339
Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten.
340
PERSONALNACHRICHTEN.
t*i Der Porträt- und Geschichtsmalcr B. Ploclehorst in
Berlin ist vom Grossherzoge von Baden durch Verleihung des
Ritterkreuzes 1. Klasse mit Eichenlaub des Ordens vom Zäh-
ringer Löwen ausgezeichnet worden.
„*„ Bei dem diesjährigen preussiselien Ordensfeste sind
folgende Künstler und Kunstheamte mit Orden ausgezeichnet
worden: Geh. Oberregierrungsrat Dr. Jordan (Roter Adler-
orden 2. Klasse mit Eichenlaub), Geh. Regierungsrat Dr.
Lippmann, Direktor des Kupferstichkabinets in Berlin (Roter
Adlerorden 3. Klasse mit der Schleife), Professor Forberg in
Düsseldorf, Kupferstecher (Roter Adlerorden 4. Klasse), Prof.
Koch, Lehrer an der Kunstakademie zu Kassel (Roter Adler-
orden 4. Klasse), Professor Oswald Aelienbaeh in Düsseldorf
(Kronenorden 2. Klasse) und Professor Max Schmidt, Land-
schaftsmaler in Königsberg (Kronenorden 2. Klasse).
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
2*% Das Protektorat über die diesjährige internationale
Aquarellausstellung in Dresden hat der König von Sachsen
übernommen.
VERMISCHTE NACHRICHTEN.
2*0 Die Kunst im preussiselien Staatshaushalt. In der
Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses vom 24. März
knüpfte sich bei der Etatsberatung an das Kapitel „Kunst
und Wissenschaft1', Titel: „Kunstmuseen in Berlin", eine
längere Erörterung, in welcher manche interessante Fragen
und Thatsaehen zur Sprache kamen. Wir geben im folgen-
den einen Auszug aus den Verhandlungen. Zuerst wies der
Abgeordnete v. .Me?/ej--Arnswalde darauf hin, dass, während
das Ordinarium des Gesamtetats seit dem vorigen Jahre um
106y2 Million gestiegen sei, das Ordinarium des Etats für
Kunst und Wissenschaft nur um 4380 M. zugenommen habe.
Im Extraordinarium sei allerdings etwas besser für die Kunst
gesorgt worden, da diesmal 147000 M. mehr ausgesetzt
worden seien als im vorigen Jahre. Er sprach seine Freude
darüber aus, dass etwas mehr für die lebenden Künstler und
die Hebung des Kunstgewerbes gethan würde. Im allge-
gemeinen aber forderte er, dass im Reiche viel mehr für die
Kunst und den Glanz der Kaiserkrone geschehen müsse.
Der Reichstag solle dem Kaiser einen bedeutenden Disposi-
tionsfonds zur Fördernng der Monumentalbauten sowie der
Malerei und Plastik geben. Im besonderen behauptete er,
dass für die Provinz Pommern am wenigsten in Kunstange-
legenheiten geschehe. — Der Abgeordnete Seyffardt bat, die
königlichen Museen Sonntag nachmittags und an den Abenden
der Wochentage offen zu halten. Die verhältnismässig ge-
ringen Kosten dürften dabei nicht in Betracht kommen.
Sollten die Museen aber nutzbar sein für die Volksbildung
so müssten sie zu den Stunden offen sein, wo der gemeine
Mann sie besuchen kann. Das sei die Hauptforderung, die
er an die Verwaltung der Museen zu stellen habe. Die
übrigen Klagen, wie die veraltete Einrichtung des Kupfer-
stichkabinets und die unübersichtliche Aufstellung der Gips-
abgüsse, kämen erst an zweiter Stelle. — Abgeordneter Biesen-
bach bemängelte die dürftige Ausstattung des Etats in Bezug
auf die Förderung der Malerei, speziell der Staffeleimalerei.
