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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 1.1889/​90

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https://doi.org/10.11588/diglit.3772#0159

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305 Todesfälle. — Ausgrabungen u. Funde. — Konkurrenzen. — Personalnachrichten. — Sammlungen u. Ausstellungen.

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artisti", aus dem man erfährt, dass teils die Aufenthaltsorte
von Künstlern nicht bekannt waren, teils die Post Irrtümer
begangen hat, teils die bekannte Gleichgültigkeit (Indifferenz,
Faulheit, Portoscheu gehören auch dazu!) die Schuld daran
trägt, dass nicht in allen Fällen Auskünfte über die lebenden
italienischen Künstler eingegangen sind. Aber de Gubernatis
ist nicht der Mann, der sich dadurch abschrecken lässt; er
versteht es, auch ohne die erbetene Unterstützung des Publi-
kums fertig zu werden, und so liegen denn bis jetzt von
dem auf 10 Hefte von zusammen über 800 Seiten berech-
neten Werke die zwei ersten vor, die auf 160 Seiten ca.
360 Artikel über Maler, Bildhauer, Architekten, Steinschneider,
Graveure, Ciselirer und dergl. bringen. Das ganze Buch soll
bis zum August d. J. fertig sein. Die von den Verlegern,
Gebrüder Gonnelli in Florenz, gestellten Bezugsbedingungen
sind insofern äusserst günstige, als der Preis des ganzen
Werkes bei Vorausbezahlung 16 Lire, bei Subskription
20 Lire beträgt, und wer 4 Exemplare bezieht, ein Frei-
exemplar erhält. P. E. R.

x. Im Verlage von Haendcke und Lehmkuhl in Ham-
burg ist kürzlieh eine Schrift über Böcklin erschienen, die
durch ihre gedankenvolle Eigenart auf .weiteres Interesse
Anspruch machen darf. Sie betitelt sich „Arnold Böcklin in
seiner historischen und künstlerischen Entwickelung. Ein
Vortrag von Dr. B. Haendcke, Privatdozent der Kunstge-
schichte an der Universität Bern" und sucht auf breiter
Grundlage den Nachweis zu liefern, dass Böcklin über die
subjektive landschaftliche Stimmungsmalerei der neueren
Kunst hinausgegangen ist und gewissermassen eine ideale
Vereinigung dieser Richtung mit der objektivirenden und
personifizirenden Landschaftscharakteristik der Griechen er-
strebt und erreicht hat. Der Verfasser unterscheidet drei
Stufen in den Werken des Künstlers, die von den Gepflogen-
heiten moderner Landschaftsmalerei allmählich bis zu jenem
Höhepunkt hinauf leiten. Auf der ersten Stufe stehen ihm
diejenigen Bilder, in denen die Landschaft den Reflex der
handelnden Personen bildet, in denen die Natur jubelt, weil
die Menschen jubeln, und trauert, weil diese trauern; wo
also schon nicht mehr der Maler seine Stimmung von aussen
hineinträgt, sondern die Stimmung aus der Handlung heraus-
wächst. Die nächste Stufe sieht er in den Bildern, deren
Charakteristiken in der Beseelung der Natur liegt, wo das
elementare Leben bestimmend auf die Geschöpfe einwirkt
und demgemäss die Gestalten in der Landschaft als Natur-
produkte der Landschaft erscheinen. Die letzte und höchste
Stufe scheint ihm erreicht in den Werken, die sich über den
zufälligen Charakter der jeweiligen Landschaft erheben und
gewissermassen zu Trägern allgemeiner Ideen der Mensch-
heit werden, wie etwa in Bezug auf den Gedanken des Todes
das ergreifende Bild „die Toteninsel". Hier ist alle Subjek-
tivität des Künstlers aufgegangen in dem Gestalten eines
schlicht menschlichen, allgemein empfundenen Gefühls. —
Geistreich und überzeugend wie diese Stufenfolge der Ent-
wickelung Böcklins ist die Motivirung und Charakterisirung
im einzelnen, deren warmer Ton niemals in blinde Ver-
götterung umschlägt und die basirt ist auf der Kenntnis
des Künstlerlebens, dem eingehenden Studium Böcklinscher
Technik und auf der klaren Würdigung kulturhistorischer
Einflüsse.

