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Personalnacbrichten-. — Sammlungen und Ausstellungen. — Neue Denkmäler. — Vermischte Nachrichten.
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PERSONALNACHRICHTEN.
= tt. Köln. Hofrat Aldenhoven in Gotha ist zum Kon-
servator des hiesigen Wallraf-Richartz-Museums ernannt wor-
den. Unser neuer Konservator steht im 47. Lebensjahre und
hat mit grosser Rührigkeit und Sachkenntnis die Kunstsamm-
lungen des herzoglich koburgischen Hofes, welche früher sy-
stemlos angehäuft waren, auf die an ein modernes Museum
zu stellende Höhe gebracht.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
— tt. Das Kestner-Museum in Hannover wurde am
9. November eröffnet. Die Baukosten von 400000 Mark
wurden zu einem Viertel von Herrn Kestner und zu drei
Viertel aus Staatsmitteln bestritten. Die interessante Samm-
lung dieses neuen Museums hat sich die Aufgabe gestellt,
6einen derzeitigen wertvollen Bestand an Kleinkunst des
Altertums, Mittelalters und der Neuzeit durch weitere Er-
werbungen auf dem kunstgewerblichen Gebiete fortzusetzen
und zu vervollständigen.
O. M. Im Kunstgewerbemuseum xu Berlin ist soeben
eine Sonderausstellung der Neuerwerbungen der letzten Mo-
nate eröffnet worden, unter denen sich u. a. eine Sammlung
orientalischer Fliesen und Stoffe. Metallarbeiten des Mittel-
alters und der Renaissance und eine grössere Kollektion
chinesischer Arbeiten befinden. — In der oberen Galerie des
Lichthofes sind femer zur Ausstellung gelangt: Arbeiten in
Leder, Bronze und Silber aus der Kunstwerkstatt von
Sirschwald, dem Inhaber des Magazins für deutsches Kunst-
gewerbe, darunter ein Wandschirm in Leder, Blau und Silber
von ungewöhnlichem Umfang und Reichtum. — Im Treppen-
hause ist eine Reihe bemalter Stoffe für Dekoration von
Monumentalbauten von dem MalerBcis?ier in Hannover ausge-
stellt, die zumeist nach Entwürfen von Haasc und hanno-
verschen Architekten ausgeführt sind.
NEUE DENKMALER.
— Aus Schleswig. Das Preisrichterkollegium für das
Jievcntlow-Bcsclcr-Denkmal hat seine Prüfung beendet und
durch Mehrheitsbeschluss dem Bildhauer Gicseke in München
den ersten Preis von 400 M., dem Bildhauer Schultz in Rom
den zweiten Preis von 300 M. und dem Landbauinspektor
ff. Angelroth hierselbst den dritten Preis von 200 M. zuer-
kannt. Da aber keiner der vierzehn eingereichten Entwürfe,
auch die preisgekrönten nicht, unverändert dem ausführen-
den Ausschuss empfohlen werden konnte, so wird dieser
demnächst zwecks weiterer Beschlussfassung zusammentreten.
= tt. Spandau. Vor der gotischen Nikolaikirche wurde
des Kurfürsten Joachim IL Standbild, das in Erz gegossene
wohlgelungene Werk des Bildhauers Professor Erdmann
Encke in Berlin enthüllt. Der Kurfürst ist als Mann von
schlichter, gedrungener Kraft aufgefasst, hält in der Linken
das Schwert als Wehr des Glaubens, und zur Rechten sieht
mau Bibel und Kruzifix. Die Herstellungskosten beliefen sich
auf rund 70000 Mark.
= tt. Mannheim. Die Bildhauer Caspar Ritter von
Zumbusoh in Wien und Professor Rudolf Sicmcring in Berlin
sind am 27. Oktober hierher gekommen, um im Vereine mit
dem hierzu bestellten engeren Kunstausschusse die elf Mo-
delle der beiden Wettbewerbe zum Kaiser-Wilhelm-Denkmale
für den Schlosshof unserer Stadt zu begutachten. Es handelt
sich um zwei Modelle von Anton Hess in München, zwei
Modelle von Friedrich Moest in Karlsruhe, zwei Modelle
von. Adolf Heer und Josef Durm in Karlsruhe, zwei Modelle
von Gustav Eberlein in Berlin, ein Modell von Johann Hof-
farth in München, ein Modell von Alexander Calandrelli in
Berlin und ein Modell von Bruno Kruse in Berlin. Dem
Vernehmen nach besteht die Absicht, dem Gesamtkomitee
einen dritten Wettbewerb vorzuschlagen, somit keines der
vorhandenen elf Modelle zur Ausführung zu bringen.
