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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 1.1889/​90

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https://doi.org/10.11588/diglit.3772#0020

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Sammlungen und Ausstellungen. — Neue Denkmäler. — Vermischte Nachrichten.

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SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

=tt. Die vom Kunstverein in Darmstadt errichtete neue
Kunsthalle ist vollendet und am 5. Oktober mit einer Aus-
stellung von etwa achtzig Werken der Malerei und Bild-
hauerei eröffnet worden. Es sind nur Künstler aus dem
Grossherzogtum und zwar solche, die jetzt da leben oder aus
Hessen stammen, beteiligt. Die Plastik ist zunächst durch
zwei Werke des Darmstädter Bildhauers Brach, eine Porträt-
büste und eine die Musik darstellende allegorische Figur,
vertreten. Ölgemälde haben unter andern ausgestellt: Prof.
Noaek und Prof. Hofmann, Leopold Bode (geborener Offen-
bacher) in Frankfurt a. M., Prof. Eugen Bracht und Nathan
Sichel (geborener Mainzer) in Berlin, Prof. H. Hofmann in
Dresden und Prof. Karl Schlösser in London.

„.** Von den von Theodor Steinway in Braunschweig
nachgelassenen Kunstsammlungen ist, der Magdeb. Zeitg. zu-
folge, ein grosser Teil der Gemälde, Büsten, Antiquitäten
u. s. w. nach Stuttgart geschafft worden, wo eine Schwester
des Verstorbenen wohnt. Zwei der wertvollsten Gemälde
hat das herzogliche Museum in Braunschweig erworben. Das
eine, den hl. Bartholomäus im Brustbilde darstellend, ist von
Georg Penex, gemalt. Es trägt die Bezeichnung des Meisters,
von dem die Galerie bislang kein Bild besass. Das zweite
ist eine Landschaft von Chr. W. E. Dietrich.

• Die vervielfältigenden Künste waren auf der Mün-
chener Ausstellung dieses Jahres, wie gewöhnlich, nur schwach
vertreten und die Kritik hat sich daher auch bloss in kurzen
Andeutungen mit ihren Werken beschäftigt. Es sei uns ge-
stattet, hier auf einige hervorragende Leistungen, die dem
prüfenden Auge nicht entgehen konnten, etwas ausführlicher
zurückzukommen. In erster Linie muss da der Holzschnitt
von Charles Baude, dem berühmten Pariser Xylographen,
nach dem Porträt des van der Geest von A. van Dyck ge-
nannt werden. Der Katalog bezeichnet ihn seltsamerweise
als „Stich" und mancher mag bei flüchtiger Betrachtung diesen
Irrtum geteilt haben; denn die Behandlung zeigt uns den
Holzschnitt hier als Rivalen des Kupferstiches, was bekannt-
lich von vielen perhorrescirt wird. Uns erscheint jedes künst-
lerische Mittel erlaubt, wenn es mit solcher Meisterschaft ge-
handhabt wird, wie in dieser bewunderungswürdigen Arbeit,
die ein wahrer Triumph der modernen malerischen Holz-
schnitttechnik genannt zu werden verdient. Man weiss nicht,
was man an dem Werke am höchsten stellen soll, das helle
Licht oder den tiefen Schatten oder die verbindenden Haib-
und Mitteltöne: alles ist mit der gleichen künstlerischen
Vollendung behandelt, und zwar ebenso sehr im Druck wie
im Schnitt. Denn ein solcher Meisterholzschnitt verlangt
auch seinen Meisterdrucker. Was die deutschen Holzschnei-
der, unter denen Hecht und Klinkicht nicht fehlten, dem
Baude'schen Blatt an die Seite gestellt hatten, musste bei
aller Tüchtigkeit davor die Segel streichen. — Unter den
Radirem haben wir unsem William Unger schmerzlich ver-
misst, sein grosses, vor kurzem vollendetes Rembrandtbild-
nis aus der Galerie Liechtenstein in Wien wäre eine Zierde
der Ausstellung gewesen. Von den Ausstellern geben wir
ohne Zaudern dem in Paris lebenden Spanier Ricardo de los
Bios die Palme für seine zarten, geistvollen Blätter nach
Pearce (Fischerin) und Larolle (Kartoffelernte); die dritte
Radirung (nach Passini) steht nicht völlig auf der gleichen
Höhe. Eine recht gute, wenngleich nicht ganz ähnliche,
Porträtradirung nach dem Leben ist der Menzel von G. Eilers.
Auch Courtry und Le Couteux waren durch beachtenswerte
Leistungen vertreten. In zwei langen Folgen stellte sich
uns der immer geistvolle, technisch hochbegabte Max Klinger

