behandslte Wille mit Vorliebe romantische Archi-
tekturmotwe, wmkligs Gassen kleiner Moselstädtchen, Kirchen-
umgsbungen, Klosterruinen u. dergl., zuweilen mit mittel-
alterlicher Staffage, sehr häufig in Mondscheinbeleuchtung.

Aunstlitteratur.

« Lübke's „Grundriß der Kunstgeschichte" fsiert mit dem
in unsermFache seltenen Ereignis der zehnten Auflage sein
fünfundzwanzigjäbriges rühmliches Dasein. Auch disse „Ju-
biläumsausgabe" ist in Text und Jllustrationen wieder be-
trächtlich erweitert und verbesssrt worden, um das beliebte
Buch auf der Höhe der wissenschaftlichen und künstlerischen
Anforderungen unserer Zeit zu erhalten. Jn der That gisbt
es kaum ein zweites Werk, in welchem sich das Gesamtbild
der kunstgeschichtlichen Entwickelung so klar und eindringlich
dem Leser darstellte, und das mit gleichem RechteKünstlern und
Laisn zur Einsührung in das jedem Gebildeten unerläßlichs
Studiuin empfohlen werden könnte. Die Zusätze zu der
neuesten Auflage kommen der alten wie der modernen Kunst
zismlich gleichmäßig zu Gute. Unter den Publikationen zur
Kunst des Orients haben wir nur Dieulafoi/s treffliches
Werk über Persieu vermißt, welches wichtiges topographisches
und kunstgeschichtliches Material enthält. Das G. Niemannsche
Werk übsr die Barockbauten Wiens wird irrtümlich Fr. Neu-
mann zugeschrieben. Aber von solchen kleinen Mängeln ab-
gesehen, 'stellt sich die Redaktion wis dis Ausstattung der
neuesten Auflage als eins ebenso sorgfältiae wie geschmack-
volle dar, und wir zweifeln nicht daran, datz Lübke's meister-
haftes Buch auch fernerhin unter den populüren Darstellungen
der Kunstgeschichte in Deutschland wie im Auslande seinsn
hohen Nang behaupten werde. Autzer Per englischen, ameri-
kanischen, schwedischen und dänischen Übersetzung kann sich
der „Grundritz" gegenwärtig auch der Auszeichnung einer
französischen Ausgabe (von Koslla) rühmen.

— Das Bostoner Nusonin ok liiio urts birgt eine reiche
Sammlung von Gipsabgüssen nach der Antike, welche unlängst
von Edward Robinson in sinem sehr sleißig gearbeiteten
Katalog sachgemäß und mit Berücksichtigung aller neuen Er-
gebnisse archäologischer Forschung beschrieben worden sind.
Ohne Zweifel wird das handliche Bändchen, welches bei
Alfred Mudge L Sohn in Boston gedruckt wurde, auch bei
uns in den Fachkreisen gebührende Berücksichtigung finden.

jDersonalnachrichten.

Zu Mitgliedcm dcr Berlincr Akademie der Kiinstc
sind der Kultusminister 1)r. v. Goßler (Ehrenmitglied), der
Bildhauer G. Eberlein in Berlin. der Architekt Baurat
Schmieden nnd der Bildhauer Viktor Tilgner in Wien
srwählt worden. Diess Wahlen haben die vorschriftsmäßige
Bestätigung erhalten.

Der Maler Aloys Hauser in München ist als Re-
staurator an der Berliner Gemäldegaleris angestellt worden.

5animlungen und Ausstellungen.

Gutbiers Bluseum dcr italiciiischen Malerei in Ori-
ginalphotographien ist seit einiger Zeit in den Räumen des
Leipziger Kunstvereins zur Ausstellung gslangt, und zeigt
auch hisr von neuem, wie glücklich der Gedanke war, welcher
diese einzige, wohlgeordnete Sammlung von 2142 Photo-
graphien hervorrief. Für Studienzwecke so unersetzlich wie
anziehend für den Kunstfreund, der die Meister seiner
Neigung in ihrer historischen Bedeutung erkennen lernt, ivollen
wir nicht unterlassen an dieser Stells auf dieses überaus ver-
dienstliche Unternehmen hinzuweisen. Ja, wenn es gälte —
und das Bedürfnis ist unabweisbar — provinzialen Samm-
lungen ein verläßliches Studienmittel, einen Grundstock gleich-
sam für weiter ergänzende Kunstsammlung zu empfehlen,
wir wlltzten keinen besseren Vorschlag, als die Erwerbung
dieser von kundigerHand systematisch angeordnetenVereinigung
der großen Mehrzahl aller kunstgeschichtlich wichtigen Nach-
bildungen nach den Werken italisnischer Meister, von den schüch-
ternen Anfängen Cimabue's bis zu Tiepolo und Canaletto.
Der sorgfältig verfaßte Katalog rührt von Paul Schumann
her. — Unsere warme Anerkennung dieses schönen Unter-
nehmens soll uns indessen nicht blind machen gegen eine
Anzahl kleiner Mängel, die zu beseitigen die Herausgeber
zweifslsohne keine Gelegenheit versäumen werden. Abgssehen
davon, daß sich hier und da einzslne mangelhafte Photo-
graphien durch bessere Aufnahmen ersetzen ließen, möchten
wir besonders darauf hinweisen, daß das Fehlen eines
 
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