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Vom Leipziger Museum.
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Zahnarzt", „In der Kneipe"), Cornelis Dusart („Bauern-
tanz in der Tenne"), Pieter de Bloot („Das Bauern-
paar"), Andries Both („Die Kartenspieler"), Dirk Hals
(„Lustige Gesellschaft1'), de Jongh („Gesellschaft hei
Tisch"), David Teniers d. j. („Affenbarbierstube"),
Jan Verkolje („Es lebe der Wein"); von Stillleben-
malern: Adriaenssens, Frans Ykens, Klaasz Heda
(Frühstück"), de Heeni (prächtiger „Blumenstrauss")
u. a. Das kunstgeschichtlich interessanteste Stück
dürfte zweifellos „Der Fischmarkt in Amsterdam"
von Emanuel de Witt sein, dem bekannten Architektur-
maler, von dem nur noch eine ähnliche Genrescene
(in Boymanns Museum in Rotterdam) bekannt ist.
Wie die wissenschaftliche Erkenntnis mit jedem Tage
fortschreitet, so ist es auch erfreulicherweise ge-
lungen, mit Hilfe einer Anzahl hervorragender Kenner
der niederländischen Kunstgeschichte, die sich im
letzten Herbste in Leipzig zusammenfanden, die Zahl
der „anonymen" Meister auf gegenwärtig nur drei
zurückzuführen. Und zwar konnten mit Sicherheit
bestimmt werden: Pieter Mulier aus Harlem, ein
erst neuerdings bekannt gewordener Meister („Dünen-
landschaft"), Gerrit Lundens („Fröhliche Gesellschaft"),
Knibbergen („Landschaft") und Meister „JOC" („Hol-
ländischer Bauernhof" in der Art des Esaias van de
Velde), während andere mit Wahrscheinlichkeit be-
kannt und endlich bereits früher bestimmte auf
Grund neuerer Forschungen umgetauft wurden. So
sind ein Isack Ostade, W. Schutt, David Teniers
d. j. (ein spätes Bild, an Stelle Abraham Teniers'),
Adriaan Ostade, Cornelis Decker ans Tageslicht ge-
treten. Zwei der Thieme'schen Bilder wurden im
vorigen Jahre mit Genehmigung des Schenkgebers
von der Hamburger Kunsthalle, die den früheren
einheimischen Meistern ein besonderes Augenmerk
zuwendet, eingetauscht und zwar Ottmar Elliger
(Bildnis einer Dame) gegen einen Hendrik van Vliet
(„Kircheninneres") und Wilhelm Scheits („Land-
partie") gegen Anthony van Borssum („Mondland-
schaft").
Die hochherzige Stiftung, über die hier nur in
aller Kürze berichtet werden konnte, ehrt ebenso
sehr den kunstsinnigen Schenkgeber, wie sie für
alle Zeiten ein schönes Denkmal Leipziger Bürger-
sinnes bleiben wird.
Abgesehen von den weiterhin zu berührenden
Erwerbungen, die Rat und Kunstverein zum Teil
aus eigenen Mitteln oder aus Vermächtnissen mach-
ten, brachten die Jahre 1886 bis 1889 dem Museum
eine stattliche Reihe einzeln überwiesener Bilder ein.
