137
Kunstlitteratur und Kunsthandel. — Neue Kunstblätter und Bilderwerke.
138
schnell lösen sie sich auf, wenn wir sie auf ihre
Realität hin untersuchen. Libellengleich flattern
sie über das mit Nutzpflanzen bestellte Litteratur-
feld hin. Zur Sommerszeit, Aus Feld und Flur, Berg-
luft, Meeresrauschen, Mit Stromeswellen, das sind
ihre Titel; sie kosten meist 1;50 M., das grösste
2,50 M.
Beinahe wären wir am Ende! Die gute Stadt
Schiida jedoch spielt uns noch einen Streich und
überreicht uns ihre diesjährige Festschrift, welche
Georg Boettieher zu Ehren dieses hochberühmten
Ortes verfasst hat und von Kleinmichel mit entspre-
chenden Schildereien versehen wurde. Boetticher er-
zählt in Versen das Leben und Treiben der Aller-
weltsstadfc. Eine Probe genügt, das Buch zu em-
pfehlen:
Es giebt in Kleinscbilda-Lengefeld
Zwei Hauptgesellschaftsverbände,
Die „Erholung" für die feinere Welt,
Die „Eintracht" für niedere Stünde.
Der Unterschied beider ist ziemlich schwer
Für fremde Gäste erkenntlich:
Man langweilt sich in der „Eintracht" sehr
Und in der „Erholung" unendlich.
Doch giebt's einen Umstand, wie es heisst,
Der die Unterscheidung vereinfacht:
In der „Eintracht" fehlt die Erholung meist
Und — in der „Erholung" die Eintracht.
Da wären wir denn bei dem litterarischen Diner
glücklich bei den Knallbonbons angelangt! Das Mahl
war reich, der Tisch gut besetzt und es gab sogar
goldgeränderte Tischlcarten*). Fr. Karrer hat sie
ebenfalls gespendet. Wir drucken die unsrige neben-
bei ab, freuen uns, dass wir nicht stecken geblieben
sind und wünschen damit allerseits gesegnete Mahlzeit.
Nautilus.
*) Von Fl in-.rr gezeichnet mit launigen Versen von
ff. Boetticher, 2 lieihen von je 12 Stück, jede Reihe 1 Mark.
Aus der Schilderung von Sohilda, illustiirt von KLBUJiaOHBl..
KUNSTLITTERATUR UND KUNSTHANDEL
* Lichtdruckbilder aus den Altertümersammlungen in
Stuttgart. Die Vorstände der beiden Stuttgarter Altertümer-
sammlungen, des K. Kabinets und der Staatssammlung, haben
aus Anlass des Regierungsjubiläums des Königs von Württem-
berg eine mit Lichtdrucken ausgestattete Festschrift heraus-
gegeben, welche eine Auswahl der wertvollsten Stücke beider
Sammlungen aus dem Mittelalter und den neueren Zeiten in
trefflichen Abbildungen enthält. Der instruktive Text bietet
zunächst eine Geschichte der Sammlungen und sodann kurze
Erklärungen der abgebildeten Stücke.
* Baukunst und Bildncrei in Holland. Wir sind ge-
wohnt, nur in der Malerei die Kunst Hollands zu erblicken.
In dem eben erschienenen Werke von Dr. Georg Galland,
einem über 600 Seiten starken, reich illustrirten Oktavbande
(„Geschichte der holländischen Baukunst und Bildnerei im
Zeitalter der Renaissance, der nationalen Blüte und des
Klassicismus", Frankfurt a. M., H. Keller) wird diese Vor-
stellung wesentlich berichtigt und uns ein überraschendes
Bild der Architekturblüte und des bildnerischen Schaffens
von Altholland vorgeführt. Der Autor hat die Materialien
dazu in langjährigen Studien gesammelt und das Land selbst
bis in die kleinsten Orte sorgfältig durchforscht. In der Vor-
rede, in welcher er seine Mitarbeiter und Vorläufer aufzählt,
wird besonders warm des trefflichen, uns leider durch den
Tod allzu früh entrissenen Ewerbeck gedacht, der durch seine
vorzügliche Publikation über die Renaissance in Belgien und
Holland (Leipzig, Seemann) den Arbeiten Gallands vielfachen
Vorschub geleistet und ihm auch für die Illustration seines
Buches eine Anzahl prächtiger Vorlagen geboten hat. Auf
den Inhalt des umfassenden Gallandschen Werkes wird später
zurückzukommen sein. Wir wollen dasselbe hiermit nur der
Aufmerksamkeit der zahlreichen Freunde holländischer Kunst
bestens empfohlen haben.
