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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 1.1889/​90

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Frimmel, Theodor von: Eduard Bendemann
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.3772#0121

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229

Bücherschau.

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die grossen Verdienste des Meisters anerkennen und
zugestehen, dass die moderne deutsche Kunst in
Bendeinann einen ihrer Besten verloren hat.

TU. FEIMMEL.

BÜCHERSCHAU.
Italienische Forschungen zur Kunstgeschichte.

I. Band: S. Martin von Lucca und die Anfänge

der Toskanischen Skulptur irn Mittelalter von A.

Schmarsow. Breslau 1888, S. Schottländer. 248 S.

mit 7 Lichtdrucktafeln und 21 Zinkätzungen.
Der durch seine Forschungen auf dem Gebiete
der italienischen Renaissance bekannte Verfasser
wendet sich diesmal einer älteren Kunstperiode zu.
Anknüpfend an ein grösseres, bisher wenig berück-
sichtigtes Skulpturwerk des 13. Jahrhunderts, unter-
zieht er die Bildwerke und Bildner der ganzen ro-
manischen Epoche Toskanas einer eingehenden Be-
trachtung. Ein dankbares Unternehmen. Ist doch
gerade die italienische Plastik des Mittelalters noch
sehr der kritischen Sichtung bedürftig.

Das Denkmal, das den Kernpunkt der Unter-
suchung bildet, ist die Freigruppe des S. Martin mit
dem Bettler an der Vorhalle des Domes zu Lucca.
Alle, denen die Gruppe bekannt ist, werden mit dem
Verfasser darin übereinstimmen, dass sie die bis-
herige Geringschätzung keineswegs verdiene. Nur
Crowe und Cavalcaselle (D. Ausg. I, S. 102) und
Enrico Ridolfi (LArte in Lucca illustrata nella sua
cattedrale, p. 92; Guida di Lucca, p. 10) thun ihrer
Erwähnung. Erstere nennen die Gruppe ein Werk
des Guidectus von 1205, letzterer setzt sie in die
zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts, also gegen die
Datirung jener 150 Jahre und mehr differirend.
Schmarsow sucht nun auf methodischem Wege, mit
Hilfe gründlicher historischer Untersuchung und stil-
kritischer Betrachtung diese Streitfrage zu lösen. Es
wird die Baugeschichte des Domes, der Skulpturen-
schmuck desselben, wie der übrigen lucchesischen
und pistojesischen Kirchen untersucht; die Bildhauer,
die bis Niccolö Pisano hier thätig waren oder ge-
wesen sein könnten, werden gründlich berücksichtigt;
analoge Erscheinungen, wie norditalienische Reiter-
standbilder, herangezogen, sogar deutsche Bildwerke,
wie das Denkmal Konrads HJ. in Bamberg u. a.
in Vergleich gestellt; und so gelangt der Verfasser
schliesslich zu der Entscheidung, dass die Gruppe
der Mitte des 13. Jahrhunderts angehöre und wohl
dem unbekannten Meister, der die Monatsbilder und
die Martinsgeschichten am Hauptportal unter den
Operavorstehem Belenat und Aldibrand gearbeitet

hat, zuzuweisen sei. — In dem umfangreichen Schluss-
kapitel „S. Martin von Lucca und die Anfänge der
Skulptur in Toskana" wird eine Darstellung des
historischen Entwickelungsganges der romanischen
Skulptur entworfen, wie sie nach diesen Resultaten
sich darstellt.

Es ist begreiflich, dass eine auf so breiter
Grundlage fussende Betrachtung auch sonst man-
cherlei Neues und Beachtenswertes enthält. Wie
das Hauptdenkmal selbst, so werden auch die
dortigen Reliefs der Monatsbilder und der Martins-
legende einer eingehenden kritischen Besprechung
und Würdigung unterzogen (S. 92 ff.); mit Recht
fasst der Autor die in der darunter angebrachten
Inschrift gegebene Jahreszahl 1233 als Terminus
ante quem dafür, wie überhaupt die Baugeschichte
des Domes, die Ridolfi in seinem genannten Buche
„LArte in Lucca" auf Grund des Urkundenmaterials
des ausführlicheren behandelt hat, verschiedene Be-
richtigungen erfährt (S. 16, 23, 27, 112 und sonst).
Ebenso werden die Skulpturen des rechten Seiten-
portals, welche die Disputation des hl. Regulus mit
den Arianern und seine Enthauptung enthalten,
genau charakterisirt und eingeordnet (S. 105 ff.).
Interessant ist der Nachweis, dass an dem vielum-
strittenen Taufbecken in S. Frediano, vom Meister
Robertus, eine Jahreszahl gar nicht vorhanden (För-
ster giebt 1151 sogar im Facsimile!) und daher nur
eine stilkritische Einreihung möglich ist (S. 32 ff.).
Überhaupt hat das Buch durch die genauen Unter-
suchungen der Denkmäler an Ort und Stelle ein be-
sonderes Verdienst. Es werden eine Anzahl alter
Skulpturen aufgeführt, die bisher so gut wie unbe-
kannt waren, zum mindesten von der Forschung sehr
unbeachtet geblieben sind. So eine Madonna an
dem rechten Nebenportal von Sta. Maria Bianca
(Forisportam) in Lucca (S. 29 ff.); eine Kanzel, ein
Weihwasserbecken in der Pieve zuBrancoli (S.30ff.);
ganz neu ist die Nachricht von der Namensbezeich-
nung und Datirung dieses Beckens; ferner ein Tauf-
becken im Dom zu Calci (S. 206 ff.), ein Tympanon-
relief am Dom zu Berceto (S. 31 ff.). Die Skulpturen
an und in der Kathedrale von Borgo S. Donnino
(S. 239 ff.), am und im Baptisterium von Parma
(S. 235 ff), am und im Dom zu Modena (S. 235, 1)
etc. werden wenigstens in längeren Anmerkungen
ausführlicher bekannt gemacht. Auch bekanntere
Denkmäler empfangen genauere Beleuchtung und
Bestimmung, wie z. B. die Skulpturen des Nord-
portals am Baptisterium zu Pisa (S. 217 ff), einige
Arbeiten an und in der Pieve in Arezzo (S. 201 ff,
 
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