149 Neue Forschungen auf dem Gebiete der holländischen Kunstgeschichte. — Neue Kunstblätter u. Bilderwerke. 150
nannt werden! — Von grösserer Bedeutung ist ein
kurzer Beitrag von J. C. Ä. Ilezcmans über Hierony-
ruus van Aken wegen einiger archivalischen Notizen.
und die Studie des Grafen Nablus über die beiden
Nurnismatiker Andries und Gerrit Scboeniaker. —
Das Ediren von alten Inventaren ist immer lobens-
wert. J. H. Hofman giebt uns ein Inventar des
Schlosses Batestein, Sitz der ansehnlichen Familie
van Brederode. Nur bemerken wir, dass der Inven-
tarisator leider mehr Wert legte auf die Bezeich-
nungen, welche sich auf Betttüchern vorfanden, als
auf bezeichneten Gemälden. — Ein weit interessan-
teres Inventar ist dasjenige eines Bürgers, welches
Henri Hymans im zweiten Jahrgange publizirt. Es
gilt hier Melchior Wyntgens, den jedermann, der mit
v. Mander vertraut ist, kennt. Der Münzmeister von
Zeeland hatte sich in Middelburg ein ausgewähltes
Kabinet gesammelt, und fortwährend nennt v. Mander
Bilder aus seiner Sammlung. Im Jahre 1612 siedelte
er mit seinen Bildern nach Brüssel über. Aus
Gründen, die noch nicht ganz klar gelegt sind, wurde
er am 6. Mai 1618 verhaftet, nachdem er den Tag
vorher seine Sammlung hatte inventarisiren lassen.
Wir seilen aus der langen Liste, dass manches Neue
hinzugekommen, manches von v. Mander genannte
Bild aber nicht mehr da war. Verschiedene Be-
merkungen in dem sehr ausführlichen Inventar, von
Herrn Hymans mit wertvollen Notizen bereichert,
machen dieses hochwichtig für die Kunst des 16. Jahr-
hunderts.
Die Herausgabe von illustrirten Prachtwerken
auf unserm Gebiete gehört in Holland zu den Selten-
heiten, und wenn einmal ein Kunsthistoriker dazu
kommt, dient ihm meistens eine fremde Sprache.
Um so mehr müssen wir Herrn C. Ed. Taurel dafür
Dank wissen, dass er ein Sammelwerk „Oud en
Nieuw" zu ediren unternommen hat. Drei Liefe-
rungen davon sind erschienen und einige Beiträge
sind einer Besprechung sehr würdig. Für die Ge-
schichte der mittelalterlichen Kunst in Holland ist
noch so ziemlich alles zu thun. Hier finden wir
nun eine erschöpfende Monographie von Bruinvis in
Alkmaar über die St. Lorenzkirche daselbst, einen
gotischen Prachtbau aus der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts, die eine Lücke glänzend ausfüllt.
Ein Stich des Herausgebers nach einem Bilde von
Bosboom ziert die kunsthistorisch wichtige Studie
des Alkmaarer Kunstfreundes. — Ebenso wie die
Kunst des Mittelalters in Holland vernachlässigt
worden ist, wenn auch schon Wolfram von Eschen-
bach auf die Bedeutung derselben hingewiesen hat,
so ist auch die Kunst des 18. Jahrhunderts zu viel
als Kunst des Verfalls gebrandmarkt. Es ist wahr,
man suche unter der Allongeperücke oder dem Zopf
keinen Rembrandt und Quellinus, aber Künstler wie
Jacob de Wit behalten dessenungeachtet ihre Be-
deutung. Von seiner Hand hat A. G. Steelink einen
sehr geschmackvollen Plafond „Das Erwachen des
Tages" für diese Publikation gestochen, und Taureis
Text ist voll neuer archivalischer Berichte über den
Künstler. Andere kleinere Beiträge seien hier nicht
erwähnt. Sprechen wir nur die Hoffnung aus, dass
Taureis Streben, zu wenig bekannte merkwürdige
Kunstprodukte in getreuer Reproduktion und mit er-
klärendem Text dem Publikum in anziehender Weise
vorzuführen, Anerkennung finden möge, und dass
uns noch oft die Gelegenheit geboten werde, dieses
Sammelwerk hier zu besprechen!
