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Ausstellung der Kunstgeschichtlichen Gesellschaft in Berlin. — Vom Leipziger Museum.
350
Desto reicher und imposanter ist die Ausstellung
der wirklichen Delfter Fayencen, zu welcher Pracht-
stücke aus königlichem Besitz und aus dem der Gräfin
von Schwanenfeld, des Geh. Rats Lippmann, des
Herrn Gumprecht u. a. hergegeben worden sind und
in der nicht nur alle Typen der Delfter Fayence mit
Ausnahme des sog. schwarzen Delft, sondern auch
die hervorragendsten Fayencemaler vertreten sind. —
Da zur Zeit, avo diese Zeilen zum Druck abgesandt
werden müssen, der Katalog der Ausstellung, die am
1. April im Uhrsaale und den beiden angrenzenden
Räumen der Akademie eröffnet worden ist, noch nicht
ausgegeben worden war, müssen wir uns ein näheres
Eingehen auf Einzelheiten auf die folgenden Artikel
versparen. Für heute bemerken wir nur soviel, dass
ausser Rubens und van Dyck, Snyders, Fyt, Seghers,
Teniers, Ryckaert, Frans Hals, Rembrandt, Terborch,
Jan Steen, Pieter de Hooch, N. Maes, Salomon und
Jakob van Ruisdael, Philips de Koning, Aart van der
Neer, J. Brueghel, Brouwer, Ostade, A. Cuyp, van
Goyen, Molenaer, und die hervorragendsten hollän-
dischen Stilllebenmaler wie van Beijeren, Heda, Kalf,
Pieter Claesz, Juriaen van Streeck, Maria van Ooster-
wijck vertreten sind.
ADOLF ROSENBERO.
VOM LEIPZIGER MUSEUM.
IL
Eine besonders reiche Zuwendung erhielt das
Museum durch das Vermächtnis der im September
1888 verschiedenen Frau Elisabeth verw. Dr. See-
burg, geb. Salomon. Die kunstsinnige Dame, die als
Malerdilettantin selbst thätig war, während ihrer
vielfachen Aufenthalte in Italien die klassische Kunst
an der Quelle zu studiren und ihr nachzuempfinden
Gelegenheit gehabt und dem Verkehr mit deutschen
Künstlern manche Anregung und Förderung ihrer
Ideen danken durfte, hatte schon bei Lebzeiten dem
Leipziger Museum warmes Interesse zugewendet und
ihm noch ein Jahr vor ihrem Tode ein Bild von
August Heinrich Riedel „Albanerin mit Kind" ge-
schenkt. Ihr Vermächtnis, soweit es das Leipziger
Museum betraf, wies nicht weniger als 16 Nummern
auf. Und zwar: eine in Aquarell ausgeführte „Kreu-
zigung" von Joseph Anton Koch (in Holzschnitt
nachgebildet in „Dohme's Kunst und Künstlern des
19. Jahrhunderts"), die jedenfalls einem Cyklus von
Bildern zum Neuen Testament angehört. Raczynski
erwähnt wenigstens in seiner „Geschichte der neuern
deutschen Kunst" (1841, III, S. 305) einen derartigen
Cyklus mit der Bemerkung, dass in Kochs Porte-
feuilles sich mehrere Bilder davon erhalten hätten,
darunter eine .Kreuzigung Christi", die „wenn sie
je veröffentlicht werden sollte, am meisten Aufmerk-
samkeit erregen würde." Es kann kaum bezweifelt
werden, dass das hier genannte Bild mit dem aus
dem Nachlasse der Frau Dr. Seeburg stammenden
identisch ist. Die in kräftigen Farben gehaltene
figurenreiche Komposition, in welcher der Künstler
auf die Betonung der Landschaft, die Hauptstärke
seiner Kunst, verzichtet hat, lässt deutlich in ein-
zelneu Figuren und Gruppen den Einfluss klassischer
Vorbilder aus der Renaissancekunst erkennen; trotz
des Mangels einer jeden Bezeichnung stehen wir nicht
an, das Bild Kochs bester Zeit (etwa den Jahren
1815 bis 1820) zuzuschreiben. Die „Grablegung
Christi" von Peter v. Cornelius, ein auf Holz ge-
maltes, nur im Hintergrunde und in einigen Figuren
in Farben, im übrigen aber nur in Umrisslinien aus-
geführtes Gemälde, dürfte zeitlich den Fresken mit
Darstellungen aus der Geschichte Josephs aus der
Casa Bartholdy nicht allzu fern stehen und vielleicht
den ersten, aus irgend welchem Grunde unvollendet
gebliebenen Entwurf zu einem später in den Besitz
des Thorwaldsen-Museums in Kopenhagen überge-
gangenen Gemälde desselben Gegenstandes bilden.
