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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 1.1889/​90

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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.3772#0259

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:

CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST

WIEN
Heugasse 58.

KÖLN
Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. I. Jahrgang.

1889/90.

Nr. 31. 24. Juli.

Die Kunstehronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Eud. Mosse u. s. w. an.

VOM ULMER MÜNSTER.

MIT ABBILDUNG.
Das von der Ulmer Einwohnerschaft längst vor-
bereitete Fest zur Vollendung ihres Münsterturmes,
ist vom 28. Juni bis 1. Juli, leider vom Wetter nicht
sehr begünstigt, unter grossem Andränge von Fremden
abgehalten worden.

Wohl sind es dreizehn Jahre, dass Ulm ein
Münsterfest gefeiert, und der Sänger desselben, Eduard
Paulus, mochte vielleicht nicht geahnt haben, dass
es mit dem Hauptturm so rasch gehe, wenn er am
13. Juni 1877 in der Markthalle zu Ulm sprach:
0 Stadt, du Perle unseres Schwabenlands,
Du Hüterin am blauen Donaustrome,
Einst lockst du mich zu neuem Festesglanz,
Dann winkst du mir mit ausgebautem Dome.

Ja, wenn wir jetzt von irgend einer Seite mit
dem Zuge nach Ulm hineinfahren, so winkt uns
schon bis in eine Entfernung von zehn Stunden der
vollendete stolze Bau in seiner erhabenen Grösse
grüssend entgegen und ein Hauch der alten Reichs-
stadt weht uns ums Haupt und lässt uns der Kraft-
leistung gedenken, die so ein Riesenmonument durch
Jahrhunderte hindurch forderte. Das ausgebaute
Münster wird darum auch für alle kommenden Ge-
schlechter ein Denkmal Ulmischer Grösse bilden.

Am Vorabend des Haupttages war Umzug der
Schuljugend und Beleuchtung des Münsters. Am
Sonntag trat unerbittliches Regenwetter ein, so dass
der Festzug verschoben werden musste und die un-
geheure Menschenmasse unter dem unvermeidlichen
Regendach sehr missleidig in den Strassen sich
herumtrieb oder die zahllosen Wirtschaftslokalitäten
bis auf den letzten Platz füllte.

Der Festzug am folgenden Tage war glückliche r-
weise vom Wetter begünstigt und verlief in wirk-
lich glänzender Weise. Man muss den Ulmern nach-
sagen, sie haben nicht allein ein besonderes Geschick
für derlei Aufführungen, sondern auch den nötigen
Opferwillen. Die prächtigen historisch genauen Ko-
stüme mussten Unsummen verschlingen und jeder
unterzog sich gerne den Anordnungen der Künstler,
der Herren Prof. Heyberger und Maler Füssler in
Ulm und der Maler Thöni und Bülirkn aus Mün-
chen. Die Idee des Zuges war folgende: derselbe
sollte ein Bild der Geschichte Ulms und seines Mün-
sters von der Grundsteinlegung an bis zur Voll-
endung in der Gegenwart geben. Die Generationen,
auf die seit fünf Jahrhunderten der hehre Bau
herabschaut, die interessantesten historischen Persön-
lichkeiten, die in Ulm aus- und eingingen, sollten
von den späten Enkeln dargestellt, noch einmal die
Pfade wandeln, die jene einst gewandelt sind.

Das 14. Jahrhundert wurde eröffnet durch einen
Kinderzug und die Klerisei mit den betreffenden
männlichen und weiblichen Orden, dann kamen Bürger-
meister und Rat, die Bürgerschaft, der Ulmiawagen
in Form eines Schiffes mit den allegorischen Ge-
stalten der Künste, es folgten Patrizier zu Fuss,
schliesslich die Zünfte, voran die Münsterbauleute.

Das 15. Jahrhundert brachte die kaufmännische
Seite des Ulmer Lebens zur Darstellung, einen Waren-
zug von Venedig kommend mit Reisigen mit allerlei
Tross und einem Wagen entgegenfahrender Kauf-
mannsfrauen, ferner einen gefangenen Raubritter, und
die Erzherzogin Mechthilde zu Pferd. Das 16. Jahr-
hundert brachte den Einzug Kaiser Karl V. in Ulm

2. September 1552 zur Anschauung, in dessen

am


 
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