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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 1.1889/​90

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https://doi.org/10.11588/diglit.3772#0147

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.

Ankiindigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:

CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST

WIEN

Hengasse 58.

KÖLN

Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. I. Jahrgang.

1889/90.

Nr. 18. 6. März.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Kud. Mosse u. s. w. an.

AUS DÜSSELDORF.

Vor kurzem hat E. Schulte sein neues Aus-
stellungslokal eröffnet. Es sind im wesentlichen die
alten Räume, aber jetzt zu einer Gesamtheit vereinigt,
die nicht nur in Bezug auf Architektur und Deko-
ration einen ausserordentlich günstigen Eindruck
macht, sondern auch durch die eigentümlich male-
rische Gruppirung die Phantasie des Beschauers in
reizvollster Weise belebt. Der alte grosse Oberlicht-
saal mit dem nunmehr vervollständigten Friese von
Max Hess nach Thorwaldsens Alexanderzug öffnet
sich durGh eine würdevolle Säulenstellung über
mehreren Stufen gegen einen Zwischenraum, der
durch einen mächtigen, den Saal verdoppelnden
Spiegel seinen Abschluss erhält. Zur Linken führt
eine breite, mit schmiedeeisernem Geländer und
Teppichen in geschmackvoller Weise ausgestattete
Freitreppe zwischen Säulen hindurch zu einem etwas
kleineren Oberlichtraum, dessen Voute in heller Re-
naissanceornamentik einige dunkle Künstlerbüsten
zeigt. Die Wand zur Linken der Treppe ist weg-
gebrochen. Die dafür tragende niedrige Säulenstellung
mit glücklich angeordnetem Altan und schmiede-
eiserner Brustwehr gewährt die Aussicht auf den
darunter liegenden grossen Saal mit den funkelnden
Bildern und die durcheinander wogenden Menschen.
Das Entree und der erste niedrige Oberlichtraum
sind unverändert geblieben. So empfängt uns ein
Ensemble, zu dem wir dem Besitzer nur ebenso sehr
wie den leitenden Architekten Jakobs und Wehling
Glück wünschen können.

Nun aber die Ausstellung selbst, die Anhäufung

kostbarster-Schätze in diesen prächtigen Behältern!
Der erste Raum ist den Aquarell- und Pastellmalereien
und den Zeichnungen reservirt. Da finden wir vor
allem die mit dem ersten Preise gekrönten Entwürfe
zum Kaiser Wilhelm-Denkmal in Berlin von Schmitz
und Rettich und Pfann, und mirabile dictu die Düssel-
dorfer finden mit Erstaunen in dem Entwurf der
letzteren den hier mit dem ersten Preise gekrönten
Entwurf zum hiesigen Kaiser Wilhelm-Denkmal von
Carl Janssen wieder, nur in sehr viel glücklicheren
Verhältnissen und sehr viel geschickterer und ge-
schmackvollerer Anordnung der allegorischen Figuren.
Hier ist der Beweis erbracht: zwei Künstler können
gleichzeitig und unabhängig voneinander denselben
Gedanken haben. Eine für die Methodik der älteren
Kunstgeschichte beherzigenswerte Thatsache! — Als
besonders anziehend hebe ich nur ein weibliches
Kinderporträt in Pastell von Paul Nauen hervor:
seit langer Zeit der erste in Düsseldorf, dem diese
Technik geläufig ist. Freilich kommt Nauen auch
von München. Da weiss man, dass bunte Stifte nicht
wie Ölfarben mit dem Pinsel behandelt werden dürfen.
Hier wird sogar das Pastell pastos gemauert. Nauens
Bild ist wie hingehaucht und dabei fest und körper-
lich in den Formen, die Haare geradezu von täuschen-
der Stofflichkeit. Derselbe Künstler hat auch noch das
Bildnis eines alten Herrn (lebensgrosses Kniestück
in Öl) ausgestellt und dürfte damit den Herren von
der Konkurrenz das Leben sauer machen. Ein etwas
knitterndes Zuviel kommt wohl auf Rechnung der
verführenden Mannigfaltigkeit in dem Detail eines
charakteristischen alten Männerkopfs.

Nauen hat erst vor kürzerer Zeit seinen früheren
 
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