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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Die Jahresausstellung im Wiener Künstlerhause, [2]
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Stiassny, Robert: Handzeichnungen von Hans Baldung Grien
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0253

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Handzeichnungen von Hans Baldung Grisn.

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scheiner, Zosf und die dnrch mehrere treffiiche Bil-
der vertretene Frau Olga Wisinger - Florian ge-
nannt.

Fiir die deutschen Schulen tritt in erster Linie
Oswald Achcnbach init eincni jener süditalienischen
Prnchtbilder ein, welche Natur und Volksleben in gleich
charakteristischer Weise schildern. Es ist ein „Kirchen-
fest von Santa Lucia in Neapel", bei dem sich die
dicht gedrängte Menge am Fenermerk ergötzt: zugleich
ein wahres Feuerwerk der Olmalerei, vor desten tech-
nischer Vvllenduug wir bewunderud stehen. Auch
Andreas Achenbach und Hans Gude haben ihre stets
gern gesehenen Karten abgegeben. H. Liesegang in
Düsteldorf bringt mehrerc holländische Landschasten von
großer Wahrheit der Farbe und Stimmung. L. Dou-
zette in Berlin schildert den „Wald Vvn Prerow" in
markig angeschlagenen Tönen. Drei vielbewunderte
Landschasten von seiner, doch im Detail nicht völlig
ausgeglichener Tonmalerei sandte der begabte Rob.
Meyerheim in Düsseldorf.—A. Normanns „No-
rvthal in Norwegen" ist eine jener Darstellungen der
Gebirgsnatur, welche dem Erhabenen durch räumliche
Größe nahezukommen suchen: eine Täuschnng, welche
die ihr zu Grunde liegende Begriffsverwechselung teuer
bezahlen muß, da sie selbst bei dem laienhaften Be-
schaucr wohl ein gewistes Verblüfstsein, aberkein dauern-
des Wohlgefallen zu erzeugen im stande ist.

Ihren altcn Ruhm in der Architekturmalerei be-
währen Rudolf Alt und Adolf Seel. Vondem ersteren
sehen wir neben mchreren vorzüglichen Aguarellen aus-
nahmswcise anch eine größere Anzahl von Ölbildern,
meistens Vednten und einzelne Bauten aus Österrcich
von seiner nie das Ziel versehlcnden Treffsicherheit,
Vvn dem letzteren ein schönes Jnterieur aus der Al-
hambra („Eingang znm Snal der zwci Schwestern")
von zartestem Ton und stupender Detailirnng.

Dic Porträtmalerei hält sich im ganzen auf ihrer
Höhe, stellte diesmal jedoch kein besonders großes oder
glänzendes Kontingent zu der Gesamtmasse Ler Aus-
stellung. Wir machen unsere Rcverenz vor dem Bild-
nis dcs Grafen Neipperg von S. L'Allemand, einem
Virtnosenstück von Abstufung aller möglichen NUancen
von Rot in den Uniformstllcken, Orden, Möbeln und
Drapirungen, nicht minder vor W. Stauffers tüch-
tigem Porträt des Wiener Bürgermeisters Uhl, be-
grüßen unter den drei Bildern unseres Florentiner
Gastes E. Gelli vorzugsweise das männliche Porträt
mit Wohlgesallen, ebenso Kurt Herrmanns Bildnis
eines jüngeren Münchcner Kollegen, nennen ferner das
lebendige und stofflich geschickte kteine Porträt von
C. Probst, die frappante Charakterfigur des Sängers
Blauwacrt von Beraton, sowie die vorzüglichen Stu-
dien von Eug. v. Blaas, Gysis, G. Gaul, Marie

Müller u. a. — Schon seit längeren Jahren bildet
die Abteilnng dcr Pastelle namentlich im Porträtfach
einen Hnuptanziehungspnnkt unserer Ausstellungen. Auch
heuer begegnen uns auf diesem Gebiet einige anspre-
chende Leistungen und frische Kräfte. Rnd. v. Mehoffer,
ein Schüler Angeli's, breitet einen ganzen Blumenflor
anmutiger, in lichte Barockrahmen eingefaßter Mädchen-
bilder vor uns aus, die durch ihre zarte und geschmack-
volle Behandlung sich leicht einschmeicheln in den Ge-
schmack des Publikums und dcm vorwiegend zeichncrischen
Charakter der Pastelltechnik vortrcfflich angepaßt sind.
Wir hoffen dem jungen Künstler auf diescm Wcge noch
oft zu begegnen und raten ihm vor allem strenges
Eingehen auf die charakteristische Form und Zeichnung
an. Mit vollendeter Meisterschaft übt Fröschl die
Pnstelltcchnik, wie das von ihm ausgestellte reizvollc
Kinderporträt aufs neue beweist. Er malt mit dem
Zeichenstift und giebt Zartheiten in Halbtönen und
Helldnnkel, welche eigentlich die durch das Material
der Pastellzeichnung angezeigte Grenze schon Uber-
schreiteu. Auch Trentin bewährt sich im Pastell als
ein im Aussteigen begriffencs Talent. Er ist von der-
berem Zuschnitt als die beiden eben genannten, erfreut
uns aber stets durch seine resolute Technik nnd farbige
Energie. — Durch denselben Rauni, den diese Pastelle
zieren, sind auch eine Anzahl schöner Aguarelle und
Zeichnungen von Bompiani (Rom), Fvlli (Bologna),
Stibral (Prag), Sala (Mailand), Marak, Wilh.
Richter, Krenn, Petrovits u. a. verstreut. Dar-
unter hängt ein köstliches kleines Selbstporträt des
greisen Rudolf Alt, ein rührendes Bild von der
schlichtesten Naturtreue und Geistigkeit. D.

!)andzeichnungen von k>ans Baldung Grien.

So liebevoll eingehend, — wenngleich lange noch
nicht erschöpfend — die Würdigung ist, welche der Mei-
ster vom Oberrhein durch Eisenmanu ini Allg. Kllnstler-
lexikon und das ihm gewidmete Kapitel in Wvltmanns
„Geschichte der deutschcn Kunst im Elsaß" als Maler
und Zeichner für den Formschnitt erfahren hat, so
spärlich sind bis heute die Versuche geblieben, Baldung
dort näher zu treteu, wo seine bcste Kunst zu Hause
ist: in seinen Handzeichnungen. Den methodisch zu-
nächst gebotenen Weg hatte bereits Thausing einge-
schlagen, indem er, mit der Säuberung des DUrer-
Werkes beschäftigt, dem Freunde scines biographischen
Helden zwei bislang unter Dllrers Namen gehende
Blätter gelegentlich (Jahrb. f. Knnstiv. II, 215 ff.)
zuerteilte; allein er stieß auf Widerspruch mit der Neu-
taufe der einen, den alten Borwurf von der Geschichte
der drei Toten und drei Lebenden variirenden Feder-
 
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