* Buchers „Geschichte der technischen Künste" ist mit
der eben erschienenen 25. Lieferung beim Abschluss des
dritten Bandes angelangt. Die Lieferung enthält die Ge-
schichte der Textilkunst (Wirkerei, Weberei, Stickerei, Spitzen-
arbeit) vom frühesten Altertum bis in die neuere Zeit. Den
Schluss bilden Bemerkungen über die textile Hausindustrie.
Das Heft ist mit einer Auswahl vorzüglicher Abbildungen
textiler Muster aller Stile illustrirt.
NEUE KUNSTBLATTER UND BILDER-
WERKE.
— s. Photographien Magdeburger Baudenkmäler. Mit
Rücksicht auf die ausnehmend gesteigerte Bauthätigkeit in
Magdeburg, welche schon manches schöne und kunstgeschicht-
lich bemerkenswerte Gebäude niedergelegt hat, obwohl an
solchen nach Tillys gründlicher Zerstörung wahrlich kein
Überfluss ist, habender Magdeburger Architektenverein und
der Kunstgewerbeverein mit Unterstützung durch den Magistrat
jetzt ein Unternehmen ins Leben treten lassen, welches auf
den Beifall weiterer Kreise und auf die lobende Anerkennung
aller Kunstfreunde rechnen kann. Die wichtigsten Magde-
burger Baudenkmäler werden nämlich in vorzüglichen
Photographien aufgenommen und in Lichtdrucken verviel-
fältigt. Hierbei wird nichts Unbedeutendes berücksichtigt,
sondern nur die hervorragendsten Fassaden, deren die Stadt
namentlich aus dem Ende des 17. und dem Anfange des
18. Jahrhunderts viele und vorzügliche Beispiele edler Formen-
gebung im Profanbau aufzuweisen hat. Die erste Hälfte
des auf etwa 40 grosse Blätter veranschlagten Gesamtwerkes
Kunstlitteratur und Kunsthandel. — Neue Kunstblätter und Bilderwerke.
138
schnell lösen sie sich auf, wenn wir sie auf ihre
Realität hin untersuchen. Libellengleich flattern
sie über das mit Nutzpflanzen bestellte Litteratur-
feld hin. Zur Sommerszeit, Aus Feld und Flur, Berg-
luft, Meeresrauschen, Mit Stromeswellen, das sind
ihre Titel; sie kosten meist 1;50 M., das grösste
2,50 M.
Beinahe wären wir am Ende! Die gute Stadt
Schiida jedoch spielt uns noch einen Streich und
überreicht uns ihre diesjährige Festschrift, welche
Georg Boettieher zu Ehren dieses hochberühmten
Ortes verfasst hat und von Kleinmichel mit entspre-
chenden Schildereien versehen wurde. Boetticher er-
zählt in Versen das Leben und Treiben der Aller-
weltsstadfc. Eine Probe genügt, das Buch zu em-
pfehlen:
Es giebt in Kleinscbilda-Lengefeld
Zwei Hauptgesellschaftsverbände,
Die „Erholung" für die feinere Welt,
Die „Eintracht" für niedere Stünde.
Der Unterschied beider ist ziemlich schwer
Für fremde Gäste erkenntlich:
Man langweilt sich in der „Eintracht" sehr
Und in der „Erholung" unendlich.
Doch giebt's einen Umstand, wie es heisst,
Der die Unterscheidung vereinfacht:
In der „Eintracht" fehlt die Erholung meist
Und — in der „Erholung" die Eintracht.
Da wären wir denn bei dem litterarischen Diner
glücklich bei den Knallbonbons angelangt! Das Mahl
war reich, der Tisch gut besetzt und es gab sogar
goldgeränderte Tischlcarten*). Fr. Karrer hat sie
ebenfalls gespendet. Wir drucken die unsrige neben-
bei ab, freuen uns, dass wir nicht stecken geblieben
sind und wünschen damit allerseits gesegnete Mahlzeit.
Nautilus.
*) Von Fl in-.rr gezeichnet mit launigen Versen von
ff. Boetticher, 2 lieihen von je 12 Stück, jede Reihe 1 Mark.
