365
Ausstellung der Kunstgeschichtlichen Gesellschaft in Berlin. — Todesfälle. — Preisbewerbungen.
366
einer jungen vornehmen Dame mit hellblondem Haar
(beide aus königlichem Besitz) beizuzählen. Zweifel-
haft, ob überhaupt von van Dyck herrührend, sind
eine Madonna mit dem Kinde und der heil. Elisabeth,
an welcher besonders' die manierirte Zeichnung des
Kindes und die graublauen Halbschatten im Fleische
auffällig sind, und die an sich sehr interessante, fein
charakterisirte Studie nach einem auf seinem Bette
liegenden Toten in überwiegend grauen Tönen auf
hellbraunem Grunde (Besitzer L. Knaus), während
die Brustbilder des Heilands mit der Weltkugel und
der Madonna (in königlichem Besitz) nicht besonders
hervorragende Werke aus van Dycks mittlerer Ant-
werpener Zeit oder vielleicht auch nur Atelierbil-
der sind.
Unter den übrigen Werken der vlämischen Schule
nehmen einige Stillleben von Frans Snyders und Jan
Fyt die ersten Stellen ein, wie denn überhaupt das
Stillleben und die Landschaft die beiden Glanzpunkte
der Ausstellung bilden, während das Porträt und das
Genre schwächer vertreten sind. Unter den Still-
leben des Snyders ist ein voll bezeichnetes aus dem
Besitze des Herrn Thiem, Hummer, totes Geflügel
und Weintrauben auf einer Tischplatte gruppirt,
wozu sich eine Katze heranschleicht, das vorzüg-
lichste, unter denen des Fyt eine ebenfalls mit dem
vollen Namen Joannes Fyt bezeichnete Komposition:
ein Arrangement von Fischen auf einem mit einer
blauen Decke behangenen Tische, zu dem sich von
unten ein Affe emporschwingen will, und einer aus
zwei Gehängen bestehenden, an der Wand befestig-
ten Fruchtguirlande darüber. An leuchtendem Glanz
und Saftigkeit des Kolorits übertrifft dieses Werk
nicht nur die meisten Arbeiten von Snyders, sondern
es nimmt auch unter den beglaubigten Bildern Fyts
eine bevorzugte Stellung ein. Zwei Blumengewinde
mit steinfarbenem Madonnenrelief in der Mitte von
Daniel Seghers aus königlichem Besitz sind leider nicht
gut erhalten, aber trotzdem noch den Arbeiten seines
schwedischen Schülers Ottomar Elliger (ca. 1633—1679)
weit überlegen. Sechs aus dem Jahre 1677 herrüh-
rende Stillleben des letzteren, Stachelbeer-, Johannis-
beer- und Aprikosenzweige mit Schmetterlingen und
Käfern, gehören nebst einem von einem Blumenkranz
umgebenen Bildnis der Dorothea von Holstein, der
zweiten Gemahlin des Grossen Kurfürsten, zu der-
jenigen Abteilung der Ausstellung, die ein vorwie-
gend lokal- und kulturgeschichtliches Interesse hat.
Durch Namenbezeichnung beglaubigt sind ferner
Stillleben von J. B. Boscltmrt (1667 — 1746), eine
Steinvase mit Blumen (Besitzer Herr L. Sussmann-
Hellborn), und Jakob Hulsdonck (1582—1647), eine
Uhr und ein Frühstück auf einem steinernen Tische
(aus königlichem Besitz), während die dem P. Boel,
dem Adriaen Ch-ief und dem F. Tkens zugeschrie-
benen Werke einer solchen Beglaubigung entbehren.
Die vlämische Genremalerei ist durch die Namen
Vinckboons, Brouwer, Byckaert, Teniers d. j. und Jan
Josef Uoremans vertreten; doch bieten nur die mit
dem Monogramm bezeichnete Gruppe von drei Rau-
chern von A. Brouwer (Besitzer W. Gumprecht), eine
Studie zu dem in der Komposition mehrfach abwei-
chenden Bilde Nr. 883 in der Münchener Pinakothek,
und etwa noch eine Bauerngesellschaft mit tanzen-
den Kindern vor einer Dorfschenke von D. Byclcaert
und eine Gesellschaft von Kartenspielern in lebens-
grossen Figuren von Th. Ronibouts (beide aus könig-
lichem Besitz) ein grösseres Interesse. Auch unter
den wenigen Landschaften von J. Brueghel d. «., Stael-
bent, Momper u. a. befindet sich kein hervorragendes
Stück. — Als eine verdienstvolle koloristische Lei-
stung anziehend ist eine im übrigen recht frostige
Allegorie auf die Vermählung des Grossen Kurfürsten
mit Luise Henriette von Oranien von T. Willeboirts
(so ist der Name auf dem Bilde geschrieben), einem
Schüler von G. Zegers, der aber mehr von van Dyck
angenommen hat und diesem besonders in Bildnissen
nahe gekommen ist.