VERMISCHTE NACHRICHTEN.
= tt. Paris. Einem Berichte von Edmund Guillaume,
dem Architekten des Louvrepalais, entnehmen wir, dass die
nördliche Fassade der Tuilerien, an der rue de Rivoli, vom
Pavillon de Rohan bis zur rue des Tuileries, nunmehr mit
46 Statuen von 2'/2 Meter Höhe in den bereits vorhandenen
Nischen geschmückt wird. Es sind hiefür 200000 Franken
Gesamtkosten in Aussicht genommen und es werden sich an
die am Pavillon de Rohan befindlichen acht Standbilder
berühmter Heerführer aus der Zeit der ersten Republik und
des Kaiserreichs: Hoche, Kleber, Lannes, Massena, Desaix,
Marceau, Soult und Ney, in der Folge die neuen Statuen von
Jeanne d'Arc, Madame de Sevigne, .Madame de Stael,
von Carnot, Ed. Bouchardon und andern anschliessen. —
Eine Caritas von G. Pencx, in Basel. Da es nur wenige
historische Bilder von Pencz giebt, dürfte es gestattet sein,
kurz die Aufmerksamkeit auf ein sehr gut erhaltenes Ge-
mälde dieser Kategorie hinzulenken. Es ist bezeichnet mit
dem Monogramme und der Jahreszahl 1541, wie eine Unter-
suchung von sachkundiger Hand bewies, völlig intakt und
echt. Es stammt aus einer Familie in Heidelberg, die es
schon lange besass und befindet sich jetzt im Besitz des
Herrn Unstel in Basel. Es stellt eine sog. Caritas romana vor.
Oder sollte doch der Bezug auf die Kimonsage gestattet sein?
Denn die Untersuchungen von K. Mayer im 1. Heft dieses
Jahrganges des Repertoriums für Kunstwissenschaft haben ein
kräftigeres Nachleben griechischer Reminiszenzen dargethan,
als man im allgemeinen geneigt ist anzunehmen. Beide Per-
sonen sind nur als Brustbilder sichtbar. Der Mann mit dem
charaktervollen Kopf, der schon, wohl mit Unrecht, für den
Luthers angesprochen wurde, hat sich nieder-gebeugt und
bietet voll Verlangens die Lippen der Nahrung dar. Das
junge Mädchen, die das Kleid von der Schulter herunterge-
schoben hat, blickt dagegen mit einer geradezu beleidigen-
den Gleichgültigkeit aus dem Bilde heraus. Das Kolorit des
Mädchens ist warmbraun, heller im Licht, allmählich in der-
selben Farbe dunkel abschattirt. Das Karnat des Mannes ist
gelblicher und in den tiefen Schatten mischt sich ein leicht
rötlicher Ton ein. Das Gewand der Frau ist rosa und weiss
mit gelbem Besatz, das des Mannes schwarz. Alle Farben
sind satt und warm. Der Auftrag ist sehr vertrieben und
weich, aber dabei flott und sicher. Das warmbraune Kolorit
erinnert ohne Frage, wie auch das Oval des Mädchens an
„italienische Einflüsse". Man hat denn auch sonst schon
verschiedene Indicien gefunden, die auf Italien hinzuweisen
schienen. Sollte aber diese Annahme vollkommen berechtigt
sein? In Nürnberg besitzt das Germanische Museum einen
Hieronymus, der, wie auch Bayersdorfer annimmt, nach Q.
Matsys kopirt ist und zwar, wie es mir bestimmt scheint,
mit dem Bestreben, auch malerisch, d. h. in der Farbenzu-
sammenstimmung seinem grossen Vorbilde nahe zu kommen.
Dies Bild schenkte der Maler 1544 dem Rate seiner Vater-
stadt. War Pencz vielleicht in den Niederlanden und hat
er dort seine italienisirenden Anklänge sich erworben? Wir
haben aus dem Jahre 1539 einen grossen Stich nach einem
Fresko Giulio Romano's, in dem sich in der Technik eine
Personalnacbrichten-. — Sammlungen und Ausstellungen. — Neue Denkmäler. — Vermischte Nachrichten.