Aus der Schilderung von Sohilda, illustiirt von KLBUJiaOHBl..
KUNSTLITTERATUR UND KUNSTHANDEL
* Lichtdruckbilder aus den Altertümersammlungen in
Stuttgart. Die Vorstände der beiden Stuttgarter Altertümer-
sammlungen, des K. Kabinets und der Staatssammlung, haben
aus Anlass des Regierungsjubiläums des Königs von Württem-
berg eine mit Lichtdrucken ausgestattete Festschrift heraus-
gegeben, welche eine Auswahl der wertvollsten Stücke beider
Sammlungen aus dem Mittelalter und den neueren Zeiten in
trefflichen Abbildungen enthält. Der instruktive Text bietet
zunächst eine Geschichte der Sammlungen und sodann kurze
Erklärungen der abgebildeten Stücke.
* Baukunst und Bildncrei in Holland. Wir sind ge-
wohnt, nur in der Malerei die Kunst Hollands zu erblicken.
In dem eben erschienenen Werke von Dr. Georg Galland,
einem über 600 Seiten starken, reich illustrirten Oktavbande
(„Geschichte der holländischen Baukunst und Bildnerei im
Zeitalter der Renaissance, der nationalen Blüte und des
Klassicismus", Frankfurt a. M., H. Keller) wird diese Vor-
stellung wesentlich berichtigt und uns ein überraschendes
Bild der Architekturblüte und des bildnerischen Schaffens
von Altholland vorgeführt. Der Autor hat die Materialien
dazu in langjährigen Studien gesammelt und das Land selbst
bis in die kleinsten Orte sorgfältig durchforscht. In der Vor-
rede, in welcher er seine Mitarbeiter und Vorläufer aufzählt,
wird besonders warm des trefflichen, uns leider durch den
Tod allzu früh entrissenen Ewerbeck gedacht, der durch seine
vorzügliche Publikation über die Renaissance in Belgien und
Holland (Leipzig, Seemann) den Arbeiten Gallands vielfachen
Vorschub geleistet und ihm auch für die Illustration seines
Buches eine Anzahl prächtiger Vorlagen geboten hat. Auf
den Inhalt des umfassenden Gallandschen Werkes wird später
zurückzukommen sein. Wir wollen dasselbe hiermit nur der
Aufmerksamkeit der zahlreichen Freunde holländischer Kunst
bestens empfohlen haben.
* Buchers „Geschichte der technischen Künste" ist mit
der eben erschienenen 25. Lieferung beim Abschluss des
dritten Bandes angelangt. Die Lieferung enthält die Ge-
schichte der Textilkunst (Wirkerei, Weberei, Stickerei, Spitzen-
arbeit) vom frühesten Altertum bis in die neuere Zeit. Den
Schluss bilden Bemerkungen über die textile Hausindustrie.
Das Heft ist mit einer Auswahl vorzüglicher Abbildungen
textiler Muster aller Stile illustrirt.
NEUE KUNSTBLATTER UND BILDER-
WERKE.
— s. Photographien Magdeburger Baudenkmäler. Mit
Rücksicht auf die ausnehmend gesteigerte Bauthätigkeit in
Magdeburg, welche schon manches schöne und kunstgeschicht-
lich bemerkenswerte Gebäude niedergelegt hat, obwohl an
solchen nach Tillys gründlicher Zerstörung wahrlich kein
Überfluss ist, habender Magdeburger Architektenverein und
der Kunstgewerbeverein mit Unterstützung durch den Magistrat
jetzt ein Unternehmen ins Leben treten lassen, welches auf
den Beifall weiterer Kreise und auf die lobende Anerkennung
aller Kunstfreunde rechnen kann. Die wichtigsten Magde-
burger Baudenkmäler werden nämlich in vorzüglichen
Photographien aufgenommen und in Lichtdrucken verviel-
fältigt. Hierbei wird nichts Unbedeutendes berücksichtigt,
sondern nur die hervorragendsten Fassaden, deren die Stadt
namentlich aus dem Ende des 17. und dem Anfange des
18. Jahrhunderts viele und vorzügliche Beispiele edler Formen-
gebung im Profanbau aufzuweisen hat. Die erste Hälfte
des auf etwa 40 grosse Blätter veranschlagten Gesamtwerkes