Von Frau Adeline verw. Dr. Spillner erhielt es ein
Ölgemälde „Bettlerin an der Kirchthür" von dem
noch lebenden Mailänder Maler Giuseppe Molteni;
von Herrn Hermann Traugott Fritzsche sen. ein
feines Kabinetstück der Kleinmalerei „Der gute
Freund" von Anton Seitz, eine vortrefflich gelungene
Charakterschilderung, in der Ausführung von einer
an Meissonnier erinnernden Sorgfalt und Sauberkeit,
ferner eine hübsche Schäferidylle, ein Produkt der
Hellmalerei, von Ludwig Blume-Siebert; von Herrn
Wilhelm Dodel eine prächtige, durch ihre effektvolle
Farbenstimmung, wie nicht minder durch die reiz-
volle Behandlung der südlichen Natur ausge-
zeichnete italienische Landschaft „Am Posilipp bei
Neapel" (Sonnenscheinbeleuchtung) von Oswald
Achenbach, dem klassischen Meister in der Schil-
derung der italienischen Natur; von Herrn Her-
mann Härtung ein durch seine leuchtende Färbung
eigenartiges Gemälde von Gabriel Max „Madonna
mit dem Kinde", der modernen Zeit angepasst, viel-
leicht mehr eine Vorkörperung reinster, edler Mutter-
liebe, als des uns geläufigen religiös - kirchlichen
Madonnenideals; von der verstorbenen Prinzessin
Charlotte von Schleswig-Holstein ein leider über-
maltes und ungeschickt ausgebessertes Olbildnis ihres
Grossvaters, des Prinzen Christian von Schleswig-
Holstein, vermutlich von Johann Friedrich August
Tischbein, dazu als Gegenstück ein Bildnis der Kron-
prinzessin Louise Auguste von Dänemark von dem
bekannten Dresdener Porträtmaler Anton Graff (1791
von Johann Friedrich Bause in Kupfer gestochen),
sowie endlich ein kleines Blumenstillleben; von Frau
verw. Professor Reclam wurde aus dem Nachlasse
ihres verstorbenen Gemahls ein Medaillonporträt
Gellerts von der Hand unseres Leipziger Meisters
Adam Friedrich Oeser geschenkt, dem auch jenes
ehemals auf dem Schneckenberge stehende Geliert-
monument verdankt wurde, von dem sich das ähn-
liche Reliefmedaillon — jetzt im Besitze des Vereins
für die Geschichte Leipzigs — erhalten hat; von
Herrn Diakonus Jäger in Zschopau zugleich im Na-
men seiner Geschwister aus dem Nachlasse und von
der Hand seines Vaters, des unter Schnorr v. Carols-
felds Leitung bei der Ausschmückung des Königs-
baues der Münchener Residenz beteiligten, bekannten
spätem Leipziger Akademiedirektors Gustav Jäger,
sieben Kartons zu den von diesem im Herderzimmer
des Schlosses in Weimar ausgeführten Freskocyklus:
1) Der Cid, die huldigenden Mohren an den König
weisend, 2) Columbanus zieht mit seinen Gefährten
von Schottland aus, um in Deutschland das Christen-
tum zu predigen, 3) Sage und Legende, 4) Pallas
Vom Leipziger Museum.
332
Zahnarzt", „In der Kneipe"), Cornelis Dusart („Bauern-
tanz in der Tenne"), Pieter de Bloot („Das Bauern-
paar"), Andries Both („Die Kartenspieler"), Dirk Hals
(„Lustige Gesellschaft1'), de Jongh („Gesellschaft hei
Tisch"), David Teniers d. j. („Affenbarbierstube"),
Jan Verkolje („Es lebe der Wein"); von Stillleben-
malern: Adriaenssens, Frans Ykens, Klaasz Heda
(Frühstück"), de Heeni (prächtiger „Blumenstrauss")
u. a. Das kunstgeschichtlich interessanteste Stück
dürfte zweifellos „Der Fischmarkt in Amsterdam"
von Emanuel de Witt sein, dem bekannten Architektur-
maler, von dem nur noch eine ähnliche Genrescene
(in Boymanns Museum in Rotterdam) bekannt ist.
Wie die wissenschaftliche Erkenntnis mit jedem Tage
fortschreitet, so ist es auch erfreulicherweise ge-
lungen, mit Hilfe einer Anzahl hervorragender Kenner
der niederländischen Kunstgeschichte, die sich im
letzten Herbste in Leipzig zusammenfanden, die Zahl
der „anonymen" Meister auf gegenwärtig nur drei
zurückzuführen. Und zwar konnten mit Sicherheit
bestimmt werden: Pieter Mulier aus Harlem, ein
erst neuerdings bekannt gewordener Meister („Dünen-
landschaft"), Gerrit Lundens („Fröhliche Gesellschaft"),
Knibbergen („Landschaft") und Meister „JOC" („Hol-
ländischer Bauernhof" in der Art des Esaias van de
Velde), während andere mit Wahrscheinlichkeit be-
kannt und endlich bereits früher bestimmte auf
Grund neuerer Forschungen umgetauft wurden. So
sind ein Isack Ostade, W. Schutt, David Teniers
d. j. (ein spätes Bild, an Stelle Abraham Teniers'),
Adriaan Ostade, Cornelis Decker ans Tageslicht ge-
treten. Zwei der Thieme'schen Bilder wurden im
vorigen Jahre mit Genehmigung des Schenkgebers
von der Hamburger Kunsthalle, die den früheren
einheimischen Meistern ein besonderes Augenmerk
zuwendet, eingetauscht und zwar Ottmar Elliger
(Bildnis einer Dame) gegen einen Hendrik van Vliet
(„Kircheninneres") und Wilhelm Scheits („Land-
partie") gegen Anthony van Borssum („Mondland-
schaft").