Zu diesen beiden Gemälden gesellen sich Bilder von
nicht minder kunstgeschichtlicher Bedeutung; so ein
„Sturm auf der See" (nordisches Motiv) von dem
älteren Friedrich Preller, eine farbenprächtige Land-
schaft mit Tobias und dem Engel als Staffage von
Johann Wilhelm Schirmer, eine Zeichnung „Der Engel
des Trostes" von Eduard Steinle, ein Ölgemälde
„Abraham und die Engel", das bedeutendste Tafel-
gemälde des um die Freskoausschmückung der Leip-
ziger Museumsloggia hochverdienten Theodor Grosse,
eine historische Landschaft, die leider auf der linken
Seite vermutlich infolge grosser Wärme beschädigt
ist, von Franz Dreber, ferner ein männlicher Kopf
von Passarotti, ein „Seestück" von Fritz Sturm, eine
Zeichnung „Nemisee" nach Franz Dreber von Frau
Dr. Seeburg selbst, eine Statuette „Goldschmieds
Töchterlein" von Joseph Kopf, eine ebensolche von
Karl Schlüter „Wasserträgerin", ein kleines Skizzen-
buch von Friedrich 0verbeck und 21 Originalblei-
stiftzeichnungen, Motive aus den Sabinerbergen (gegen
1820 entstanden) von Joseph Anton Koch. Zwei sehr
schöne, ebenfalls aus dein Nachlasse der Frau Dr.
Seeburg stammende Renaissanceruhebänke (Truhen)
mit reicher Ornamentschnitzerei sind in den Skulp-
turensälen im Erdgeschoss aufgestellt worden.
Ausstellung der Kunstgeschichtlichen Gesellschaft in Berlin. — Vom Leipziger Museum.
350
Desto reicher und imposanter ist die Ausstellung
der wirklichen Delfter Fayencen, zu welcher Pracht-
stücke aus königlichem Besitz und aus dem der Gräfin
von Schwanenfeld, des Geh. Rats Lippmann, des
Herrn Gumprecht u. a. hergegeben worden sind und
in der nicht nur alle Typen der Delfter Fayence mit
Ausnahme des sog. schwarzen Delft, sondern auch
die hervorragendsten Fayencemaler vertreten sind. —
Da zur Zeit, avo diese Zeilen zum Druck abgesandt
werden müssen, der Katalog der Ausstellung, die am
1. April im Uhrsaale und den beiden angrenzenden
Räumen der Akademie eröffnet worden ist, noch nicht
ausgegeben worden war, müssen wir uns ein näheres
Eingehen auf Einzelheiten auf die folgenden Artikel
versparen. Für heute bemerken wir nur soviel, dass
ausser Rubens und van Dyck, Snyders, Fyt, Seghers,
Teniers, Ryckaert, Frans Hals, Rembrandt, Terborch,
Jan Steen, Pieter de Hooch, N. Maes, Salomon und
Jakob van Ruisdael, Philips de Koning, Aart van der
Neer, J. Brueghel, Brouwer, Ostade, A. Cuyp, van
Goyen, Molenaer, und die hervorragendsten hollän-
dischen Stilllebenmaler wie van Beijeren, Heda, Kalf,
Pieter Claesz, Juriaen van Streeck, Maria van Ooster-
wijck vertreten sind.
ADOLF ROSENBERO.
VOM LEIPZIGER MUSEUM.
