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Todesfälle. — Konkurrenzen. — Personalnachrichten.
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Die bei weitem grösste Anzahl tüchtiger Ar-
beiten gehört der Landschaftsmalerei an. Zwar
fehlen gerade hier zwei der besten Meister, Schon-
leber und Baisch, die sonst fast regelmässig auf den
Dresdener Ausstellungen zu Gast waren. Dafür aber
haben sich eine Reihe anderer Künstler mit höchst
ansprechenden Schöpfungen eingefunden, so G. von
Canal mit einer romantisch gelegenen „Westfäli-
schen Mühle" und vor allem August Schaeffer aus
Wien mit einem prächtigen „Wald in Böhmen"
(1873). Von Hans Hermann in Berlin haben uns
die beiden kleineren Bilder ..Strasse in Chioggia"
(angekauft vom sächsischen Kunstverein) und „Am
Gardasee" weit besser gefallen als seine grosse Land-
schaft mit Architektur: „Auf den Wällen von
Vliessingen", die etwas zu nüchtern erscheint. Ein
stimmungsvolles Werk ist auch die Marine von C. v.
Malchen in München „An der Nordsee". Schade
nur, dass die Farben bereits sehr eingeschlagen
sind, und dass dadurch die Wirkung wesentlich
beeinträchtigt wird. Leon EicMts (Paris) Waldland-
schaft erinnert in Ton und Ausführung an die Bil-
der von Diaz und Corot, ohne jedoch ihnen an Wert
gleich zu kommen. Von den einheimischen Künst-
lern verdient Schreyer mit seinem „Herbsttag", Schen-
ker mit seinem „Frühling am Kanal" und Adolf
Fischer mit seinem „Wasserfall aus den Oetzthaler
Alpen" hervorgehoben zu werden. Vorzügliche Alpen-
ansichten gab endlich Karl Ludwig in Berlin, der
neben Otto von Kameice auf diesem Gebiete als einer
der besten schon seit längerer Zeit bekannt ist.
Unter den Aquarellen haben die fünf maleri-
schen Ansichten aus Sachsen von Max Fritz ein be-
sonderes lokales Interesse. Es sind ansprechende
Leistungen und verdienten wohl um ihres Gegen-
standes willen in eine sächsische Bildersammlung auf-
genommen zu werden.
Mit diesen wenigen Bemerkungen haben wir
alles erschöpft, was uns für die Zwecke dieses Blattes
bemerkenswert erschien. Der Leser wird uns zu-
stimmen, dass wir nicht gerade viel zu berichten
hatten, und wird erstaunen, wenn er hört, dass stif-
tungsgemäss die Kommission der Pröll-Heuer-Stiftung
genötigt ist, auf dieser Ausstellung den Ankauf einer
Reihe später der Königl. Galerie zu überweisenden
Bilder zu bewirken. Das ist aber keine kleine Auf-
gabe, wenn man bedenkt, dass in erster Linie darauf
gesehen werden muss, dass die neuen Erwerbungen
der Königl. Galerie würdig sind. Allerdings ist
dieses Jahr die Möglichkeit gegeben, dass die Wahl
auf das eine oder andere ältere, bereits bekannte
Bild, das wir deshalb unerwähnt Hessen, fällt, z B.
auf den „Überfall eines Reisewagens im 17. Jahr-
hundert" von Diez (es giebt aber noch weit bessere
Gemälde dieses Künstlers); indessen in Anbetracht
der Notwendigkeit, einen hohen Massstab anzulegen,
wenn es sich um Ankäufe für die Galerie handelt,
möchte man wünschen, dass weit mehr und weit
bessere Werke in Frage kämen. So lange jedoch
München und Berlin gleichzeitig Ausstellungen veran-
stalten, wird man das in Dresden nie erreichen. Es
bleibt also nichts anderes übrig, als die Dresdener
Ausstellung in den Winter oder auf das zeitige
Frühjahr zu verlegen, um auf diese Weise der
übermächtigen Konkurrenz der beiden deutschen
Hauptkunstplätze die Spitze abzubrechen. Damit
aber darf nicht erst bis zur Vollendung des Aus-
stellungsgebäudes gewartet werden; sonst dürfte sich
der Vorsprung jener Städte kaum noch wieder ein-
holen lassen. H. A. L.
TODESFÄLLE.
*** Der belgische Architcldurmaler Francis Bossuet ist
am 30 September zu Brüssel im 90. Lebensjahre gestorben.