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PERSONALNACHRICHTEN.
= tt. Köln. Hofrat Aldenhoven in Gotha ist zum Kon-
servator des hiesigen Wallraf-Richartz-Museums ernannt wor-
den. Unser neuer Konservator steht im 47. Lebensjahre und
hat mit grosser Rührigkeit und Sachkenntnis die Kunstsamm-
lungen des herzoglich koburgischen Hofes, welche früher sy-
stemlos angehäuft waren, auf die an ein modernes Museum
zu stellende Höhe gebracht.
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
— tt. Das Kestner-Museum in Hannover wurde am
9. November eröffnet. Die Baukosten von 400000 Mark
wurden zu einem Viertel von Herrn Kestner und zu drei
Viertel aus Staatsmitteln bestritten. Die interessante Samm-
lung dieses neuen Museums hat sich die Aufgabe gestellt,
6einen derzeitigen wertvollen Bestand an Kleinkunst des
Altertums, Mittelalters und der Neuzeit durch weitere Er-
werbungen auf dem kunstgewerblichen Gebiete fortzusetzen
und zu vervollständigen.
O. M. Im Kunstgewerbemuseum xu Berlin ist soeben
eine Sonderausstellung der Neuerwerbungen der letzten Mo-
nate eröffnet worden, unter denen sich u. a. eine Sammlung
orientalischer Fliesen und Stoffe. Metallarbeiten des Mittel-
alters und der Renaissance und eine grössere Kollektion
chinesischer Arbeiten befinden. — In der oberen Galerie des
Lichthofes sind femer zur Ausstellung gelangt: Arbeiten in
Leder, Bronze und Silber aus der Kunstwerkstatt von
Sirschwald, dem Inhaber des Magazins für deutsches Kunst-
gewerbe, darunter ein Wandschirm in Leder, Blau und Silber
von ungewöhnlichem Umfang und Reichtum. — Im Treppen-
hause ist eine Reihe bemalter Stoffe für Dekoration von
Monumentalbauten von dem MalerBcis?ier in Hannover ausge-
stellt, die zumeist nach Entwürfen von Haasc und hanno-
verschen Architekten ausgeführt sind.
NEUE DENKMALER.
— Aus Schleswig. Das Preisrichterkollegium für das
Jievcntlow-Bcsclcr-Denkmal hat seine Prüfung beendet und
durch Mehrheitsbeschluss dem Bildhauer Gicseke in München
den ersten Preis von 400 M., dem Bildhauer Schultz in Rom
den zweiten Preis von 300 M. und dem Landbauinspektor
ff. Angelroth hierselbst den dritten Preis von 200 M. zuer-
kannt. Da aber keiner der vierzehn eingereichten Entwürfe,
auch die preisgekrönten nicht, unverändert dem ausführen-
den Ausschuss empfohlen werden konnte, so wird dieser
demnächst zwecks weiterer Beschlussfassung zusammentreten.
= tt. Spandau. Vor der gotischen Nikolaikirche wurde
des Kurfürsten Joachim IL Standbild, das in Erz gegossene
wohlgelungene Werk des Bildhauers Professor Erdmann
Encke in Berlin enthüllt. Der Kurfürst ist als Mann von
schlichter, gedrungener Kraft aufgefasst, hält in der Linken
das Schwert als Wehr des Glaubens, und zur Rechten sieht
mau Bibel und Kruzifix. Die Herstellungskosten beliefen sich
auf rund 70000 Mark.
= tt. Mannheim. Die Bildhauer Caspar Ritter von
Zumbusoh in Wien und Professor Rudolf Sicmcring in Berlin
sind am 27. Oktober hierher gekommen, um im Vereine mit
dem hierzu bestellten engeren Kunstausschusse die elf Mo-
delle der beiden Wettbewerbe zum Kaiser-Wilhelm-Denkmale
für den Schlosshof unserer Stadt zu begutachten. Es handelt
sich um zwei Modelle von Anton Hess in München, zwei
Modelle von Friedrich Moest in Karlsruhe, zwei Modelle
von. Adolf Heer und Josef Durm in Karlsruhe, zwei Modelle
von Gustav Eberlein in Berlin, ein Modell von Johann Hof-
farth in München, ein Modell von Alexander Calandrelli in
Berlin und ein Modell von Bruno Kruse in Berlin. Dem
Vernehmen nach besteht die Absicht, dem Gesamtkomitee
einen dritten Wettbewerb vorzuschlagen, somit keines der
vorhandenen elf Modelle zur Ausführung zu bringen.
