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Neue Denkmäler. — Vermischte Nachrichten. — Vom Kunstmarkt.
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NEUE DENKMALER.
O Die Angelegenheit des Nationcddenhnals für Kaiser
Wilhelm I. scheint in ein neues Stadium getreten zu sein.
Wie verschiedene mit Regierungskreisen in Fühlung stehende.
Blätter zu melden wissen, wird dem Reichstage damnächst
eine neue Vorlage zugehen, welche eine abermalige Konkur-
renz zum Zwecke hat, für welche die Schlossfreiheit als de-
finitiver Standplatz anzunehmen ist. Für diesen Platz hat
sich, wie bekannt, der Kaiser ausgesprochen, während das
Preisgericht keines der Projekte ausgezeichnet hat. welche
die Schlossfreiheit gewählt haben.
— Aus Braunsckweig. Die Arbeiten zu dem an der
Todestätte des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig-
Oels bei Quatrebras zu errichtenden Denkmal werden so ge-
fördert, dass die Enthüllung desselben am 16 Juni nächsten
Jahres, dem 75. Gedenktage der Schlacht, erfolgen kann. Das
vom Bildhauer Götting in Braunschweig ausgeführte Modell
des Löwen, welcher das Denkmal krönen wird, ist vor eini-
gen Tagen bereits der Wilhelmshütte bei Seesen zum Guss
übergeben worden. Der Löwe steht aufgerichtet zum Kampfe
bereit da, den rechten Vorderfuss auf einen Wappenschild
mit dem braunschweigischen springenden Ross gestützt.
Gleichzeitig vorbereitet wird der Guss des grossen Reliefs,
welches für die Hauptseite des Denkmals bestimmt und vom
Bildhauer Hermann Strümpell hierselbst modellirt ist. Das-
selbe zeigt in einer Umrahmung im Renaissancegeschmack
das Reliefporträt des Herzogs ohne Bart und in der Feld-
mütze vom Jahre 1813. Das Bildnis ist von Lorbeerzweigen
umschlungen, über denselben ist das bekannte Feldzeichen
des „schwarzen Corps" von 1809, der Totenkopf, angebracht.
*** Denkmälerchronik. Am 31. Oktober ist das von
Früx Schaper geschaffene Lutherdenkmal in Erfurt enthüllt
worden. — Die Einweihung des Denkmals des Kurfürsten
Joachim H. von Brandenburg, welches demselben zur Er-
innerung an die Einführung der Reformation in die Mark
Brandenburg (1539) vor der Nikolaikirche in Spandau er-
richtet worden ist, hat am 1. November stattgefunden. Der
Schöpfer des Denkmals, dessen künstlerischer Teil aus der
drei Meter hohen Bronzestatue des Kurfürsten und drei bron-
zenen Sockelreliefs besteht, Prof. Erdmann Enclx, erhielt den
Krouenorden 3. Klasse — Der Ausschuss für Errichtung eines
Kaiser-Wilhelm-Denkmals auf dem Kyffhäuscr hat ein Preis-
ausschreiben erlassen, welches Künstler, die Angehörige des
deutschen Reiches sind, zum Wettbewerbe auffordert. Dem
Programm entnehmen wir, dass jeder Bewerber die Ver-
pflichtung übernimmt, das Denkmal an Ort und Stelle für
den Höchstbetrag von 400000 Mark auszuführen. Die Her-
stellungskosten für die Umgebung des Denkmals sind in
dieser Summe nicht einbegriffen. Die Einlieferung der Ent-
würfe hat in Berlin bis 1. Juni 1890 abends 6 Uhr zu er-
folgen. Für die drei nach dem Urteil des Preisgerichtes
besten Entwürfe werden ausgesetzt: ein erster Preis von
6000 M., ein zweiter von 4000 und ein dritter Preis von
3000 M. Ausserdem steht es dem geschäftsführenden Aus-
schusse frei, weitere von dem Preisgerichte zum Ankauf
empfohlene Entwürfe für den Preis von je 2000 M. anzu-
kaufen. Die Prüfung der Wettbewerbsfähigkeit der Ent-
würfe und die Zuerkennung der Preise erfolgt durch das aus
nachstehenden Herren zusammengesetzte Preisgericht: Fürst!.
Schwarzburg. Staatsminister v. Starck-Rudolstadt und Fürstl.
