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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 1.1889/​90

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Die Konkurrenz um das Kaiser Wilhelm-Denkmal in Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.3772#0087

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HEKAUSGEBEK:



CARL VON LUTZOW und

WIEN

Heugasse 58.

ARTHUR PABST

KÖLN
Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. I. Jahrgang.

1889/90.

Nr. 11. 2. Januar.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlieh dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein& Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.



DIE KONKURRENZ UM DAS KAISER
WILHELM-DENKMAL IN DÜSSELDORF.

Es ist leichter, den Rechten zu finden, der uns
ein gutes Denkmal schafft, als einen Platz, auf dem
es an seiner Stelle wäre, Der Mangel an architek-
tonisch abgeschlossenen Plätzen in Düsseldorf macht
die Frage, welcher davon zu wählen sei, ausser-
ordentlich schwierig. In solchem Falle zieht man
den „Sachverständigen" zu Rat und das ist nach der
nachgerade herrschend gewordenen Ansicht, der Ar-
chitekt. Ein eingehendes Gutachten hat sich für
den Schnittpunkt der Elberfelderstrasse und der
Allee ausgesprochen, so dass der Reiter dem Rhein
den Rücken wendet, und gleichzeitig daran die Be-
dingung geknüpft, dass die Bäume, welche die breite
Alleestrasse einfassen, nach dem Napoleonsberg zu
(oder gar auf der entgegengesetzten Seite) rasirt
werden. Die Begründung ist so subtil, dass die Mit-
teilung gespart werden kann. Natürlich klagt ein
grosser Teil der gebildeten Bevölkerung um die
armen Bäume. Dass aber der Platz auch in
jedem andern Betracht vollständig ungeeignet ist,
Jas hat bis jetzt nur ein anonymer Poet, der offenbar
mit den Musen der bildenden Kunst auf besserem
Sasse steht, als mit der Muse der Dichtkunst, schüch-
tern auszusprechen gewagt. Man denke sich als
■Hintergrund eines über Gebühr hohen Reiterdenk-
Wals eine Sackgasse, die an den Ecken von zwei
niedrigen, architektonisch armseligen Häusern flan-
kirt wird, sich beim dritten Hause um nahezu die
Hälfte verengt und mit einer rapiden Neigung ins
«la] fällt. Mau wird denn doch in Deutschland

suchen müssen, um einen ähnlichen Missgriff zu ent-
decken, wie der, den man hier unter Sanktion der
künstlerischen Autorität zu begehen bestens ent-
schlossen ist.

Aber wohin soll denn das Denkmal? Der
pietätlose Vorschlag, unseren grossen Peter, das
Wahrzeichen der Stadt, von seiner Stelle zu ent-
fernen, um für das Kaiserdenkmal Platz zu schaffen,
ist unter allgemeinem Murren gebührend abgelehnt
worden. Eine Anzahl gewichtiger Stimmen erklärt
sich für die Aufstellung vor der Kunsthalle. Ich
glaube, dass selbst die begeisterten Anhänger dieses
Vorschlages nicht ahnen, wie leicht die Mängel,
welche zur Zeit demselben entgegen stehen, zu be-
seitigen sind. Dem Platz vor der Kunsthalle, der
sonst alle Bedingungen erfüllt, die man an die gute
Wirkung eines Reiterdenkmals a priori knüpfen
möchte, fehlt der Zugang in der Achse desselben.
Die Kunsthalle giebt eine vortreffliche Hintergrund-
dekoration. Die Breitseiten, welche fast bei allen
Denkmälern dieser Art die eigentlich wirkungsvollen
sind und auch bei den prämiirten Entwürfen, bis
auf einen, am stärksten zur Geltung kommen, kön-
nen nicht besser in das Auge der Beschauer gestellt
werden, als es hier geschähe. Aber die Strasse, auf
der der Kunsthalle gegenüberliegenden Seite von
einem mit Gesträuch bestandenen Rasenstrich be-
grenzt, der gegen das Wasser steil abfällt, gestattet
dem Beschauer nicht, auf das Denkmal zuzugehen
und den Eindruck zu empfangen, der präsumtiv doch
eigentlich der bedeutendste sein sollte. Diesem Man-
gel ist aber leicht abzuhelfen. Man werfe, in der
Breite der Kimsthalienfront, ein ins Wasser weit
 
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