0 Der franxösisclie Landschaftsmaler Jules Dupre ist
am 7. Oktober zu Paris im 77. Lebensjahre gestorben. Mit
ihm ist der letzte der Begründer des Paysage intime aus dem
Leben geschieden.
**„. Der Landschaftsmaler Karl Freiherr von Malehus,
ursprünglich österreichischer Offizier, dann Schüler von
F. Adam und A. Lier in München, ist am 27. September in
Sehwabing im 55. Lebensjahre gestorben. Er war aus Lud-
wigsburg gebürtig.
x. — Professor Dr. H. Hcydemann, unser geschätzter
Mitarbeiter, ist am 10. Oktober in Halle gestorben.
*** Der belgische Marinemaler Louis Verboecldioven, ein
Schüler seines Bruders, des Tiermalers Eugen Verboeckhoven,
ist am 25. Sept. im Alter von 87 Jahren in der Vorstadt
Schaerbeeck bei Brüssel gestorben.
KONKURRENZEN.
= tt. Karlsruhe. Das Ausschreiben zum Wettbewerb
für ein am hiesigen Mühlburger Thorplatze zu errichtendes
Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. ist nunmehr erschienen
und obgleich sich dasselbe an sämtliche Künstler der badi-
schen Residenz wendet, wurden doch die fünf Bildhauer
Friedrich Moest und Hermann Voh, beide Professoren
der Grossherzoglichen Kunstschule, Adolf Heer, Professor an
der Grossherzogl. Kunstgewerbeschule, Friedrich Volke, einer
der Preisträger beim Wettbewerbe zum Scheff'el-Denkmal für
Karlsruhe, und Heinrich Johann Weltring, dessen Nymphen-
gruppe kürzlich in der Kunstchronik besprochen wurde, noch
ausserdem direkt vom Stadtrate zur Einlieferung von Mo-
dellen zum 1. September 1890 eingeladen.
PERSONALNÄCHRICHTEN.
»% Regicrungsbaumeister Schupmann aus Hannover ist,
wie der Köln. Zeitg. geschrieben wird, an die Stelle des ver-
storbenen Professors Ewerbeck an die Technische Hochschule
zu Aachen berufen worden.
Todesfälle. — Konkurrenzen. — Personalnachrichten.
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Die bei weitem grösste Anzahl tüchtiger Ar-
beiten gehört der Landschaftsmalerei an. Zwar
fehlen gerade hier zwei der besten Meister, Schon-
leber und Baisch, die sonst fast regelmässig auf den
Dresdener Ausstellungen zu Gast waren. Dafür aber
haben sich eine Reihe anderer Künstler mit höchst
ansprechenden Schöpfungen eingefunden, so G. von
Canal mit einer romantisch gelegenen „Westfäli-
schen Mühle" und vor allem August Schaeffer aus
Wien mit einem prächtigen „Wald in Böhmen"
(1873). Von Hans Hermann in Berlin haben uns
die beiden kleineren Bilder ..Strasse in Chioggia"
(angekauft vom sächsischen Kunstverein) und „Am
Gardasee" weit besser gefallen als seine grosse Land-
schaft mit Architektur: „Auf den Wällen von
Vliessingen", die etwas zu nüchtern erscheint. Ein
stimmungsvolles Werk ist auch die Marine von C. v.
Malchen in München „An der Nordsee". Schade
nur, dass die Farben bereits sehr eingeschlagen
sind, und dass dadurch die Wirkung wesentlich
beeinträchtigt wird. Leon EicMts (Paris) Waldland-
schaft erinnert in Ton und Ausführung an die Bil-
der von Diaz und Corot, ohne jedoch ihnen an Wert
gleich zu kommen. Von den einheimischen Künst-
lern verdient Schreyer mit seinem „Herbsttag", Schen-
ker mit seinem „Frühling am Kanal" und Adolf
Fischer mit seinem „Wasserfall aus den Oetzthaler
Alpen" hervorgehoben zu werden. Vorzügliche Alpen-
ansichten gab endlich Karl Ludwig in Berlin, der
neben Otto von Kameice auf diesem Gebiete als einer
der besten schon seit längerer Zeit bekannt ist.
Unter den Aquarellen haben die fünf maleri-
schen Ansichten aus Sachsen von Max Fritz ein be-
sonderes lokales Interesse. Es sind ansprechende
Leistungen und verdienten wohl um ihres Gegen-
standes willen in eine sächsische Bildersammlung auf-
genommen zu werden.
