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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 1.1889/​90

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Koopmann, W.: Laokoon
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.3772#0058

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103 Kunstlitteratur u. Kunsthandel. — Nekrologe. — Todesfälle. — Personalnachrichten. — Sammlungen u. Ausstellungen. 1()4

durch eine Umschlingung des Schlangenleibes, auf
das Hinterhaupt zurücksinkt, um das Bild ratloser
Verzweiflung, der vollkommenen Wehrlosigkeit des
heroischen Leibes und gottbegnadigten Sehers voll-
ständig zu machen.

Gegenüber so gehäuften Qualen, wenn sie auch
mit höchster Künstlerschaft dargestellt sind, darf
das Verlangen nach einem versöhnenden Element
nicht unbefriedigt bleiben.

Es lassen sich Gründe dafür anführen, dass die
mögliche Rettung des älteren Sohnes dieser Em-
pfindung gerecht wird.

Stärker noch kommt das versöhnende Element
durch die Sühne für begangenen Frevel zur Geltung,
welche dem Laokoon durch seinen und seiner unschul-
digen Söhne tragischen Untergang auferlegt wird.

W. KOOPMÄNK

KUNSTLITTERATUR UND KUNSTHANDEL.

© 0 Düsseldorf. Das Prämienblatt, welches der Rhei-
nisch-Westfälische Kunstverein für das Jahr 1889 an seine
Mitglieder verteilt, erhebt sich um ein bedeutendes über das
Mittelmass von Tüchtigkeit, das den Arbeiten dieser Art
eigen zu sein pflegt. Professor Forberg hat nach dem Bilde
W. Sohns: „Die Konsulation beim Advokaten" im Museum
zu Leipzig einen Kupferstich vollendet, der den Verächtern
der einst alleinherrschenden Kunst doch wohl zu denken
geben wird. Wenn man von Linienmanier sprechen wollte,
wiewohl sie den leitenden Faden giebt, würde man eine
falsche Vorstellung erwecken, denn die Linie verschwindet
hier in einer äussersten Engführung. Der Geist Gaillards
schwebt über dem trefflichen Werk. Stoffliche Wirkungen
von originellster Art sind mit Mitteln erzielt, die selbst das
geübteste Auge nur unter Schwierigkeiten enträtselt und
analysirt. Die erzielte Tiefe ist staunenerregend. Dem herr-
lichen Urbild wird die Reproduktion vollkommen gerecht.
Das Blatt gehört zu den wenigen, welche trotz ihrer Ver-
breitung und Anhäufung an einem Platze doch den Wunsch,
es zu besitzen, bei dem Kunstliebhaber rege machen.

NEKROLOGE.

K. George Loring Brown, Landschaftsmaler, geb. 2. Febr.
1814 zu Boston, im Staate Massachusetts, Ver. Staaten von
Nordamerika, starb am 25. Juni 1880 in Maiden, in der
Nähe von Boston. Vor längeren Jahren hat ihm die „Zeit-
schrift" einen ausführlichen Artikel gewidmet. Bis zu seinem
Tode war er in derselben Weise thätig, ein Maler Italiens
nach der alten Schule, so dass er der jetzigen Generation
als ein Anachronismus erschien. Trotzdem aber ist es für
die Mitbürger des Verstorbenen ein nicht gerade ehrendes
Zeugnis, dass sie seinen Tod gleichgültig und fast unbe-
achtet an sich haben vorübergehen lassen. Dass Brown
allerlei krauses Zeug gemalt hat, dass seine Vordergründe
fast immer hart und unangenehm und seine Versuche, die
Landschaft seiner Heimat zu malen, nur zu oft grell bunt
waren, lässt sich nicht leugnen. Aber als Maler glänzender
Liehtefl'ekte und duftiger Fernen hat er Eminentes geleistet
und die Realisten, die gar keine Realisten sind, mögen immer

über ihn als einen konventionell - idealistischen Theater-
coulissenmaler die Nase rümpfen in der beruhigenden Über-
zeugung, dass die Mode auch sie einst hoch und trocken am
Strande zurücklassen wird. Denn wenn die Mode des Augen-
blicks nicht alles regierte, so würde man es nie und nimmer
einer Kunsthandlung überlassen haben, das Andenken des
Verstorbenen kümmerlich durch Ausstellung von nicht einem
Dutzend seiner Bilder zu ehren! Dass die Herren Williams
& Everett Feingefühl und Mut genug hatten, eine solche
Ausstellung zu unternehmen, ist aller Anerkennung wert.

TODESFALLE.

*** Der deutsche Genre- und Porträtmaler Ferdinand
Hcilbuth, ein geborener Hamburger, aber naturalisirter Fran-
zose, ist zu Paris am 19. Nov. gestorben.

= tt. Stuttgart. Am 12. Nov. starb der als Porträtist
und Landschafter thätige Maler Robert Heck, geborner Stutt-
garter, im Alter von 58 Jahren.

x% Der englische Aquarellmaler Spencer Vincent, wel-
cher sich besonders durch Gebirgslandschaften nach schotti-
schen Motiven bekannt gemacht hat, ist anfangs November
zu London gestorben.

PERSONALNACHRICHTEN.

„% Der Radirer Karl Koepping, welcher seit mehreren
Jahren in Paris lebt, ist, wie die „Vossische Zeitung" meldet,
als Vorsteher des Meisterateliers für Kupferstecherkunst an
die Berliner Akademie berufen worden. Er wird sein Amt
voraussichtlich zu Beginn des Sommersemesters 1890 an-
treten.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

Rd. Hannover. Am 9. d. M. fand die feierliche Er-
öffnung des Kestncr-Muscums statt. Ausser den vollzählig
erschienenen Mitgliedern der städtischen Kollegien waren
die Spitzen der Behörden', sowie Vertreter von Kunst und
Wissenschaft erschienen. Der Stifter des grössten Teiles der
Sammlung, Herr Kestner, war durch Krankheit von der Teil-
nahme an der Feier abgehalten; von der Familie des ver-
storbenen Senators Culemann wohnten die Gattin und Toch-
ter der Eröffnung bei. Hinter dem Rednerpult hatte inmitten
einer Gruppe immergrüner Pflanzen die Marmorbüste H.
Kestners, des Begründers der Kestner-Sammlung, Aufstellung
gefunden. Herr Stadtdirektor Haltenhoff gab, nachdem er
die Versaimnlung begrüsst, zunächst seinem Bedauern Aus-
druck, dass derjenige, dessen Namen das Museum führt und
auf dessen Anregung es erbaut ist, durch Krankheit von der
Feier zurückgehalten sei. In einer Schilderung der Ent-
stehung des Museums führte der Redner sodann ungefähr
folgendes aus: Im Jahre 1884 gab der verstorbene Senator
Culemann dem Stadtdirektor Kenntnis, dass Herr Hermann
Kestner, fussend auf eine testamentarische Verfügung seines
Onkels, geneigt sei, der Stadt seine Sammlungen zuzuwenden
und einen Beitrag zum Bau eines eigenen Museums zu leisten.
Die Stadtvertretung war über dieses Anerbieten um so mehr
erfreut, als sich ihr nun die Aussicht bot, der städtischen
Bibliothek und dem städtischen Archiv einen würdigen Unter-
kunftsraum zu schaffen. Nachdem mit Herrn Kestner die
Bedingungen betreffs Annahme der Schenkung vereinbart
waren, wurde der Bau eines am Friedrichswall zu errichten-
den Museums beschlossen. Von 48 eingegangenen Entwürfen
erhielt der von Prof. Stier eingereichte den ersten Preis.
 
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