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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 1.1889/​90

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Stiassny, Robert; Schönherr, David von: Alexander Colin und seine Werke
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https://doi.org/10.11588/diglit.3772#0039

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.

HEEAUSGEBEE:

CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST

WIEN KÖLN

Heugasse 58. Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. I. Jahrgang.

1889/90.

Nr. 5. 14. November.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Hosse u. s. w. an.

ALEXANDER COLIN UND SEINE WERKE.

1562—1612.

Von David von Schönherr.

Unter diesem Titel liegt in den vom Heidel-
berger Scblossverein herausgegebenen „Mitteilungen
zur Geschichte des Heidelberger Schlosses", Bd. II,
Heft 2 und 3 (Heidelberg, K. Groos 1889) eine um-
fängliche, durch vierzehn Lichtdrucktafeln illustrirte
Studie Schönherrs vor, die sich den gewinnreichsten
archivalischen Forschungen des um unsere Kennt-
nisse von Kunst und Künstlern in Alt-Tirol hoch-
verdienten Verfassers anreiht und dem kommenden
Biographen des in die deutsche Kunstgeschichte
hineingewachsenen niederländischen Bildhauers eine
treffliche Vorarbeit bietet. An der Hand von Ur-
kunden und Akten des Statthaltereiarchivs zu Inns-
bruck wird die Thätigkeit Colins von seinem Ein-
tritt in die kaiserlichen Dienste bis zu seinem Tode
verfolgt, die Zahl seiner gesicherten Werke um
mehrere bedeutende Stücke vermehrt, über seine
persönlichen und Familienverhältnisse bündige Aus-
kunft erteilt, so dass dieses lediglich aus gleichzeiti-
gen Zeugnissen und den hinterlassenen Denkmälern
gewonnene Lebensbild des Meisters, durch eine gleich
beglaubigte Schilderung seiner Frühzeit, insbesondere
seines Anteils am Otto-Heinrichsbau in Heidelberg
ergänzt, sich zu einem selten vollkommenen gestaltet
hätte. Eine Hauptquelle für die Darstellung Schön-
herrs bildet die von Abraham Colin, dem Sohne des
Künstlers, im Jahre 1623 an den damaligen Landes-
fürsten, Erzherzog Maximilian, gerichtete Bitt- und
Denkschrift, in welcher die von seinem Vater für

das Haus Österreich verfertigten Arbeiten aufgezählt
werden. Die Berufung Colins aus seiner Vaterstadt
Mecheln nach Innsbruck erfolgte nicht durch Kaiser
Ferdinand L, wie bisher angenommen wurde, son-
dern durch die Kölner Bildhauer Abel, denen 1561
die Herstellung der vierundzwanzig Marmorreliefs
am Grabmale Maximilians I. in der Hofkirche über-
tragen worden war; bei dem lockeren Lebenswandel
des Brüderpaars machte aber die „ Grabarbeit" nur
geringe Fortschritte, und als beide um die Wende
des Jahres 1563 rasch hintereinander vom Tode er-
eilt wurden, hatte ihre Werkstatt erst drei Reliefs
abgeliefert. In dem kurzen Zeitraum bis März 1566
führte nun Colin, von vier niederländischen Gesellen
unterstützt, die übrigen einundzwanzig „Historien"
aus, für deren jede er zweihundert Gulden — um
vierzig weniger als seine von ihm weit überflügelten
Vorgänger — erhielt. Der völlig malerische Cha-
rakter dieser vielbewunderten Miniaturreliefs erklärt
sich zur Genüge aus dem Umstände, dass der Maler
Florian Abel in Prag, ein Bruder der Bildhauer,
nach Angaben Dr. Selds, des Reichsvicekanzlers
Ferdinands, die Visirungen zu zweiundzwanzig der-
selben entworfen hatte, während die Vorlagen zu
den beiden letzten Tafeln vermutlich von dessen
Schwestermann Paul Neupaur, einem gleichfalls in
Prag ansässigen Maler, herrührten. Ungemein be-
zeichnend für die Abhängigkeit der Künstler jener
Zeit von ihren litterarischen Beratern bei der Be-
handlung historischer Gegenstände und die bei pla-
stischen Aufträgen übliche Arbeitsteilung ist die
Nachricht, dass Colin im Jahre 1564 die von ihm
bis dahin vollendeten Bilder nicht zu benennen
 
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