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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0263

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Kunsthistorisches. — Konkurrenzen. — Kunst- und Gewerbevereine.

iprochen worden: namentlich von den erstaunlichen Resultaten,
die in den Abbildungen der in den Originalen aus Mangel
an Licht kaum zu genießenden berühmten Bronzen in der
Kirche del Santo erzielt wurden. Es bleibt uns nur noch
hinzuzufügen, daß die Reproduktion der Gemälde in der
Akademie zu Venedig erst vor wenigen Monaten stattgefunden
hat, da es den Herrn Alinari vorerst darum zu thun war
den gesetzlichcn Schutz gegen die gar zu leicht vorkommenden
Vervielfältigungen ihrer Arbeiten zu erlangen. Jn dieser
Folge von Aufnahmen kommen nun Sachen vor, die von
keinem früheren Photographen so schön und klar erreicht
wurden. Beispielsweise seien nur die naiven Darstellungen
aus der Legende der heil. Ursula von Carpaccio angesührt
^ Auf der internationalen Ausstellung von Photographien,
die gegenwärtig in Florenz eröffnet ist, ziehen viele glänzende
Aufnahmen der bewährten Firma Alinari die allgemeine Auf-
»lerksamkeit auf sich.

8n. Zur Eriiincruiig an dic Wie-eraufrichtung -es Iustitia-
bruiinens am Römerberg in Frankfurt a. M. hat der Stifter
G. Manskopf eine Denkschrift veranlaßt, welche die mit
dem Brunnen verknüpften geschichtlichen Daten aussührt.
Aus diesem Brunnen floß, wie bekannt, zur Zeit der Kaiser-
krönung während des Festmahls roter und wcißer Wein.

x. — Lton -cm Drcs-cncr Galcricwerke ist kürzlich eine
Fortsetzung mit einem Stiche H. Bürkners nach Vautiers
wohlbekanntem Bilde: „Tanzpause" begonnen worden. Das
sorgsältig ausgeführte Blatt ist 33 x 48 cin groß und kostet
>nit der Schrift, weiß lö Mk., chinesisch l8^Mk., vor der
Schrist 48 Mk., in Remarkdrucken 60 Mk. Ein zweites Blatt
Nach Canaletto's Jnnenbild des Dresdener Zwingers
sadirt von Louis Schulz ist im Druck befindlich; andcre
Stiche, nach F. Hofmanns „Christus unter den Schrist-
gelehrten", Jan van Eycks „Madonna mit Heiligen" und
Retsu's „Mann und Frau im Wirtshause" sind von Ed.
Büchsl, H. Bürkner und E. Mohn in Angriff genommen
worden.

Aunsthistorisches.

—s —. Das Altarwcrk von Ambicrlc. Unter den zahl-
seichen Meisterwerkcn der Malerei, welche Frankreich besitzt,
>st eines der kostbarsten und sicherlich eines der beachtens-
wertesten der Altar mit den Darstellungen der Passion in
oer Kirche von Ambierle im Roannais. Die Lürrouigus ctes
Frts (Nr. l-4) giebt darüber aus einer kürzlich erschienenen
Ronographie von E. Jeannez (l-s Rstudls äs lu kussioii
äs I'eAliss ä'L.mdisrIs. Paris, Lsvy. 4". 2 Tasf.) folgende
Daten: Die Benediktinerabtei von Ambierle, gegen das Ende
°es 9. Jahrhunderts schon reich dotirt, in der Folge vom
stchsten Abt von Cluny zum Priorat erhoben, erhielt 1466,
weil dis Grabkirche seiner Vorfahren, von einem Herrn fore-
Uscher Abkunft, Michel de Changy, einem Anhänger Philipps
des Guteu von Burgund und nach dessen Tode Karls des
Kühneir, einen mächtigen Flügelaltar zum Geschenke. Die
Abteikirche war eben damals von dem Prior Anton von
Balzac d'Entragues, nachmaligen Vischof von Die und
Valence, neu hergestellt worden und das genannte Werk dazu
bestimmt, in derselben als Hochaltar aufgestellt zu werden.
Es ist ein Hauptwerk der niederländischen Kunst zu Ende
des ls. Jahrhunderts. Wie aus dem Testamente des Dona-
wrs zu entnehmen, befand es sich vordem zu Beaune im
vause des Laurens Jaquelin und hätte auf Kosten des Testa-
lors nach Ambierle gebracht werden sollen. Es gelangte aber
dahiu srst 1480. Aus drsi unglsich hohen Kompartiinentcn
destehend, zeigt es in reich ornamcntirten Nischen sieben Dar-
stellungen aus der Leidensgcschichte in Holzschnitzerei. Alles
d'nschließt ein Schrein von Eichsnholz mit sechs beiderseits
deiiialten Flügeln. Geschlossen zeigt der Altar eine Breite
doir 2,80 m, geöffnet eins solche von S,60 m (5,30 m?), wo-
dvn auf das Mittelstück 2,40 m, auf die Flügel je l,45 m
ontfallen. Die Gemälde sind von einer vorzüglichen Aus-
INHrung, weniger die Skulpturen. Letztere sind nichts weni-
?or als rühmenswert. Auf den vier unteren Flügeln hat
?kr Maler den Donator, dessen Frau und Eltern dargestellt,
'Nsecnd in einer frischen und üppigen Landschaft. Diese Por-
dats sind der bemerkenswerteste Teil des ganzen Altars.

offenbaren einen tüchtigen flandrischen Meister der zweiten

Hälste des lS. Jahrhunderts. Wer derselbe gewesen, ist
allerdings schwer mit Sicherheit zn bestimmen. Ungeachtet
einiger Ähnlichkeiten mit dem Jüngsten Gericht im Hospital
zu Beaune wird man sich doch hüten müssen, dasselbe mit
Herrn Jeanuez ohne weiteres dem Rogier van der Weydcn
zuzuschreiben. Es war ein geschickter Künstler jener glänzen-
deu Epoche, aber geringer, weniger „Meister" als ein Mem-
ling, Stuerbout oder Rogier van der Weyden.