TODESFÄLLE.

K. Friedrich Jucngling, einer der hervorragendsten unter
den Vertretern der „neuen Schule" des Holzschnittes, oder
eigentlich Holzstiches, starb am 31. Dez. in New York. Er

hatte schon seit mehreren Jahren an Diabetes gelitten, die
er sich durch Überanstrengung zugezogen hatte; eine Er-
kältung führte das Ende herbei. Wir werden demnächst
einen eingehenderen illustrirten Artikel über die Wirksam-
keit des Verstorbenen bringen.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE.

*„* Nene Ausgrabungen Sehliemanns im Hissarlilchüijel.
Der Berliner philologischen Wochenschrift wird von Schlie-
niann geschrieben: „Anfang März werde ich die Ausgrabun-
gen in Trojä mit Dörpfeld energisch wieder in Angriff neh-
men und denke sie in wenigstens zwei Jahren abzuschliessen.
Ich werde mit zwei Eisenbahnen arbeiten, welche mir das
Fortschaffen des Schutts bedeutend erleichtern werden. Zu-
nächst werde ich die Gegend ausserhalb der Mauern aus-
graben und die Wege, welche von den drei schon ausgegra-
benen Thoren in die Unterstadt führen. Darauf werde ich
von oben beginnen und die zwei grossen Schuttkegel, welche
ich früher noch in der Mitte der verbrannten Stadt stehen
gelassen habe, abtragen. Ich habe eine Anzahl Holzhäuser,
gedeckt mit wasserdichter Leinwand, gebaut und erwarte im
Frühling und Sommer viele Männer der Wissenschaft, welche
meine Ausgrabung besichtigen werden"-

KONKURRENZEN.

Aus Baden. Um das Interesse für die Verwendung ge-
schmackvoller Fächer zu wecken und den zur Anfertigung
solcher Arbeiten berufenen Kreisen neue Erwerbsquellen zu
eröffnen, insbesondere aber die noch stark ausgedehnte Ein-
führung von Fächern aus dem Auslande zu beschränken,
erlässt der Badische Kunstverein eine Preisbewerbung für
künstlerisch ausgestattene Fächer. Als zur Bewerbung ge-
eignet sind nur ausgeführte Arbeiten zu bezeichnen und so-
mit zulässig: 1. die auf Schwanenhaut, Seide, Pergament,
Stoff u. s. w. fertig gemalten Fächerblätter; 2 die Fassung
des Fächers für sich allein, sei dies in Elfenbein, Perlmutter,
Holz, Metall oder sonstigem Material, und 3. beide Teile zu
einem vollständig fertigen Fächer vereint. Als Bewerber
sollen nur die Verfertiger der Arbeiten auftreten. Ausser
einem Ehrenpreis der Grossherzogin Luise von Baden werden
ein Preis zu 300 M., zwei Preise zu je 200 M. und drei
Preise zu je 100 M. zur Verteilung gelangen. Für weitere
hervorragende Arbeiten sind noch besondere Ehrendiplome
vorgesehen. Die Anmeldung der Gegenstände soll bis 1. Ja-
nuar 1891, die Einsendung bis 15. April 1S01 erfolgen.

PERSONALNACHRICHTEN.

*% Zum Dombaumeister in Strassburg ist an Stelle des
verstorbenen August Hartel der Baumeister Franz Schmitz
ernannt worden.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

A. R. In Schulte's Kimstausstellwig in Berlin ist gegen-
wärtig das dritte der grossen Bilder zu sehen, in welchen
der frühere Nordpolfahrer Julius v. Payer den Untergang der
Franklinschen Expedition zu schildern unternommen hat.
Das Gemälde, welches zuerst auf der vorjährigen Pariser
Weltausstellung in der Öffentlichkeit erschien, stellt den Tod
Franklins in der Kajüte seines Schiffs am 11. Juni 1847 oder
vielmehr den Abschied von seinen Gefährten dar, von den
Kapitänen, Offizieren und Seeleuten, wolche in tiefer Er-
schütterung ihren Führer umgeben. Durch eine Öffnung des
Decks fällt helles Licht in den Raum, vielleicht ein allzu
 
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