ADOLF ROSENBERG.
TODESFÄLLE.
* Der Arehitekturmalcr Franz Beinrieh ist am 7. März
im 87. Lebensjahre in Wien gestorben. Er malte Prospekte
und Veduten aus italienischen und niederländischen Städten,
zahlreiche Ansichten von Wien und seiner Umgebung, auch
Interieurs, z. B. die Gemächer des Schlosses von Schön-
brunn u. a.
* Joseph Schuster, der geschätzte Wiener Blumenmaler
starb dortselbst Mitte März im 78. Lebensjahre. Schuster,
der seine Ausbildung an der Wiener Akademie erhielt, malte
namentlich die österreichische Alpenflora mit grösster Mei-
sterschaft.
*% Der französische Landschaftsmaler Heetor Banoteau
ist am 9. April im 67. Lebensjahre gestorben.
PREISBEWERBUNGEN.
,,*.,. Für den Wettbewerb um den grossen Staatspreis
für Oeseliichtsmalerei an der Berliner Akademie, der in den
letzten Jahren meist erfolglos ausgefallen ist, ist die Alters-
grenze von 30 Jahren auf 35 hinausgeschoben worden und
ferner brauchen die Bewerber, die von Geburt Preussen sein
müssen, nicht mehr wie bisher auch auf einer preussischen
Akademie ihre Studien gemacht zu haben; sie können viel-
mehr auch auf anderen Kunstanstalten oder in den Werk-
stätten hervorragender Meister ihre Ausbildung erhalten
haben. Die Klausur, welcher von vielen Seiten die Schuld
an der Ergebnislosigkeit des Wettbewerbs zugeschrieben
wird, ist beibehalten worden.
Ausstellung der Kunstgeschichtlichen Gesellschaft in Berlin. — Todesfälle. — Preisbewerbungen.
366
einer jungen vornehmen Dame mit hellblondem Haar
(beide aus königlichem Besitz) beizuzählen. Zweifel-
haft, ob überhaupt von van Dyck herrührend, sind
eine Madonna mit dem Kinde und der heil. Elisabeth,
an welcher besonders' die manierirte Zeichnung des
Kindes und die graublauen Halbschatten im Fleische
auffällig sind, und die an sich sehr interessante, fein
charakterisirte Studie nach einem auf seinem Bette
liegenden Toten in überwiegend grauen Tönen auf
hellbraunem Grunde (Besitzer L. Knaus), während
die Brustbilder des Heilands mit der Weltkugel und
der Madonna (in königlichem Besitz) nicht besonders
hervorragende Werke aus van Dycks mittlerer Ant-
werpener Zeit oder vielleicht auch nur Atelierbil-
der sind.
Unter den übrigen Werken der vlämischen Schule
nehmen einige Stillleben von Frans Snyders und Jan
Fyt die ersten Stellen ein, wie denn überhaupt das
Stillleben und die Landschaft die beiden Glanzpunkte
der Ausstellung bilden, während das Porträt und das
Genre schwächer vertreten sind. Unter den Still-
leben des Snyders ist ein voll bezeichnetes aus dem
Besitze des Herrn Thiem, Hummer, totes Geflügel
und Weintrauben auf einer Tischplatte gruppirt,
wozu sich eine Katze heranschleicht, das vorzüg-
lichste, unter denen des Fyt eine ebenfalls mit dem
vollen Namen Joannes Fyt bezeichnete Komposition:
ein Arrangement von Fischen auf einem mit einer
blauen Decke behangenen Tische, zu dem sich von
unten ein Affe emporschwingen will, und einer aus
zwei Gehängen bestehenden, an der Wand befestig-
ten Fruchtguirlande darüber. An leuchtendem Glanz
und Saftigkeit des Kolorits übertrifft dieses Werk
nicht nur die meisten Arbeiten von Snyders, sondern
es nimmt auch unter den beglaubigten Bildern Fyts
eine bevorzugte Stellung ein. Zwei Blumengewinde
mit steinfarbenem Madonnenrelief in der Mitte von
Daniel Seghers aus königlichem Besitz sind leider nicht
gut erhalten, aber trotzdem noch den Arbeiten seines
schwedischen Schülers Ottomar Elliger (ca. 1633—1679)
weit überlegen. Sechs aus dem Jahre 1677 herrüh-
rende Stillleben des letzteren, Stachelbeer-, Johannis-
beer- und Aprikosenzweige mit Schmetterlingen und
Käfern, gehören nebst einem von einem Blumenkranz
umgebenen Bildnis der Dorothea von Holstein, der
zweiten Gemahlin des Grossen Kurfürsten, zu der-
jenigen Abteilung der Ausstellung, die ein vorwie-
gend lokal- und kulturgeschichtliches Interesse hat.