Während andere Etats bis zu einer erschreckenden Höhe an-
gewachsen seien, werde der Kunstetat immer noch in höchst
stiefmütterlicher Weise bedacht. Unter den ausübenden
Künstlern sei ein grosser Notstand eingetreten. Er sei zwar
überzeugt, dass das nicht am guten Willen des Ministers
liege, sondern an anderen Ressorts. Der Staat müsse sich aber
des nobile officium bewusst bleiben, die Künstler zu unter-
stützen. Redner machte dann darauf aufmerksam, dass Amerika
unsem Künstlern durch einen Schutzzoll von 25—30 Prozent
des Wertes der Bilder verschlossen sei. Der Minister würde
ein gutes Werk thun, wenn er seinen Einfluss anwenden
wollte für die Beseitigung dieses barbarischen Prohibitiv-
zolles. — Abgeordneter Goldsehmidt unterstützte die Wünsche
des Abgeordneten Seyffardt. Mit wenigen Hunderttausend
Mark könnten die Museen mit einer Anlage für elektrische
Beleuchtung versehen werden. Redner legt weniger Wert
auf die Offenhaltung der Museen am Sonntag, als auf die
Möglichkeit des Besuches am Abend, die dringend nötig sei,
wenn man das Kunsthandwerk fördern wolle. Auf diese
Wünsche und Beschwerden antwortete der Kultusminister Dr.
v. Goßler ungefähr folgendes: „Ich sage den Herren, die für die
Interessen der Kunst eingetreten sind, meinen warmen Dank
und würde ihre Wünsche gern erfüllen, wenn ich die not-
wendigen Mittel hätte. Daran liegt die Sache allein. Wenn
es nach meinen Wünschen ginge, so dürfen Sie überzeugt
sein, dass die hier vorgetragenen Vorschläge und vieles
andere längst erfüllt wären. Die Offenhaltung der Museen
am Abend würde nicht nur die Herstellung der elektrischen
Beleuchtung, sondern auch die Beschaffung eines neuen Auf-
sichtspersonals nötig machen, und es würde sich dabei um
eine ganz erkleckliche Summe handeln. Ich wäre aber auch
schon dankbar, wenn ich einen praktischen Versuch in dieser
Beziehung machen könnte. Vor einigen Jahi-en sind mir
mal 20000 M. bewilligt worden, um Versuche zu machen
mit der Anwendung des elektrischen Lichtes für Sammlungs-
räume. Dabei haben wir gesehen, dass sowohl in Bezug
auf die unterrichtliche Versorgung der Schüler unserer Kunst-
anstalten, als auch in Bezug auf den Kunstgenuss grosse Er-
folge auf diesem Gebiete zu erzielen sind. Aber die Frage
der Teilung des elektrischen Stromes war damals noch nicht
gelöst; denn mit dem Glühlichte ist in dieser Richtung nicht
viel zu machen. Es kostet zu viel und gewährt nicht immer
das nötige Licht. Inzwischen sind grosse Fortschritte in
der Teilung des elektrischen Stromes beim Bogenlicht ge-
macht worden. Was Herr Biesenbach gesagt hat, kann ich
nur unterstützen. Ich bin seit Jahren bemüht gewesen, im
Interesse der Künstler auf Abstellung des Zolles hinzuwirken,
aber mein Einfluss geht in Nordamerika nicht weiter als
hier: ich kann kein Parlament zwingen, etwas zu thun, was
es nicht selbst will. Den Ausführungen des Herrn Biesen-
bach über Staffeleimalerei will ich nicht entgegentreten,
aber die Notlage stellt sich krasser bei den Bildhauern
dar. Sie sind mehr an kostbares Arbeitsmaterial und Arbeits-
räume gebunden als der Staffeleimaler. Kann der Maler
zeichnen, so findet er als Zeichner noch sein mühsames Brot.
Aber ein Bildhauer ist schlimmer daran. Er kann allenfalls
Ornamente machen für grosse Neubauten, aber die früher
bestandene Möglichkeit, für das Kunstgewerbe zu arbeiten,
ist ihm jetzt verschlossen; denn die Schüler der kunstgewerb-
lichen Anstalten machen die Sache besser, weil sie das
Material besser beherrschen. Der Bildhauer, der ein Atelier
haben muss für einen hohen Preis — das ist das erste,
während der Maler sich mit einem Zimmer behelfen kann —
und der kostbares Material an Sandstein oder Marmor braucht,
ist, wenn er einmal in Verfall kommt, kaum noch zu retten.
Die „veraltete" Einrichtung des Kupferstichkabinets, von der
Herr Seyffardt sprach, kann ich nicht zugeben. Dasselbe ist
in letzter Zeit viel besser eingerichtet worden, wir haben
einen grossen Oberlichteaal hergestellt, welcher eine bessere
Betrachtung der Stiche ermöglicht, und es wird nach einem
Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten.