vor, von dessen phantastischer Gestalten weit jedoch nichts
den Reiz und die Poesie seiner Landschaften erreicht. In
diesen schlägt bisweilen ein ganz Böeklinscher Ton durch.
Das Figürliche bleibt dagegen meistens in der Sphäre des
niedrig Bizarren haften und erhebt sich nirgends zu wahrer
Grösse. — Über die eigentlichen Grabstichelblätter wäre nur
das alte Lied zu wiederholen: sie verfallen mehr und mehr
der flauen Mittelmässigkeit. Die Ausstellung zeigte auf diesem
Gebiete weder im Inland noch im Ausland einen hoffnung-
erweckenden Stern.

NEUE DENKMÄLER.

= tt. In Paris wurde im Beisein des Präsidenten der
Republik am 21. September auf der „Place-du Tröne" jetzt
„Place de la Nation" genannt, das grossartige „Monument
de la Republique" mit entsprechender Feierlichkeit enthüllt.
Das Denkmal ist das auf Kosten der Stadt ganz in Erzguss
hergestellte gelungene Werk des Bildhauers Dalou. Inmitten
eines grossen, von Gartenanlagen umgebenen Wasserbeckens
erhebt sich über einer kreisrunden Marmorplattform die
Kolossalstatue der France auf einem von zwei Löwen ge-
zogenen reich dekorirten Triumphwagen, umringt von alle-
gorischen Gestalten, welche die den Arbeiten des Friedens
sich widmende Nation versinnbildlichen.

= tt. Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Mannheim. Die sieben
zum engeren Wettbewerbe eingegangenen Modelle sind zur
öffentlichen Besichtigung vom 7. Oktober ab im hiesigen
Schlosse in dem nämlichen Saale aufgestellt worden, in dem
sich die vier beim ersten Wettbewerbe mit Preisen ausge-
zeichneten Modelle bereits befinden. Zunächst sind es die
neuen Modelle der vier Preisträger Airton ffess-München,
Friedrich Moest-Karlsruhe, Adolf Heer und Joseph Durm-
Karlsruhe und Gustav Eberlein-Berlin, dann die der drei
weiter eingeladenen Bildhauer Johann Hoffarth aus Mann-
heim in München, Calandrelli und Kruse in Berlin, so dass
nunmehr im ganzen elf Modelle beurteilt werden müssen.

VERMISCHTE NACHRICHTEN

x. — Der früheste Kupferstich Dürers, von welchem
wir in Heft 1 einige Bruchstücke zur Erläuterung des Auf-
satzes von A. Springer brachten, wird in Heft 2 dieser Zeit-
schrift vollständig veröffentlicht werden, da die Nachbildung
der Chalkographischen Gesellschaft verhältnismässig wenigen
Lesern zugänglich sein dürfte.

=tt. In Freiburg im Breisgau wird zur Zeit eine zweite
evangelische Pfarrkirche erbaut, wozu kürzlich im Beisein
des Erbgrossherzogs von Baden die feierliche Grundstein-
legung stattgefunden hat. Wie der katholische Münster wird
auch der neue evangelische Kirchenbau eine kreuzförmige
Anlage mit Chorumgang und erhält Emporen sowohl in den
Armen des Transseptes als auch im Chorumgange; an der
Vorderseite wird sich ein Fassadenturm mit schlankem Helme
erheben. Die im romanischen Stile entworfenen Baupläne
rühren von Baurat Diemer in Karlsruhe her und werden auch
unter dessen Oberleitung zur Ausführung gebracht.

$** Der Landschaftsmaler Prof. Max Schmidt in Königs-
berg ist, wie die Ostpreuss. Zeitg. hört, zur Zeit mit der An-
fertigung zweier Gemälde für den Kaiser beschäftigt. Die-
selben versinnbildlichen die Devise des Hohenzollernhauses
„Vom Fels zum Meer" und lehnen sich an die beiden mit
dieser Bezeichnung im Festsaale des Regierungspalastes an-
gebrachten Gemälde des Künstlers an, auf denen die Burg
Hohenzollern, im Vordergrunde ein vom Berge herabkom-
 
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