Schliesslich muss die kürzlich erschienene dritte
Lieferung von „Oud-Holland" erwähnt werden. Darin
finden wir eine kurze, doch inhaltsreiche Studie von
Dr. Bredius über Pieter de Iloogh, Wir ersehen
daraus, dass Havards Biographie des grossen Künst-
lers völlig wertlos ist. Statt dessen unzuverlässigen
Notizen erhalten wir hier mit Aktenstücken doku-
mentirtes Material. — Herr Lionel Cust in London
teilt einiges mit über den Goldschmied Arent von
Boltcn in Zwolle. Ein Selbstbildnis dieses bedeu-
tenden und noch ziemlich unbekannten Künstlers
ziert den Beitrag. — Auch ein Stammbuch des
friesischen Malers Wybrand de Geest, Rembrandts
Schwager, ist von Herrn C. Hofstede de Groot publi-
zirt, leider sehr mangelhaft. Wir lesen, dass Cra-
betb, Bramer, Poelenborgh und andere Künstler das
Buch mit Inschriften bereichert haben, und die In-
schriften selber erfahren wir nicht. Für deutsche
Literaturhistoriker ist vielleicht die Bemerkung
wichtig, dass Johann Laureuiberg am 27. Juli 1615
in Paris einen lateinischen Spruch hineinschrieb.
Rotterdam. R W. MOES.
NEUE KUNSTBLÄTTER UND BILDER-
WERKE.
x. Ein farbiger Holzschnitt nach der Madonna Della
Stella von Fra Angelico, ausgeführt von Ii. u. IL Knö/Icr
ist im Verlage von J. Schmidt in Florenz, Via Tornabuoni
erschienen. Als Gegenstück dazu kam gleichzeitig die Dar-
stellung eines Engels in grünem Gewände mit einer Trom-
pete in der Rechten, vom gleichen Meister herrührend, in der-
selben Technik heraus. Beide Gegenstände sind, auf Gold-
druck stehend, vorzüglich ausgeführt und entsprechen den
höchsten Anforderungen. Nicht ganz so wohl gelungen ist
die Heliogravüre, welche kürzlich von J. Schmidt in Floren/,
veröffentlicht wurde nach dem bekannten Engel von Lionardo
auf der Taufe desVerrochio. Sie ist etwas unruhig und flockig
nannt werden! — Von grösserer Bedeutung ist ein
kurzer Beitrag von J. C. Ä. Ilezcmans über Hierony-
ruus van Aken wegen einiger archivalischen Notizen.
und die Studie des Grafen Nablus über die beiden
Nurnismatiker Andries und Gerrit Scboeniaker. —
Das Ediren von alten Inventaren ist immer lobens-
wert. J. H. Hofman giebt uns ein Inventar des
Schlosses Batestein, Sitz der ansehnlichen Familie
van Brederode. Nur bemerken wir, dass der Inven-
tarisator leider mehr Wert legte auf die Bezeich-
nungen, welche sich auf Betttüchern vorfanden, als
auf bezeichneten Gemälden. — Ein weit interessan-
teres Inventar ist dasjenige eines Bürgers, welches
Henri Hymans im zweiten Jahrgange publizirt. Es
gilt hier Melchior Wyntgens, den jedermann, der mit
v. Mander vertraut ist, kennt. Der Münzmeister von
Zeeland hatte sich in Middelburg ein ausgewähltes
Kabinet gesammelt, und fortwährend nennt v. Mander
Bilder aus seiner Sammlung. Im Jahre 1612 siedelte
er mit seinen Bildern nach Brüssel über. Aus
Gründen, die noch nicht ganz klar gelegt sind, wurde
er am 6. Mai 1618 verhaftet, nachdem er den Tag
vorher seine Sammlung hatte inventarisiren lassen.
Wir seilen aus der langen Liste, dass manches Neue
hinzugekommen, manches von v. Mander genannte
Bild aber nicht mehr da war. Verschiedene Be-
merkungen in dem sehr ausführlichen Inventar, von
Herrn Hymans mit wertvollen Notizen bereichert,
machen dieses hochwichtig für die Kunst des 16. Jahr-
hunderts.
Die Herausgabe von illustrirten Prachtwerken
auf unserm Gebiete gehört in Holland zu den Selten-
heiten, und wenn einmal ein Kunsthistoriker dazu
kommt, dient ihm meistens eine fremde Sprache.