Schwarzburg. Oberforstmeister, beauftragt mit den Geschäften
des Hofmarschallamts, Freiherr von Ketelhodt-Rudolstadt,
beide in Vertretung des Protektors des Unternehmens, Für-
sten zu Schwarzburg-Rudolstadt, Oberst z. D. von Elpons-
Berlin, Premierlieutenant d. Res. Dr. A. Westphal - Berlin,
Stadtverordneter Diersch-Berlin; ferner Bildhauer Prof. R.
Dietz-Dresden, Baudirektor Prof. Dr. Durm-Karlsruhe, Bild-
hauer Prof. S. Eberle-München, Historienmaler Prof. F.
Geselschap-Berlin, Geheimer Oberregierungsrat und Direktor
der Nationalgalerie Dr. Jordan-Berlin, Oberbaurat Dr. von
Leins-Stuttgart, Bildhauer Prof. R. Siemering-Berlin. Nach
der Entscheidung des Preisgerichts findet eine öffentliche Aus-
stellung der Entwürfe statt.
VERMISCHTE NACHRICHTEN.
x. — Wilhelm von Kaulbachs Karton der Schlacht von
Salamis ist in Besitz des Kaisers Wilhelm übergegangen.
Der Kaiser hat an die Witwe aus Konstantinopel folgendes
Telegramm gerichtet: „Ich erfahre soeben von dem beab-
sichtigten Verkaufe des Originals der Schlacht von Salamis.
Falls diese Angabe zutreffend ist, bitte ich, das Bild als mir
gehörig zu betrachten und an mich nach Berlin zu schicken.
Ich erwarte Drahtantwort. Wilhelm." (Münch. N. Nachr.)
x.— Das Volhsthcater in Worms wird voraussichtlich
noch im Laufe des Novembers feierlich eröffnet werden. Der
mit einem Kostenaufwande von 540000 M. von der Stadt
ausgeführte Bau, ist durch seine originelle Bühneneinrich-
tung bemerkenswert, insofern einerseits ohne alle Dekoration
gespielt werden kann, andererseits für die Herrichtung einer
gewöhnlichen Bühne ein ganz eigentümliches Verfahren
eingeschlagen worden ist. Wir werden in einem ausfuhr-
führlichen Aufsatz demnächst auf den Gegenstand zurück-
kommen.
VOM KUNSTMARKT.
x. — Frankfurter Kitnstaiddion. Am 19. Nov. findet
im Frankfurter Kunstverein die Versteigerung der Gemälde-
sammlung des verstorbenen Dr. med. E. Robcrth unter Lei-
tung des Inspektors Kohlbacher statt. Es sind im Kataloge
45 alte und 20 neue Bilder verzeichnet.
x. — Berliner Kunstaiddionen. Am 19. November ver-
steigert die Firma K. Lepke in Berlin eine Reihe von Ölge-
gemälden, Pastellen, Aquarellen, Fresken alter Meister, aus
den Magazinen der kgl. Museen in Berlin, 181 an der Zahl;
am 20. November eine Anzahl kunstgewerblicher Gegen-
stände aus Elfenbein, Holz, Silber, Bronze u. s. w. eben-
daher. Der zweite Katalog hat 20ü Nummern und weist
zwei Lichtdrucke auf.
x. — Berliner Kumtauldion. Am 26. November bringt
die Firma R. Lcpke in Berlin die Galerie Reimann unter den
Hammer, eine Sammlung von auserlesenen modernen Ge-
mälden. Der Bedeutung der Sammlung gemäss ist der Kata-
log mit 16 vorzüglichen Lichtdrucken ausgestattet, welche
die hervorragendsten Stücke der Sammlung wiedergeben.
Werke von Andr. Achenbach, Karl Becker, G. Bleibtreu
(Napoleon nach der Schlacht bei Waterloo), de Haas, Ed.
Hildebrandt, Ch. Hoguet, Fritz Kaulbach, L. Knaus, Koek-
koek, Joh. Kretzschmer, O. E. Koerner, Aug. W. Leu, Ad.
Lier, Vautier, Wilh. Wider sind durch Abbildungen wieder-
gegeben, aus denen man erkennen kann, dass es fast durch-
weg Musterstücke dieser Meister sind. Endlich ist noch eine
kostbare geschnitzte Elfenbeinschale von 75x64 cm Grösse
zu bemerken, welche zwölf figurenreiche, mythologische
Scenen in Hochrelief enthält. Die Sammlung beansprucht
um ihrer Vorzüglichkeit willen das lebhafteste Interesse aller
Sammler.