VERMISCHTE NACHRICHTEN.
= tt. Paris. Einem Berichte von Edmund Guillaume,
dem Architekten des Louvrepalais, entnehmen wir, dass die
nördliche Fassade der Tuilerien, an der rue de Rivoli, vom
Pavillon de Rohan bis zur rue des Tuileries, nunmehr mit
46 Statuen von 2'/2 Meter Höhe in den bereits vorhandenen
Nischen geschmückt wird. Es sind hiefür 200000 Franken
Gesamtkosten in Aussicht genommen und es werden sich an
die am Pavillon de Rohan befindlichen acht Standbilder
berühmter Heerführer aus der Zeit der ersten Republik und
des Kaiserreichs: Hoche, Kleber, Lannes, Massena, Desaix,
Marceau, Soult und Ney, in der Folge die neuen Statuen von
Jeanne d'Arc, Madame de Sevigne, .Madame de Stael,
von Carnot, Ed. Bouchardon und andern anschliessen. —
Eine Caritas von G. Pencx, in Basel. Da es nur wenige
historische Bilder von Pencz giebt, dürfte es gestattet sein,
kurz die Aufmerksamkeit auf ein sehr gut erhaltenes Ge-
mälde dieser Kategorie hinzulenken. Es ist bezeichnet mit
dem Monogramme und der Jahreszahl 1541, wie eine Unter-
suchung von sachkundiger Hand bewies, völlig intakt und
echt. Es stammt aus einer Familie in Heidelberg, die es
schon lange besass und befindet sich jetzt im Besitz des
Herrn Unstel in Basel. Es stellt eine sog. Caritas romana vor.
Oder sollte doch der Bezug auf die Kimonsage gestattet sein?
Denn die Untersuchungen von K. Mayer im 1. Heft dieses
Jahrganges des Repertoriums für Kunstwissenschaft haben ein
kräftigeres Nachleben griechischer Reminiszenzen dargethan,
als man im allgemeinen geneigt ist anzunehmen. Beide Per-
sonen sind nur als Brustbilder sichtbar. Der Mann mit dem
charaktervollen Kopf, der schon, wohl mit Unrecht, für den
Luthers angesprochen wurde, hat sich nieder-gebeugt und
bietet voll Verlangens die Lippen der Nahrung dar. Das
junge Mädchen, die das Kleid von der Schulter herunterge-
schoben hat, blickt dagegen mit einer geradezu beleidigen-
den Gleichgültigkeit aus dem Bilde heraus. Das Kolorit des
Mädchens ist warmbraun, heller im Licht, allmählich in der-
selben Farbe dunkel abschattirt. Das Karnat des Mannes ist
gelblicher und in den tiefen Schatten mischt sich ein leicht
rötlicher Ton ein. Das Gewand der Frau ist rosa und weiss
mit gelbem Besatz, das des Mannes schwarz. Alle Farben
sind satt und warm. Der Auftrag ist sehr vertrieben und
weich, aber dabei flott und sicher. Das warmbraune Kolorit
erinnert ohne Frage, wie auch das Oval des Mädchens an
„italienische Einflüsse". Man hat denn auch sonst schon
verschiedene Indicien gefunden, die auf Italien hinzuweisen
schienen. Sollte aber diese Annahme vollkommen berechtigt
sein? In Nürnberg besitzt das Germanische Museum einen
Hieronymus, der, wie auch Bayersdorfer annimmt, nach Q.
Matsys kopirt ist und zwar, wie es mir bestimmt scheint,
mit dem Bestreben, auch malerisch, d. h. in der Farbenzu-
sammenstimmung seinem grossen Vorbilde nahe zu kommen.
Dies Bild schenkte der Maler 1544 dem Rate seiner Vater-
stadt. War Pencz vielleicht in den Niederlanden und hat
er dort seine italienisirenden Anklänge sich erworben? Wir
haben aus dem Jahre 1539 einen grossen Stich nach einem
Fresko Giulio Romano's, in dem sich in der Technik eine