Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 1.1889/​90

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3772#0011

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Konkurrenzen. — Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten.

10

Jugend. Das Vorkommen dieser unzweifelhaft echten ägyp-
tischen, 9 und 10 Centimeter langen Bronzefiguren auf einer
altrömischen Heerstrasse wird damit erklärt, dass bisweilen
Legionäre vom Nillande her solche Idole mit sich führten.
Wahrscheinlich waren auch die beiden vorliegenden Stücke
zusammen mit einem dritten, einer Darstellung der Isis — die
mit Osiris und Horus eine Trias bildete — im Besitze eines
nach Carnuntum ziehenden Kriegers.

KONKURRENZEN.

— Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Berlin. Nach dem
..Reichsanzeiger" hat das Preisgericht für Entwürfe des
Kaiser-Wilhelm-Denkmals den Entwürfen mit dem Kennwort
„Kaiser und Reich" und „Für Kaiser und Reich", als deren
Verfertiger sich nach Öffnung der Briefumschläge die Ar-
chitekten Wilhelm Bettig und Bald Bfann-Berlin, sowie Ar-
chitekt Bruno Schmitx-Berlin herausstellten, je einen ersten
Preis zuerkannt, je ein zweiter Preis wurde zuerkannt den
Entwürfen mit den Kennwörtern „ Vivos voco", „Friede", „Vom
Fels zum Meer", „Deutsch", als deren Verfertiger die Bild-
hauer Ad. Hildcbrand-Florenz, C/f%crs-Charlottenburg, Prof.
Sehaper-Berlin mit dem Architekten Ferber, endlich Prof.
Schilling-Dresden mit den Mitarbeitern Schilling, Grübncr-
Dresden angegeben sind.

PERSONALNACHRICHTEN.

**„. Über die mit ersten Preisen ausgezeichneten Sieger
in der Konleurrcn» um das Kaiser-Wilhclm-Dcnhmcd macht
die „Vossische Zeitg." folgende biographische Mitteilungen.
Wilhelm Bettig, der mit Architekt Bfann zusammenarbeitete,
ist am 25. Februar 1845 in Heidelberg geboren, besuchte
1861—1865 das Polytechnikum in Karlsruhe und legte 1866
die zweite Staatsprüfung daselbst ab. Er war Assistent bei
Prof Schrödter, ging 1867 im amtlichen Auftrag nach Paris
und führte bis zum Jahre 1871 in Heidelberg mehrere
grössere Bauten aus. Rettig kam 1872 nach Berlin, trat in
das Atelier von Ende und Böckmann ein und übernahm
bald nachher die selbständige Leitung der Rheinischen Bau-
gesellschaft in Mannheim. Zwei Jahre später war er aber-
mals in Berlin thätig, beschäftigte sich viel mit der Boots-
bauerei und trat vor einigen Jahren in das Hochbaubureau
des Reichstagsbaues unter Wallot ein. — Architekt Bruno
Schmitx- ist ein geborener Düsseldorfer (1859) und noch nicht
dreissig Jahre alt. Trotzdem hat er in der Architektur ganz
ungewöhnliche Erfolge zu verzeichnen. Auf der Akademie
zu Düsseldorf erhielt er den ersten Unterricht durch Prof.
Lotz und bildete sich nachher bei Riffarth aus, der ihn bei
dem Bau der Kunstakademie beschäftigte. Nach einigen
grösseren Reisen und Bauausführungen bearbeitete er mehrere
Konkurrenzen, von denen die um das Viktor Emanuel-Denk-
mal (1881) ihm die silberne Medaille und im engeren Be-
werb den ersten Preis eintrug. Vor etwa fünf Jahren siedelte
er nach Leipzig über, wo er gemeinsam mit August Hartel,
dem jetzigen Dombaumeister von Strassburg, thätig war.
Nachdem schon die Entwürfe für das Museum zu Linz
grossen Erfolg gehabt, entstand 1881 der Wettentwurf für
das Reichsgericht in Leipzig. 1886 Hess sich Schmitz in
Berlin nieder und gewann von da ab fast bei allen Aus-
schreibungen Preise. Da sein Schaffen zugleich ein Bild des
baulichen Aufschwunges der letzten Jahrzehnte giebt, mögen
nur die folgenden Bewerbungen, an denen Schmitz mit
wirkte, hier noch genannt sein: das Harkort-Denkmal zu
Wetter a. d. Ruhr, Museum zu Stockholm, Bankgebäude zu