Neue Denkmäler. — Vermischte Nachrichten. — Vom Kunstmarkt.
76
NEUE DENKMALER.
O Die Angelegenheit des Nationcddenhnals für Kaiser
Wilhelm I. scheint in ein neues Stadium getreten zu sein.
Wie verschiedene mit Regierungskreisen in Fühlung stehende.
Blätter zu melden wissen, wird dem Reichstage damnächst
eine neue Vorlage zugehen, welche eine abermalige Konkur-
renz zum Zwecke hat, für welche die Schlossfreiheit als de-
finitiver Standplatz anzunehmen ist. Für diesen Platz hat
sich, wie bekannt, der Kaiser ausgesprochen, während das
Preisgericht keines der Projekte ausgezeichnet hat. welche
die Schlossfreiheit gewählt haben.
— Aus Braunsckweig. Die Arbeiten zu dem an der
Todestätte des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig-
Oels bei Quatrebras zu errichtenden Denkmal werden so ge-
fördert, dass die Enthüllung desselben am 16 Juni nächsten
Jahres, dem 75. Gedenktage der Schlacht, erfolgen kann. Das
vom Bildhauer Götting in Braunschweig ausgeführte Modell
des Löwen, welcher das Denkmal krönen wird, ist vor eini-
gen Tagen bereits der Wilhelmshütte bei Seesen zum Guss
übergeben worden. Der Löwe steht aufgerichtet zum Kampfe
bereit da, den rechten Vorderfuss auf einen Wappenschild
mit dem braunschweigischen springenden Ross gestützt.
Gleichzeitig vorbereitet wird der Guss des grossen Reliefs,
welches für die Hauptseite des Denkmals bestimmt und vom
Bildhauer Hermann Strümpell hierselbst modellirt ist. Das-
selbe zeigt in einer Umrahmung im Renaissancegeschmack
das Reliefporträt des Herzogs ohne Bart und in der Feld-
mütze vom Jahre 1813. Das Bildnis ist von Lorbeerzweigen
umschlungen, über denselben ist das bekannte Feldzeichen
des „schwarzen Corps" von 1809, der Totenkopf, angebracht.
*** Denkmälerchronik. Am 31. Oktober ist das von
Früx Schaper geschaffene Lutherdenkmal in Erfurt enthüllt
worden. — Die Einweihung des Denkmals des Kurfürsten
Joachim H. von Brandenburg, welches demselben zur Er-
innerung an die Einführung der Reformation in die Mark
Brandenburg (1539) vor der Nikolaikirche in Spandau er-
richtet worden ist, hat am 1. November stattgefunden. Der
Schöpfer des Denkmals, dessen künstlerischer Teil aus der
drei Meter hohen Bronzestatue des Kurfürsten und drei bron-
zenen Sockelreliefs besteht, Prof. Erdmann Enclx, erhielt den
Krouenorden 3. Klasse — Der Ausschuss für Errichtung eines
Kaiser-Wilhelm-Denkmals auf dem Kyffhäuscr hat ein Preis-
ausschreiben erlassen, welches Künstler, die Angehörige des
deutschen Reiches sind, zum Wettbewerbe auffordert. Dem
Programm entnehmen wir, dass jeder Bewerber die Ver-
pflichtung übernimmt, das Denkmal an Ort und Stelle für
den Höchstbetrag von 400000 Mark auszuführen. Die Her-
stellungskosten für die Umgebung des Denkmals sind in
dieser Summe nicht einbegriffen. Die Einlieferung der Ent-
würfe hat in Berlin bis 1. Juni 1890 abends 6 Uhr zu er-
folgen. Für die drei nach dem Urteil des Preisgerichtes
besten Entwürfe werden ausgesetzt: ein erster Preis von
6000 M., ein zweiter von 4000 und ein dritter Preis von
3000 M. Ausserdem steht es dem geschäftsführenden Aus-
schusse frei, weitere von dem Preisgerichte zum Ankauf
empfohlene Entwürfe für den Preis von je 2000 M. anzu-
kaufen. Die Prüfung der Wettbewerbsfähigkeit der Ent-
würfe und die Zuerkennung der Preise erfolgt durch das aus
nachstehenden Herren zusammengesetzte Preisgericht: Fürst!.
Schwarzburg. Staatsminister v. Starck-Rudolstadt und Fürstl.