Um so mehr müssen wir Herrn C. Ed. Taurel dafür
Dank wissen, dass er ein Sammelwerk „Oud en
Nieuw" zu ediren unternommen hat. Drei Liefe-
rungen davon sind erschienen und einige Beiträge
sind einer Besprechung sehr würdig. Für die Ge-
schichte der mittelalterlichen Kunst in Holland ist
noch so ziemlich alles zu thun. Hier finden wir
nun eine erschöpfende Monographie von Bruinvis in
Alkmaar über die St. Lorenzkirche daselbst, einen
gotischen Prachtbau aus der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts, die eine Lücke glänzend ausfüllt.
Ein Stich des Herausgebers nach einem Bilde von
Bosboom ziert die kunsthistorisch wichtige Studie
des Alkmaarer Kunstfreundes. — Ebenso wie die
Kunst des Mittelalters in Holland vernachlässigt
worden ist, wenn auch schon Wolfram von Eschen-
bach auf die Bedeutung derselben hingewiesen hat,
so ist auch die Kunst des 18. Jahrhunderts zu viel
als Kunst des Verfalls gebrandmarkt. Es ist wahr,
man suche unter der Allongeperücke oder dem Zopf
keinen Rembrandt und Quellinus, aber Künstler wie
Jacob de Wit behalten dessenungeachtet ihre Be-
deutung. Von seiner Hand hat A. G. Steelink einen
sehr geschmackvollen Plafond „Das Erwachen des
Tages" für diese Publikation gestochen, und Taureis
Text ist voll neuer archivalischer Berichte über den
Künstler. Andere kleinere Beiträge seien hier nicht
erwähnt. Sprechen wir nur die Hoffnung aus, dass
Taureis Streben, zu wenig bekannte merkwürdige
Kunstprodukte in getreuer Reproduktion und mit er-
klärendem Text dem Publikum in anziehender Weise
vorzuführen, Anerkennung finden möge, und dass
uns noch oft die Gelegenheit geboten werde, dieses
Sammelwerk hier zu besprechen!
Schliesslich muss die kürzlich erschienene dritte
Lieferung von „Oud-Holland" erwähnt werden. Darin
finden wir eine kurze, doch inhaltsreiche Studie von
Dr. Bredius über Pieter de Iloogh, Wir ersehen
daraus, dass Havards Biographie des grossen Künst-
lers völlig wertlos ist. Statt dessen unzuverlässigen
Notizen erhalten wir hier mit Aktenstücken doku-
mentirtes Material. — Herr Lionel Cust in London
teilt einiges mit über den Goldschmied Arent von
Boltcn in Zwolle. Ein Selbstbildnis dieses bedeu-
tenden und noch ziemlich unbekannten Künstlers
ziert den Beitrag. — Auch ein Stammbuch des
friesischen Malers Wybrand de Geest, Rembrandts
Schwager, ist von Herrn C. Hofstede de Groot publi-
zirt, leider sehr mangelhaft. Wir lesen, dass Cra-
betb, Bramer, Poelenborgh und andere Künstler das
Buch mit Inschriften bereichert haben, und die In-
schriften selber erfahren wir nicht. Für deutsche
Literaturhistoriker ist vielleicht die Bemerkung
wichtig, dass Johann Laureuiberg am 27. Juli 1615
in Paris einen lateinischen Spruch hineinschrieb.
Rotterdam. R W. MOES.
NEUE KUNSTBLÄTTER UND BILDER-
WERKE.
x. Ein farbiger Holzschnitt nach der Madonna Della
Stella von Fra Angelico, ausgeführt von Ii. u. IL Knö/Icr
ist im Verlage von J. Schmidt in Florenz, Via Tornabuoni
erschienen. Als Gegenstück dazu kam gleichzeitig die Dar-
stellung eines Engels in grünem Gewände mit einer Trom-
pete in der Rechten, vom gleichen Meister herrührend, in der-
selben Technik heraus. Beide Gegenstände sind, auf Gold-
druck stehend, vorzüglich ausgeführt und entsprechen den
höchsten Anforderungen. Nicht ganz so wohl gelungen ist
die Heliogravüre, welche kürzlich von J. Schmidt in Floren/,
veröffentlicht wurde nach dem bekannten Engel von Lionardo
auf der Taufe desVerrochio. Sie ist etwas unruhig und flockig