Die hochherzige Stiftung, über die hier nur in
aller Kürze berichtet werden konnte, ehrt ebenso
sehr den kunstsinnigen Schenkgeber, wie sie für
alle Zeiten ein schönes Denkmal Leipziger Bürger-
sinnes bleiben wird.
Abgesehen von den weiterhin zu berührenden
Erwerbungen, die Rat und Kunstverein zum Teil
aus eigenen Mitteln oder aus Vermächtnissen mach-
ten, brachten die Jahre 1886 bis 1889 dem Museum
eine stattliche Reihe einzeln überwiesener Bilder ein.
Von Frau Adeline verw. Dr. Spillner erhielt es ein
Ölgemälde „Bettlerin an der Kirchthür" von dem
noch lebenden Mailänder Maler Giuseppe Molteni;
von Herrn Hermann Traugott Fritzsche sen. ein
feines Kabinetstück der Kleinmalerei „Der gute
Freund" von Anton Seitz, eine vortrefflich gelungene
Charakterschilderung, in der Ausführung von einer
an Meissonnier erinnernden Sorgfalt und Sauberkeit,
ferner eine hübsche Schäferidylle, ein Produkt der
Hellmalerei, von Ludwig Blume-Siebert; von Herrn
Wilhelm Dodel eine prächtige, durch ihre effektvolle
Farbenstimmung, wie nicht minder durch die reiz-
volle Behandlung der südlichen Natur ausge-
zeichnete italienische Landschaft „Am Posilipp bei
Neapel" (Sonnenscheinbeleuchtung) von Oswald
Achenbach, dem klassischen Meister in der Schil-
derung der italienischen Natur; von Herrn Her-
mann Härtung ein durch seine leuchtende Färbung
eigenartiges Gemälde von Gabriel Max „Madonna
mit dem Kinde", der modernen Zeit angepasst, viel-
leicht mehr eine Vorkörperung reinster, edler Mutter-
liebe, als des uns geläufigen religiös - kirchlichen
Madonnenideals; von der verstorbenen Prinzessin
Charlotte von Schleswig-Holstein ein leider über-
maltes und ungeschickt ausgebessertes Olbildnis ihres
Grossvaters, des Prinzen Christian von Schleswig-
Holstein, vermutlich von Johann Friedrich August
Tischbein, dazu als Gegenstück ein Bildnis der Kron-
prinzessin Louise Auguste von Dänemark von dem
bekannten Dresdener Porträtmaler Anton Graff (1791
von Johann Friedrich Bause in Kupfer gestochen),
sowie endlich ein kleines Blumenstillleben; von Frau
verw. Professor Reclam wurde aus dem Nachlasse
ihres verstorbenen Gemahls ein Medaillonporträt
Gellerts von der Hand unseres Leipziger Meisters
Adam Friedrich Oeser geschenkt, dem auch jenes
ehemals auf dem Schneckenberge stehende Geliert-
monument verdankt wurde, von dem sich das ähn-
liche Reliefmedaillon — jetzt im Besitze des Vereins
für die Geschichte Leipzigs — erhalten hat; von
Herrn Diakonus Jäger in Zschopau zugleich im Na-
men seiner Geschwister aus dem Nachlasse und von
der Hand seines Vaters, des unter Schnorr v. Carols-
felds Leitung bei der Ausschmückung des Königs-
baues der Münchener Residenz beteiligten, bekannten
spätem Leipziger Akademiedirektors Gustav Jäger,
sieben Kartons zu den von diesem im Herderzimmer
des Schlosses in Weimar ausgeführten Freskocyklus:
1) Der Cid, die huldigenden Mohren an den König
weisend, 2) Columbanus zieht mit seinen Gefährten
von Schottland aus, um in Deutschland das Christen-
tum zu predigen, 3) Sage und Legende, 4) Pallas