Durch Namenbezeichnung beglaubigt sind ferner
Stillleben von J. B. Boscltmrt (1667 — 1746), eine
Steinvase mit Blumen (Besitzer Herr L. Sussmann-
Hellborn), und Jakob Hulsdonck (1582—1647), eine
Uhr und ein Frühstück auf einem steinernen Tische
(aus königlichem Besitz), während die dem P. Boel,
dem Adriaen Ch-ief und dem F. Tkens zugeschrie-
benen Werke einer solchen Beglaubigung entbehren.
Die vlämische Genremalerei ist durch die Namen
Vinckboons, Brouwer, Byckaert, Teniers d. j. und Jan
Josef Uoremans vertreten; doch bieten nur die mit
dem Monogramm bezeichnete Gruppe von drei Rau-
chern von A. Brouwer (Besitzer W. Gumprecht), eine
Studie zu dem in der Komposition mehrfach abwei-
chenden Bilde Nr. 883 in der Münchener Pinakothek,
und etwa noch eine Bauerngesellschaft mit tanzen-
den Kindern vor einer Dorfschenke von D. Byclcaert
und eine Gesellschaft von Kartenspielern in lebens-
grossen Figuren von Th. Ronibouts (beide aus könig-
lichem Besitz) ein grösseres Interesse. Auch unter
den wenigen Landschaften von J. Brueghel d. «., Stael-
bent, Momper u. a. befindet sich kein hervorragendes
Stück. — Als eine verdienstvolle koloristische Lei-
stung anziehend ist eine im übrigen recht frostige
Allegorie auf die Vermählung des Grossen Kurfürsten
mit Luise Henriette von Oranien von T. Willeboirts
(so ist der Name auf dem Bilde geschrieben), einem
Schüler von G. Zegers, der aber mehr von van Dyck
angenommen hat und diesem besonders in Bildnissen
nahe gekommen ist.
ADOLF ROSENBERG.
TODESFÄLLE.
* Der Arehitekturmalcr Franz Beinrieh ist am 7. März
im 87. Lebensjahre in Wien gestorben. Er malte Prospekte
und Veduten aus italienischen und niederländischen Städten,
zahlreiche Ansichten von Wien und seiner Umgebung, auch
Interieurs, z. B. die Gemächer des Schlosses von Schön-
brunn u. a.
* Joseph Schuster, der geschätzte Wiener Blumenmaler
starb dortselbst Mitte März im 78. Lebensjahre. Schuster,
der seine Ausbildung an der Wiener Akademie erhielt, malte
namentlich die österreichische Alpenflora mit grösster Mei-
sterschaft.
*% Der französische Landschaftsmaler Heetor Banoteau
ist am 9. April im 67. Lebensjahre gestorben.
PREISBEWERBUNGEN.
,,*.,. Für den Wettbewerb um den grossen Staatspreis
für Oeseliichtsmalerei an der Berliner Akademie, der in den
letzten Jahren meist erfolglos ausgefallen ist, ist die Alters-
grenze von 30 Jahren auf 35 hinausgeschoben worden und
ferner brauchen die Bewerber, die von Geburt Preussen sein
müssen, nicht mehr wie bisher auch auf einer preussischen
Akademie ihre Studien gemacht zu haben; sie können viel-
mehr auch auf anderen Kunstanstalten oder in den Werk-
stätten hervorragender Meister ihre Ausbildung erhalten
haben. Die Klausur, welcher von vielen Seiten die Schuld
an der Ergebnislosigkeit des Wettbewerbs zugeschrieben
wird, ist beibehalten worden.