340
PERSONALNACHRICHTEN.
t*i Der Porträt- und Geschichtsmalcr B. Ploclehorst in
Berlin ist vom Grossherzoge von Baden durch Verleihung des
Ritterkreuzes 1. Klasse mit Eichenlaub des Ordens vom Zäh-
ringer Löwen ausgezeichnet worden.
„*„ Bei dem diesjährigen preussiselien Ordensfeste sind
folgende Künstler und Kunstheamte mit Orden ausgezeichnet
worden: Geh. Oberregierrungsrat Dr. Jordan (Roter Adler-
orden 2. Klasse mit Eichenlaub), Geh. Regierungsrat Dr.
Lippmann, Direktor des Kupferstichkabinets in Berlin (Roter
Adlerorden 3. Klasse mit der Schleife), Professor Forberg in
Düsseldorf, Kupferstecher (Roter Adlerorden 4. Klasse), Prof.
Koch, Lehrer an der Kunstakademie zu Kassel (Roter Adler-
orden 4. Klasse), Professor Oswald Aelienbaeh in Düsseldorf
(Kronenorden 2. Klasse) und Professor Max Schmidt, Land-
schaftsmaler in Königsberg (Kronenorden 2. Klasse).
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
2*% Das Protektorat über die diesjährige internationale
Aquarellausstellung in Dresden hat der König von Sachsen
übernommen.
VERMISCHTE NACHRICHTEN.
2*0 Die Kunst im preussiselien Staatshaushalt. In der
Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses vom 24. März
knüpfte sich bei der Etatsberatung an das Kapitel „Kunst
und Wissenschaft1', Titel: „Kunstmuseen in Berlin", eine
längere Erörterung, in welcher manche interessante Fragen
und Thatsaehen zur Sprache kamen. Wir geben im folgen-
den einen Auszug aus den Verhandlungen. Zuerst wies der
Abgeordnete v. .Me?/ej--Arnswalde darauf hin, dass, während
das Ordinarium des Gesamtetats seit dem vorigen Jahre um
106y2 Million gestiegen sei, das Ordinarium des Etats für
Kunst und Wissenschaft nur um 4380 M. zugenommen habe.
Im Extraordinarium sei allerdings etwas besser für die Kunst
gesorgt worden, da diesmal 147000 M. mehr ausgesetzt
worden seien als im vorigen Jahre. Er sprach seine Freude
darüber aus, dass etwas mehr für die lebenden Künstler und
die Hebung des Kunstgewerbes gethan würde. Im allge-
gemeinen aber forderte er, dass im Reiche viel mehr für die
Kunst und den Glanz der Kaiserkrone geschehen müsse.
Der Reichstag solle dem Kaiser einen bedeutenden Disposi-
tionsfonds zur Fördernng der Monumentalbauten sowie der
Malerei und Plastik geben. Im besonderen behauptete er,
dass für die Provinz Pommern am wenigsten in Kunstange-
legenheiten geschehe. — Der Abgeordnete Seyffardt bat, die
königlichen Museen Sonntag nachmittags und an den Abenden
der Wochentage offen zu halten. Die verhältnismässig ge-
ringen Kosten dürften dabei nicht in Betracht kommen.
Sollten die Museen aber nutzbar sein für die Volksbildung
so müssten sie zu den Stunden offen sein, wo der gemeine
Mann sie besuchen kann. Das sei die Hauptforderung, die
er an die Verwaltung der Museen zu stellen habe. Die
übrigen Klagen, wie die veraltete Einrichtung des Kupfer-
stichkabinets und die unübersichtliche Aufstellung der Gips-
abgüsse, kämen erst an zweiter Stelle. — Abgeordneter Biesen-
bach bemängelte die dürftige Ausstattung des Etats in Bezug
auf die Förderung der Malerei, speziell der Staffeleimalerei.