Schwarzburg. Oberforstmeister, beauftragt mit den Geschäften
des Hofmarschallamts, Freiherr von Ketelhodt-Rudolstadt,
beide in Vertretung des Protektors des Unternehmens, Für-
sten zu Schwarzburg-Rudolstadt, Oberst z. D. von Elpons-
Berlin, Premierlieutenant d. Res. Dr. A. Westphal - Berlin,
Stadtverordneter Diersch-Berlin; ferner Bildhauer Prof. R.
Dietz-Dresden, Baudirektor Prof. Dr. Durm-Karlsruhe, Bild-
hauer Prof. S. Eberle-München, Historienmaler Prof. F.
Geselschap-Berlin, Geheimer Oberregierungsrat und Direktor
der Nationalgalerie Dr. Jordan-Berlin, Oberbaurat Dr. von
Leins-Stuttgart, Bildhauer Prof. R. Siemering-Berlin. Nach
der Entscheidung des Preisgerichts findet eine öffentliche Aus-
stellung der Entwürfe statt.
VERMISCHTE NACHRICHTEN.
x. — Wilhelm von Kaulbachs Karton der Schlacht von
Salamis ist in Besitz des Kaisers Wilhelm übergegangen.
Der Kaiser hat an die Witwe aus Konstantinopel folgendes
Telegramm gerichtet: „Ich erfahre soeben von dem beab-
sichtigten Verkaufe des Originals der Schlacht von Salamis.
Falls diese Angabe zutreffend ist, bitte ich, das Bild als mir
gehörig zu betrachten und an mich nach Berlin zu schicken.
Ich erwarte Drahtantwort. Wilhelm." (Münch. N. Nachr.)
x.— Das Volhsthcater in Worms wird voraussichtlich
noch im Laufe des Novembers feierlich eröffnet werden. Der
mit einem Kostenaufwande von 540000 M. von der Stadt
ausgeführte Bau, ist durch seine originelle Bühneneinrich-
tung bemerkenswert, insofern einerseits ohne alle Dekoration
gespielt werden kann, andererseits für die Herrichtung einer
gewöhnlichen Bühne ein ganz eigentümliches Verfahren
eingeschlagen worden ist. Wir werden in einem ausfuhr-
führlichen Aufsatz demnächst auf den Gegenstand zurück-
kommen.
VOM KUNSTMARKT.
x. — Frankfurter Kitnstaiddion. Am 19. Nov. findet
im Frankfurter Kunstverein die Versteigerung der Gemälde-
sammlung des verstorbenen Dr. med. E. Robcrth unter Lei-
tung des Inspektors Kohlbacher statt. Es sind im Kataloge
45 alte und 20 neue Bilder verzeichnet.
x. — Berliner Kunstaiddionen. Am 19. November ver-
steigert die Firma K. Lepke in Berlin eine Reihe von Ölge-
gemälden, Pastellen, Aquarellen, Fresken alter Meister, aus
den Magazinen der kgl. Museen in Berlin, 181 an der Zahl;
am 20. November eine Anzahl kunstgewerblicher Gegen-
stände aus Elfenbein, Holz, Silber, Bronze u. s. w. eben-
daher. Der zweite Katalog hat 20ü Nummern und weist
zwei Lichtdrucke auf.
x. — Berliner Kumtauldion. Am 26. November bringt
die Firma R. Lcpke in Berlin die Galerie Reimann unter den
Hammer, eine Sammlung von auserlesenen modernen Ge-
mälden. Der Bedeutung der Sammlung gemäss ist der Kata-
log mit 16 vorzüglichen Lichtdrucken ausgestattet, welche
die hervorragendsten Stücke der Sammlung wiedergeben.
Werke von Andr. Achenbach, Karl Becker, G. Bleibtreu
(Napoleon nach der Schlacht bei Waterloo), de Haas, Ed.
Hildebrandt, Ch. Hoguet, Fritz Kaulbach, L. Knaus, Koek-
koek, Joh. Kretzschmer, O. E. Koerner, Aug. W. Leu, Ad.
Lier, Vautier, Wilh. Wider sind durch Abbildungen wieder-
gegeben, aus denen man erkennen kann, dass es fast durch-
weg Musterstücke dieser Meister sind. Endlich ist noch eine
kostbare geschnitzte Elfenbeinschale von 75x64 cm Grösse
zu bemerken, welche zwölf figurenreiche, mythologische
Scenen in Hochrelief enthält. Die Sammlung beansprucht
um ihrer Vorzüglichkeit willen das lebhafteste Interesse aller
Sammler.