Aonkurrenzen.

— Preisausschrciben. Der Verein für deutsches Kunst-
gewerbe zu Berlin schreibt, auf Veranlassung des Herrn
Hartwig Kantorowicz in Posen, unter den Mitgliedern aller
-em Verbande der deutschen Kunstgewerbevereine angehören-
den Vereine zwei Entwürfe zu einer Flasche bezw zu einem
Kruge aus, bestimmt zur Aufnahme feinerer Liköre. Die
Entwllrfe können in Modellen oder perspektivischen Zeich-
nungen von wirklicher Größe bestehen und sind bis zum
1. Juni an den Vorstand des Vereins (Adr. Berlin 81V.,
Wilhelmstraße 92), mit Merkspruch versehen, einzuliefern.
Es sind dasür zwci Preise von je 100 Mark zur Verfügung
gestellt. Nähere Angaben siud aus einem Cirkular zu er-
sehcn, welches der Vorstand des Vereins auf Verlangen sendet.

— Franz Fric-rich Leitschuh aus Bamberg hat die Preis-
srags der Straßburger Universität „der Bilderkreisder
karolingischen Zeit" glänzend gelöst. DieArbeit beruht auf
gründlicher Ksnntnis des Denkmälervorrats aus der altchrist-
lichen und karolingischen Periode und zeichnet sich aus durch
selbständiges Urteil und besonnene Krilik. Eine Verösfent-
lichung der Studie wird hoffentlich nicht lange ausbleiben.

Aunst- uud Gewerbevereine.

8. Archäologischc Gcscllschast in Berlin. März-Sitzung.
Zur Vorlage kamen a. A.: L. Urlichs, Arkesilaos; L. Urlichs,
Griechische Kunstschriftsteller; Kirchhoff, Quadrigainschrift von
der Akropolis; G. Hirschfeld, Felsenreliefs in Kleinasien und
die Hittiter. Herr Curtius berichtete über Ausgrabungen
in Susa, Cypern und Athen und erläuterte eingehend den
oben genannten Kir»hossschen Aufsatz. Herr Robert sprach
über Therikleische Gesäße, welche Bezeichnung er für die ge-
wöhnlich Skyphos genannte Vafenform (Nr. 212 bis 214 im
Berliner Vasenkatalog) in Anspruch nahm; deutete dann ein
in mehreren Replikeii vorliegendes pompejanisches Gemälde
(Helbig 1381, 1391, 139ld Sogliano S60) auf Anchises, Äneas
und Askanius bei der Sibylle von Marpessos (Maaß, Hermes
XVIII 328), und warf endlich die Frage aus, ob der viel-
gedeutste Sarkophagdeckel der Villa Borghese (Arch. Zeitg.
>869 Taf. l6), dessen kapitolinische Replik cine moderne Fäl-
schung sei, nicht eine Darstellung der Äeburt und Jugend der
Letoiden enthalte. Herr Erman besprach, anknüpfend an
eine vom Berliner Museum jüngst erworbene schöne Statue
und unter Vorlegung von Photographien, die älteste
Epoche der Lgyptischen Plastik. Diess Plastik des sog.
„alten Reiches" (ca. 2850 bis 2550 v. Chr.) hat sich haupt-
sächlich an den Statuen der Toten herausgebildet, welche im
Grabe aufgestellt wurden, um der Seele des Verstorbenen
einen Sitz zu bieten. Der Tote wird in feierlicher Haltung
dargestellt, entweder sitzend auf einem würfelsörmigen Sessel,
den Kopf geradeaus gerichtet, die Arme auf dsn Knien, die
Rechte geballt, die Linke ausgestreckt; oder stehend mit herab-
hängenden Armen, die Hände meist geballt, das links Bein
vorgesetzt. Beide Typen zeigen in allen Wiederholungen
ganz feftstehende Einzelheiten: dieselbe Formgebung und Be-
malung, dieselben Pfeiler und Platten, welche den Figurcn
Halt verleihen. Nur im Gesicht läßt sich früh ein Streben
nach individuellerer Gestaltung, nach Porträtähnlichkeit cr-
keunen. llnter der fünften Dynastie (ca. 2700 bis 25L0)
bricht eine sreiere Richtuug durch. Die Köpfe erhalten jetzt
einen oft staunenswert lebendigen Ausdruck, der zuweilen,
wie bei der Berliner Statue, durch eingesetzte Krystallaugen
noch gesteigert wird, und) auch der Körper wird öfter indivi-
duell behandelt. Die sette Brust und der Hängebauch des
alten vornehmen Beamten wird mit gleicher Wahrheit nach-
gebildet, wie die eckigen Glieder des königlichen Zwerges,
imd auch in der Haltung geht man über die bisherigen zwei
 
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