Während andere Etats bis zu einer erschreckenden Höhe an-
gewachsen seien, werde der Kunstetat immer noch in höchst
stiefmütterlicher Weise bedacht. Unter den ausübenden
Künstlern sei ein grosser Notstand eingetreten. Er sei zwar
überzeugt, dass das nicht am guten Willen des Ministers
liege, sondern an anderen Ressorts. Der Staat müsse sich aber
des nobile officium bewusst bleiben, die Künstler zu unter-
stützen. Redner machte dann darauf aufmerksam, dass Amerika
unsem Künstlern durch einen Schutzzoll von 25—30 Prozent
des Wertes der Bilder verschlossen sei. Der Minister würde
ein gutes Werk thun, wenn er seinen Einfluss anwenden
wollte für die Beseitigung dieses barbarischen Prohibitiv-
zolles. — Abgeordneter Goldsehmidt unterstützte die Wünsche
des Abgeordneten Seyffardt. Mit wenigen Hunderttausend
Mark könnten die Museen mit einer Anlage für elektrische
Beleuchtung versehen werden. Redner legt weniger Wert
auf die Offenhaltung der Museen am Sonntag, als auf die
Möglichkeit des Besuches am Abend, die dringend nötig sei,
wenn man das Kunsthandwerk fördern wolle. Auf diese
Wünsche und Beschwerden antwortete der Kultusminister Dr.
v. Goßler ungefähr folgendes: „Ich sage den Herren, die für die
Interessen der Kunst eingetreten sind, meinen warmen Dank
und würde ihre Wünsche gern erfüllen, wenn ich die not-
wendigen Mittel hätte. Daran liegt die Sache allein. Wenn
es nach meinen Wünschen ginge, so dürfen Sie überzeugt
sein, dass die hier vorgetragenen Vorschläge und vieles
andere längst erfüllt wären. Die Offenhaltung der Museen
am Abend würde nicht nur die Herstellung der elektrischen
Beleuchtung, sondern auch die Beschaffung eines neuen Auf-
sichtspersonals nötig machen, und es würde sich dabei um
eine ganz erkleckliche Summe handeln. Ich wäre aber auch
schon dankbar, wenn ich einen praktischen Versuch in dieser
Beziehung machen könnte. Vor einigen Jahi-en sind mir
mal 20000 M. bewilligt worden, um Versuche zu machen
mit der Anwendung des elektrischen Lichtes für Sammlungs-
räume. Dabei haben wir gesehen, dass sowohl in Bezug
auf die unterrichtliche Versorgung der Schüler unserer Kunst-
anstalten, als auch in Bezug auf den Kunstgenuss grosse Er-
folge auf diesem Gebiete zu erzielen sind. Aber die Frage
der Teilung des elektrischen Stromes war damals noch nicht
gelöst; denn mit dem Glühlichte ist in dieser Richtung nicht
viel zu machen. Es kostet zu viel und gewährt nicht immer
das nötige Licht. Inzwischen sind grosse Fortschritte in
der Teilung des elektrischen Stromes beim Bogenlicht ge-
macht worden. Was Herr Biesenbach gesagt hat, kann ich
nur unterstützen. Ich bin seit Jahren bemüht gewesen, im
Interesse der Künstler auf Abstellung des Zolles hinzuwirken,
aber mein Einfluss geht in Nordamerika nicht weiter als
hier: ich kann kein Parlament zwingen, etwas zu thun, was
es nicht selbst will. Den Ausführungen des Herrn Biesen-
bach über Staffeleimalerei will ich nicht entgegentreten,
aber die Notlage stellt sich krasser bei den Bildhauern
dar. Sie sind mehr an kostbares Arbeitsmaterial und Arbeits-
räume gebunden als der Staffeleimaler. Kann der Maler
zeichnen, so findet er als Zeichner noch sein mühsames Brot.
Aber ein Bildhauer ist schlimmer daran. Er kann allenfalls
Ornamente machen für grosse Neubauten, aber die früher
bestandene Möglichkeit, für das Kunstgewerbe zu arbeiten,
ist ihm jetzt verschlossen; denn die Schüler der kunstgewerb-
lichen Anstalten machen die Sache besser, weil sie das
Material besser beherrschen. Der Bildhauer, der ein Atelier
haben muss für einen hohen Preis — das ist das erste,
während der Maler sich mit einem Zimmer behelfen kann —
und der kostbares Material an Sandstein oder Marmor braucht,
ist, wenn er einmal in Verfall kommt, kaum noch zu retten.
Die „veraltete" Einrichtung des Kupferstichkabinets, von der
Herr Seyffardt sprach, kann ich nicht zugeben. Dasselbe ist
in letzter Zeit viel besser eingerichtet worden, wir haben
einen grossen Oberlichteaal hergestellt, welcher eine bessere
Betrachtung der Stiche ermöglicht, und es wird nach einem