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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 1.1889/​90

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Bredius, Abraham: Notizen über die Ausstellung von Werken der niederländischen Kunst in Berlin
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Die erste nationale Kunstausstellung in Bern
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https://doi.org/10.11588/diglit.3772#0230

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447

Die erste nationale Kunstausstellung in Bern.

448

Nr. 207. Ich glaube bestimmt, dass dieses Bild
von Benjamin Guyp ist. Man denke an das Kölner
Bild, und an seine Bilder mit grösseren Figuren. Das
charakteristische Strohgelb fehlt hier nicht. Auch
das Rohe nicht.

Nr. 208. Wohl von Johannes Oudenrogge, von
dem ein ganz ähnliches Bild dieser Tage zu Paris
(bezeichnet) in der Auktion Rothan verkauft wird.

Nr. 216. Nicht von Potter sondern von Pieter
oder Hermann Steenwyck. Von Pieter Steenwych kenne
ich ein ganz ähnliches Stillleben im Museum zu
Madrid. Das Leidener Museum besitzt jetzt eine
solche Vanitas von seinem Bruder Hermann. Die
beiden sehen sich sehr ähnlich. Die beiden Hermann
Steenwyck auf dieser Ausstellung sind nicht feinster
Qualität. Dagegen besitzt Dr. Bakker in Amster-
dam ein feines Spezimen, bezeichnet: H. Steenwyck.

Nr. 217. Der Ravesteyn ist mit seinem Mono-
gramm bezeichnet.

Nr. 256 soll, wie ich höre, C. Decker bezeichnet
sein. Jedenfalls ist es dann ein Hauptwerk dieses
Künstlers.

Nr. 303. Kopie nach Salomon Koninck von
Verdoel. Das Bild des Verdoel im Leipziger Museum
ist eine Kopie nach dem Frans Hals d. j. im Rotter-
damer Museum.

Nr. 306 ist 1683, nicht 53 datirt.

Nr. 316. Ganz bestimmt Mm-eelse. Man ver-
gleiche nur das Rotterdamer Porträt, bezeichnet, und
die beiden Porträts, jetzt auf der Haagschen Aus-
stellung, auch bezeichnet.

Nr. 320. Barent Graet? Nach Bode Jolutnnes
van Noort.

Nr. 326. West, nicht Wost bezeichnet.

Nr. 465. Sicher kein van Beyeren.

Nr. 466. Schöner als de Bray. Irgend ein sehr
tüchtiger van Dyck-Schüler.

Nr. 467. Echter Cornelis de Heem.

Nr. 472. Eher Joe. Gerritsx, Cuyp.

Ä. BBEDIUS.

DIE ERSTE NATIONALE
KUNSTAUSSTELLUNG IN BERN.

Am 1. Mai wurde in Bern mit Unterstützung
des Bundesrates eine nationale Kunstausstellung er-
öffnet, welche verschiedene schweizerische Städte im
Turnus erhalten werden. Es bedeutet für die Schweiz
dies Ereignis, dass es eigentlich das erste Unternehmen
ist, bei dem der Kunst eine offizielle Unterstützung ge-

währt wurde. Den Freunden der bildenden Künste
bietet die Ausstellung an Interessantem zunächst, die
Möglichkeit, innerhalb eines so kleinen Kreises — die
Anzahl der Gegenstände beträgt etwa 450 Nummern
— die künstlerischen Ideen von drei grossen Kultur-
ländern, Deutschland, Frankreich, Italien, mit zum Teil
eigenartigem Können durchgeführt sehen zu können.

Will man sich den Gesamteindruck der Aus-
stellung vergegenwärtigen, so muss man sagen, es
ist Mittelgut, was uns geboten wird, — nichts wirk-
lich Hervorragendes, aber auch kaum etwas wirk-
lick Schlechtes. Es muss jedoch gleich hinzugefügt
werden, dass Böcklin und Vautier nicht ausgestellt
haben.

Gleich beim Eingang werden wir von einem
mächtigen Gemälde empfangen, welches die moderne
französische Malweise sehr energisch, aber nicht
gerade sehr empfehlend für diese vertritt, dem „Um-
zug der Ringer" von F. Hodler. Einige charakteri-
stische Köpfe und eine ziemlich gute Komposition
würden trotz der nach Metern zählenden Höhe und
Breite uns nicht zu einer besonderen Erwähnung
berechtigen, wenn in ihm nicht die Prinzipien der
Freilichtmaler charakteristisch niedergelegt wären.

Diese neue Manier ist die dominirende auf der
ganzen Ausstellung, nicht nur der Masse, sondern
auch der Güte nach. Man mag denken, wie man
will, über diese Malweise, eines muss man gestehen:
hat man die Wahl zwischen zwei mittelguten Bil-
dern aus der älteren Schule und aus der neuen, so
ist die letztere vorzuziehen, weil im allgemeinen
hier noch der grösste Fleiss zu finden ist. Es
könnte gerade in Bern dies von der Genfer Schule,
welche schon lange jenem französischen „Evange-
lium" nachgeeifert und sich mit demselben vertraut
gemacht hat, bewiesen werden. Die ebenerwähnte
Pflanzstätte der Kunst ist denn auch durch recht
brave Werke vertreten'; z. B. „Die beiden Waisen"
von Ihly dürften auch einen strengen Gegner der
Plein-air-Malerei wenigstens durch die Tiefe und
Kraft der Empfindung hinreissen, oder der „Absynth-
trinker" von demselben durch die fürchterliche Wirk-
lichkeit der Darstellung Achtung abgewinnen. Auch
die „Heimkehr des Holzhauers" von F. Rouge ist
energisch gezeichnet, lebenswahr aufgefasst, leidet
aber an dem nicht seltenen Fehler der Pleinairisten
zu wahr sein wollen und dadurch in der Farbe eine
gewisse matte Kälte und Naturwidrigkeit zu er-
halten.

Das Gegenstück hierzu, von Jeanneret, die
„Rebenbinderin" wird wohl einem jeden den Eindruck
 
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