Mit diesen wenigen Bemerkungen haben wir
alles erschöpft, was uns für die Zwecke dieses Blattes
bemerkenswert erschien. Der Leser wird uns zu-
stimmen, dass wir nicht gerade viel zu berichten
hatten, und wird erstaunen, wenn er hört, dass stif-
tungsgemäss die Kommission der Pröll-Heuer-Stiftung
genötigt ist, auf dieser Ausstellung den Ankauf einer
Reihe später der Königl. Galerie zu überweisenden
Bilder zu bewirken. Das ist aber keine kleine Auf-
gabe, wenn man bedenkt, dass in erster Linie darauf
gesehen werden muss, dass die neuen Erwerbungen
der Königl. Galerie würdig sind. Allerdings ist
dieses Jahr die Möglichkeit gegeben, dass die Wahl
auf das eine oder andere ältere, bereits bekannte
Bild, das wir deshalb unerwähnt Hessen, fällt, z B.
auf den „Überfall eines Reisewagens im 17. Jahr-
hundert" von Diez (es giebt aber noch weit bessere
Gemälde dieses Künstlers); indessen in Anbetracht
der Notwendigkeit, einen hohen Massstab anzulegen,
wenn es sich um Ankäufe für die Galerie handelt,
möchte man wünschen, dass weit mehr und weit
bessere Werke in Frage kämen. So lange jedoch
München und Berlin gleichzeitig Ausstellungen veran-
stalten, wird man das in Dresden nie erreichen. Es
bleibt also nichts anderes übrig, als die Dresdener
Ausstellung in den Winter oder auf das zeitige
Frühjahr zu verlegen, um auf diese Weise der
übermächtigen Konkurrenz der beiden deutschen
Hauptkunstplätze die Spitze abzubrechen. Damit
aber darf nicht erst bis zur Vollendung des Aus-
stellungsgebäudes gewartet werden; sonst dürfte sich
der Vorsprung jener Städte kaum noch wieder ein-
holen lassen. H. A. L.
TODESFÄLLE.
*** Der belgische Architcldurmaler Francis Bossuet ist
am 30 September zu Brüssel im 90. Lebensjahre gestorben.
0 Der franxösisclie Landschaftsmaler Jules Dupre ist
am 7. Oktober zu Paris im 77. Lebensjahre gestorben. Mit
ihm ist der letzte der Begründer des Paysage intime aus dem
Leben geschieden.
**„. Der Landschaftsmaler Karl Freiherr von Malehus,
ursprünglich österreichischer Offizier, dann Schüler von
F. Adam und A. Lier in München, ist am 27. September in
Sehwabing im 55. Lebensjahre gestorben. Er war aus Lud-
wigsburg gebürtig.
x. — Professor Dr. H. Hcydemann, unser geschätzter
Mitarbeiter, ist am 10. Oktober in Halle gestorben.
*** Der belgische Marinemaler Louis Verboecldioven, ein
Schüler seines Bruders, des Tiermalers Eugen Verboeckhoven,
ist am 25. Sept. im Alter von 87 Jahren in der Vorstadt
Schaerbeeck bei Brüssel gestorben.
KONKURRENZEN.
= tt. Karlsruhe. Das Ausschreiben zum Wettbewerb
für ein am hiesigen Mühlburger Thorplatze zu errichtendes
Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. ist nunmehr erschienen
und obgleich sich dasselbe an sämtliche Künstler der badi-
schen Residenz wendet, wurden doch die fünf Bildhauer
Friedrich Moest und Hermann Voh, beide Professoren
der Grossherzoglichen Kunstschule, Adolf Heer, Professor an
der Grossherzogl. Kunstgewerbeschule, Friedrich Volke, einer
der Preisträger beim Wettbewerbe zum Scheff'el-Denkmal für
Karlsruhe, und Heinrich Johann Weltring, dessen Nymphen-
gruppe kürzlich in der Kunstchronik besprochen wurde, noch
ausserdem direkt vom Stadtrate zur Einlieferung von Mo-
dellen zum 1. September 1890 eingeladen.
PERSONALNÄCHRICHTEN.
»% Regicrungsbaumeister Schupmann aus Hannover ist,
wie der Köln. Zeitg. geschrieben wird, an die Stelle des ver-
storbenen Professors Ewerbeck an die Technische Hochschule
zu Aachen berufen worden.