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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 1.1889/​90

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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.3772#0139

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:
UND

CARL VON LUTZOW

WIEN
Heugasse 58.

ARTHUR PABST

KÖLN

Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. I. Jahrgang.

1889/90.

Nr. 17. 27. Februar.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

BÜCHERSCHAU.
R. Engelmann. Bilderatlas zum Homer. Leip-
zig MDCCCLXXXIX. Verlag des litterarischen
Jahresberichts (Artur Seemann). Cart. 3 M. 60 Pf.

gb. 4

M.

Seit Carstens und Flaxmann ihre klassischen Um-
risszeichnungen zu Homer entwarfen, die dann alle
besseren Illustrationen beeinflussten, hat sich in der
Art, wie das Publikum dem griechischen Epos gegen-
übersteht, eine Wandlung vollzogen, die nicht voll-
ständiger sein könnte. Die aus dem rein Poetischen
geschöpfte Begeisterung, welche danach verlangte, ihre
Lieblingsgebilde verkörpert und zwar in hellenisch
reinen Linien verkörpert zu sehen, ist mehr und mehr
dem alle Bildungsschichten durchdringenden histo-
rischen Sinn gewichen, welcher statt zeit- und ort-
loser Idealschöpfungen nunmehr die Prägungen einer
bestimmten Kulturperiode sieht, deren Geheimnisse in
der Meinung des grösseren Publikums sich bei dem
Zaubernamen Schliemanu aufthun. Andrerseits hat
das kunstgeschichtliche Interesse weiten Kreisen
hingst zum lebhafteren Bewusstsein gebracht, dass
jene Gestalten nicht bloss in der Dichtung, sondern
auch in der bildnerischen Thätigkeit des Altertums
lebten. Dennoch ist es eigentlich heut zum ersten
Mal, dass auf die auf aller Lippen schwebende Frage,
wie sich die homerischen Scenen in der Phantasie
der Alten selber darstellten, eine bündige und allen
verständliche Antwort erteilt wird.

Inghirami's homerische Galerie, zeitlich uns aller-
dings beschämend lange voraus, war italienisch ge-
schrieben und, wiewohl Farben nicht gespart waren,
in der Wiedergabe der antiken Monumente doch gar

zu wenig ernsthaft gemeint. Overbecks Heroenga-
lerie des troischen und thebanischen Sagenkreises,
für jene Zeit eine noch immer bewundernswerte
Leistung, war schon ihrem Text nach lediglich für
Gelehrte bestimmt und griff weit über Homer hinaus.
Jane Harrison hat dann, zu Anfang dieses Jahrzehnts,
dem englischen Damenpublikum die Odyssee mytho-
graphisch vorerzählt und eine Reihe antiker Bild-
werke beigegeben. Erst Prof. Engelmann in dem
vorliegenden Atlas mit knappem orientirenden Text
giebt das, was alle brauchen, die sich nicht in archäo-
logische Bibliotheken vertiefen können, nämlich zu
den nur durch die Versnummern bezeichneten Scenen
und Mythen eine fortlaufende Illustration nach An-
tiken, wobei auch solche Dinge wie homerische Rea-
lien zu ihrem vollen Rechte kommen. Eine Aus-
wahl wie diese, die nicht in zufällig zusammenge-
rafften Bildern besteht, sondern aus der Fülle des
heutigen, kaum noch übersehbaren Materials stets das
Geeignetste, Instruktivste darbietet, und bei der doch
zugleich Beschränkung oft schwerer als Freigebig-
keit, konnte nur von jemandem getroffen werden,
der auf der Höhe der archäologischen Situation stellt.
Schon die erste Tafel, die man aufschlägt, em-
pfiehlt sich durch die geschmackvolle Auswahl und
Anordnung der Bildwerke, wie durch die Fülle von
Fragen, die sie beantwortet. Da ist oben in der
Mitte, in einem noch unedirten Exemplar, die Büste
des blinden Sängers selbst — lediglich Idealporträt,
wie der Text belehrt; auf der einen Seite die Tafel
des Archelaos mit der Verherrlichung dessen, dem
das Heidentum seine Bibel zu verdanken glaubte, auf
der andern Seite eine der Ilischen Schultafeln, woran
der Schüler sich vergegenwärtigen mag, welche la-
 
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