IL
Eine besonders reiche Zuwendung erhielt das
Museum durch das Vermächtnis der im September
1888 verschiedenen Frau Elisabeth verw. Dr. See-
burg, geb. Salomon. Die kunstsinnige Dame, die als
Malerdilettantin selbst thätig war, während ihrer
vielfachen Aufenthalte in Italien die klassische Kunst
an der Quelle zu studiren und ihr nachzuempfinden
Gelegenheit gehabt und dem Verkehr mit deutschen
Künstlern manche Anregung und Förderung ihrer
Ideen danken durfte, hatte schon bei Lebzeiten dem
Leipziger Museum warmes Interesse zugewendet und
ihm noch ein Jahr vor ihrem Tode ein Bild von
August Heinrich Riedel „Albanerin mit Kind" ge-
schenkt. Ihr Vermächtnis, soweit es das Leipziger
Museum betraf, wies nicht weniger als 16 Nummern
auf. Und zwar: eine in Aquarell ausgeführte „Kreu-
zigung" von Joseph Anton Koch (in Holzschnitt
nachgebildet in „Dohme's Kunst und Künstlern des
19. Jahrhunderts"), die jedenfalls einem Cyklus von
Bildern zum Neuen Testament angehört. Raczynski
erwähnt wenigstens in seiner „Geschichte der neuern
deutschen Kunst" (1841, III, S. 305) einen derartigen
Cyklus mit der Bemerkung, dass in Kochs Porte-
feuilles sich mehrere Bilder davon erhalten hätten,
darunter eine .Kreuzigung Christi", die „wenn sie
je veröffentlicht werden sollte, am meisten Aufmerk-
samkeit erregen würde." Es kann kaum bezweifelt
werden, dass das hier genannte Bild mit dem aus
dem Nachlasse der Frau Dr. Seeburg stammenden
identisch ist. Die in kräftigen Farben gehaltene
figurenreiche Komposition, in welcher der Künstler
auf die Betonung der Landschaft, die Hauptstärke
seiner Kunst, verzichtet hat, lässt deutlich in ein-
zelneu Figuren und Gruppen den Einfluss klassischer
Vorbilder aus der Renaissancekunst erkennen; trotz
des Mangels einer jeden Bezeichnung stehen wir nicht
an, das Bild Kochs bester Zeit (etwa den Jahren
1815 bis 1820) zuzuschreiben. Die „Grablegung
Christi" von Peter v. Cornelius, ein auf Holz ge-
maltes, nur im Hintergrunde und in einigen Figuren
in Farben, im übrigen aber nur in Umrisslinien aus-
geführtes Gemälde, dürfte zeitlich den Fresken mit
Darstellungen aus der Geschichte Josephs aus der
Casa Bartholdy nicht allzu fern stehen und vielleicht
den ersten, aus irgend welchem Grunde unvollendet
gebliebenen Entwurf zu einem später in den Besitz
des Thorwaldsen-Museums in Kopenhagen überge-
gangenen Gemälde desselben Gegenstandes bilden.
Zu diesen beiden Gemälden gesellen sich Bilder von
nicht minder kunstgeschichtlicher Bedeutung; so ein
„Sturm auf der See" (nordisches Motiv) von dem
älteren Friedrich Preller, eine farbenprächtige Land-
schaft mit Tobias und dem Engel als Staffage von
Johann Wilhelm Schirmer, eine Zeichnung „Der Engel
des Trostes" von Eduard Steinle, ein Ölgemälde
„Abraham und die Engel", das bedeutendste Tafel-
gemälde des um die Freskoausschmückung der Leip-
ziger Museumsloggia hochverdienten Theodor Grosse,
eine historische Landschaft, die leider auf der linken
Seite vermutlich infolge grosser Wärme beschädigt
ist, von Franz Dreber, ferner ein männlicher Kopf
von Passarotti, ein „Seestück" von Fritz Sturm, eine
Zeichnung „Nemisee" nach Franz Dreber von Frau
Dr. Seeburg selbst, eine Statuette „Goldschmieds
Töchterlein" von Joseph Kopf, eine ebensolche von
Karl Schlüter „Wasserträgerin", ein kleines Skizzen-
buch von Friedrich 0verbeck und 21 Originalblei-
stiftzeichnungen, Motive aus den Sabinerbergen (gegen
1820 entstanden) von Joseph Anton Koch. Zwei sehr
schöne, ebenfalls aus dein Nachlasse der Frau Dr.
Seeburg stammende Renaissanceruhebänke (Truhen)
mit reicher Ornamentschnitzerei sind in den Skulp-
turensälen im Erdgeschoss aufgestellt worden.