St. Gallen (I. Pr.), Museum zu Hannover, Börse zu Amster-
dam, Johann-Passage zu Dresden (IL Pr.), Wetterhäuschen
für Berlin (I. Pr.), Synagoge für Berlin (IL Pr.), Krieger-
denkmal in Indianapolis (I. Pr.), Konzerthaus für Zürich,
Finanzministerium zu Dresden (IL Pr.), Lichtkörper für die
Strasse Unter den Linden etc.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

* Dem neuesten Bericht der Trustees des Museums xu
Boston für das Jahr 1888 entnehmen wir, dass diese Anstalt
in einem steten Wachstum begriffen ist. Der kürzlich voll-
endete Vergrösserungsbau, welcher mit einem Kostenauf-
wande von ca. 220000 Dollars ins Werk gesetzt wurde und
mit dem alten Bau zusammen etwa die doppelte Zahl der
bisherigen Räumlichkeiten fasst, reicht eben hin, um den
Anforderungen der unaufhörlich anwachsenden Sammlungen
zu genügen. Die Besucherzahl erreichte 18SS nahezu
150000 Personen. Von den Antiken, welche dem Museum
zugewachsen sind, möge namentlich die Statuette eines sog.
Apollon, von dem archäischen Typus der Statuen aus Thera
und Tenea, hervorgehoben sein. Unter den von dem Print
Department des Museums veranstalteten Ausstellungen ist
in erster Linie die vom 15. Nov. 1888 bis 15. Jan. 1889 ge-
öffnete Dürer-Ausstellung zu erwähnen, deren Hauptbestand-
teil die Dürer-Sammlung des Herrn //. F. Sewcdl in New-
york bildete. Unser geehrter Mitarbeiter, Herr S. B. Koehler
verfasste von derselben einen vortrefflichen Katalog.

Sn. Nordwestdeutsche Bwlustricausslellung in Bremen 1890-
Nach der Rührigkeit zu urteilen, welche die Förderer dieses
Unternehmens entwickeln, lässt sich annehmen, dass dasselbe
einen glänzenden Erfolg haben wird, zumal da es in opfer-
freudiger Weise von den verschiedensten Körperschaften so-
wohl als auch von einzelnen patriotisch gesinnten Bürgern
unterstützt wird. So hat neuerdings Herr Gustav Dcetjcn
dem Bürgerparksvereine eine Summe von 300000 Mark zur
Verfügung gestellt als Beitrag zur Errichtung eines neuen
„Parkhauses". Der dem Architekten F. W. Bauschenberg
übertragene Bau verspricht der Glanzpunkt des Ausstellungs-
parks zu werden.

VERMISCHTE NACHRICHTEN.

—s. Ein hochinteressantes, bis jetzt gänzlich unbekannt
gebliebenes Ölgemälde, welches den verklärten Kaiser Wil-
helm in jugendlichem Alter darstellt, ist kürzlich entdeckt
worden und nach Magdeburg gewandert, wo es sich jetzt im
Besitze des Glastechnikers Friedrich Ball befindet und die
Aufmerksamkeit der Kunstfreunde und Verehrer des Kaiser-
hauses in hohem Grade beschäftigt. Dasselbe ist 1,75 m
hoch und 1,25 breit und von J. G. Buhlmann gemalt, der
ein Schüler Battoni's, anfänglich Galerieinspektor in Pots-
dam und dann Rektor der Königl. Akademie in Berlin war,
und im Alter von 93 Jahren in Potsdam starb. Datirt ist
das Gemälde mit der Jahreszahl 1804 und stellt den da-
maligen Prinzen Wilhelm im Alter von sieben Jahren in
ganzer Figur dar. In ungezwungener Haltung blickt der
bildhübsche Knabe mit seinem von langen, blonden Locken
umwallten freundlichen, runden Gesichtchen dem Beschauer
entgegen. Es sind dieselben Züge, welche auch Professor
Steffeck in seinem bekannten Gemälde „Königin Luise mit
ihren beiden Söhnen in Königsberg" zur Darstellung ge-
bracht hat, dasselbe gute und durchdringende Auge, welches
wir so oft gesehen haben. Der Prinz ist in schwarzen Atlas
gekleidet, in altfranzösischer Hoftracht, in eng anschliessen-
 
Annotationen